dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiĂźe Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

23.08.2007

Fantasyfilmfest 2007 - Abschlussbericht

Fantasyfilmfest_07Nach 39 Filmen in acht Tagen ist es ein besonderes Vergnügen, Listen zu erstellen, um das Gesehene einzuordnen. Das Festival bot eine hohe Filmqualität, auch wenn ihm an den letzten beiden Tagen (zumindest bei der Bochumer Programmansetzung) immer mehr die Luft ausging.

 

 

Die besten Filme (ohne Rangfolge):

Die schlechtesten Filme (ohne Rangfolge):

Unter den zwanzig Filmen aus den beiden Listen verdienen einige eine besondere Erwähnung.

„UV“ gehört zu den untypischen Filmen des Festivals, vermag aber gerade durch seine subtile Atmosphäre zu überzeugen. In der Villa einer wohlhabenden Familie taucht mitten in der Hitze des Sommers ein Unbekannter auf, der behauptet, ein Freund des abwesenden Sohnes zu sein. „UV“ porträtiert mit süffisantem Humor die grenzenlose Langeweile des Familienlebens, in das der Eindringling ein wenig Schwung bringt. In der flirrenden Hitze scheint die Zeit still zu stehen, während die Selbstgefälligkeit der Reichen mit bissigem Humor demontiert wird.

In „Stuck“ beweist Stuart Gordon sein Talent für eine bittere Gesellschaftskritik, die er mit Hilfe der absurden Geschichte erzählt. Eine unter Drogen stehende Altenpflegerin fährt einen Obdachlosen über den Haufen, der als Folge des Unfalls in ihrer Windschutzscheibe steckt. Da sie in ihrer Panik keinen Rat weiß, fährt sie den Wagen mit dem schwer Verletzten einfach in ihre Garage und beschließt, sich nicht weiter um ihn zu kümmern. Aber so einfach lässt sich die Sache nicht aus der Welt schaffen. Schuld sind in Gordons galligem Werk immer die anderen. Warum hat sich der Obdachlose nur überfahren lassen, wirft ihm die Pflegerin vor. Das Gesundheits- beziehungsweise Pflegesystem, Regelwut ohne Menschlichkeit, Einwanderungspolitik sowie Arbeitsbedingungen in Zeiten eines immer aufdringlicher werdenden Kapitalismus sind die Angriffsziele in Gordons Kritik, die der modernen Gesellschaft ihr zum Teil abgrundtief unmenschliches Antlitz um die Ohren haut.

In „Crime Insiders“ präsentiert Frédéric Schoendoerffer im Gewand eines Gangsterfilms sein desillusionierendes Menschenbild. Hier ist der Mensch des Menschen Wolf, ohne dass es irgendeinen Hoffnungsschimmer gibt. Bohrmaschienenbestrafung, Vergewaltigung, Schießereien, Betrug und Verrat gehören zum guten Ton der Gangster. Eine simple Romantik, die das Gangsterleben als cooles Dasein begreift, hat bei Schoendoerffer keinen Platz mehr. Wer den Film auf dem Festival verpasst hat, wird in Deutschland wohl kaum eine ungeschnittene Fassung des düsteren Werkes zu sehen bekommen.

„OSS 117: Cairo Nest of Spies“ sorgt Dank seines politisch unkorrekten Humors für wunderbare Komödienunterhaltung. Die Handlung der Agentenpersiflage ist weitgehend Nebensache, wenn die Hauptfigur mit französischer Überheblichkeit durch Kairo stapft. Dadurch nimmt der Film das gespaltene Verhältnis der Franzosen zur arabischen Welt aufs Korn, ein Thema, das nicht nur in Frankreich aktuell ist. Visuell kopiert das Werk auf exzellente Weise den filmischen Stil der 50er und 60er Jahre.

Unter den schlechten Filmen stechen vor allem „Storm Warning“ und „The Living an the Dead“ heraus. Während sich „Storm Warning“ konsequent weigert, eine Geschichte zu erzählen und seinen Figuren keinerlei Entwicklung gönnt, obwohl genau das bei Extremsituationen von entscheidender Bedeutung für eine dramaturgisch funktionierende Handlung ist, erschöpft sich „The Living and the Dead“ darin, die geistige Behinderung der Hauptfigur durch wildes Grimassieren, unkontrolliertes Pillenschlucken und gekünsteltes Stammeln darzustellen. Effektiver kann ein Film von seiner Geschichte nicht mehr ablenken. So sieht grober Unfug aus.

Besondere Erwähnung verdient neben den beiden in Bochum anwesenden Gästen Chris Stapp (Regisseur und Darsteller bei „The Devil Dared Me To“) und Matt Heat (Produzent und Darsteller bei „The Devil Dared Me To“), deren Film ganz nett, sie selbst aber sehr witzig waren, das indifferente Werk „Ex-Drummer“. Auch eine gute Woche später ist mir völlig unklar, was ich von dem Film halten soll. Stilistisch schreit einem der Film ständig entgegen, dass er unbedingt Kunst sein will – eine der Hauptfiguren geht und lebt in der eigenen Wohnung an der Decke, während seine Besucher auf dem Boden stehen -, inhaltlich bleibt aber gerade das bedeutungslos. Auf der reinen Handlungsebene suhlt sich ein bekannter Schriftsteller im Milieu armer Bevölkerungsschichten, für dass er nur Verachtung übrig hat. Er schließt sich einer Undergroundband an, um deren Mitglieder sowie deren Freunde und Verwandte in einem menschenverachtenden Experiment so zu manipulieren, dass am Ende alles in einer großen Katastrophe zusammenbricht. Aus einem bestimmten Blickwinkel lässt sich der Film folglich als Abrechnung mit intellektuellen Schichten lesen, in denen herablassende Haltungen gegenüber anderen Milieus, die als primitiv und minderwertig abgestempelt werden, durchaus zum guten Ton gehören. Inwieweit der Film für eine solche Interpretation geeignet ist, kann aber nur eine zweite Sichtung zeigen. Bis dahin bleibt das indifferente Bild erhalten. Der Film wird demnächst in den deutschen Kinos zu sehen sein.

Zum Abschluss noch ein kurzes Resümee der vor dem Festival abgegebenen Prognosen:

 

Stefan Dabrock