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Aftershock

USA/CHILE 2012 / 86 MIN / ENGLISCH/SPANISCHE OMEU REGIE Nicolás López DARSTELLER Eli Roth / Andrea Osvárt / Ariel Levy / Natasha Yarovenko / Nicolás Martínez / Lorenza Izzo DREHBUCH Guillermo Amoedo / Nicolás López / Eli Roth PRODUZENT Miguel Asensio Llamas / Brian Oliver / Eli Roth VERLEIH Universum Film

Drei hedonistische Versager machen Urlaub in Chile, feiern, trinken, reißen Frauen auf. Dann kommt ein Erdbeben, genauer: ein rares Zauber-Erdbeben, das die ganze Welt in ein Studioset verwandelt. Um zu überleben, müssen sich die drei durch das Chaos aus brennendem Pappmaché kämpfen.

Die ersten 35 (!) Minuten von Aftershock sind eine Unverschämtheit. Cast und Crew haben anscheinend Ferien in Südamerika gemacht, ein Urlaubsvideo gedreht und nebenbei ein paar Dialoge improvisiert. Wenn man diese Zeitverschwendung durchgestanden hat und der Boden zu wackeln beginnt, gehen natürlich sofort Plünderungen und Vergewaltigungen los, weil anscheinend alle Chilenen ihr Raub-und-Brandschatz-Set in einem Rucksack neben der Tür lagern, um im Falle eines Bebens sofort in Aktion treten zu können. Daraus spricht ein haarsträubend zweidimensionales Weltbild, für das vermutlich Eli Roth verantwortlich zeichnet, der im Vorspann drei Mal zu oft auftaucht, nämlich als Produzent, Autor und Hauptdarsteller. Der Mann hat oft genug unter Beweis gestellt, dass er nix kann, und das hier ist keine Ausnahme. Einzig interessant ist, dass Aftershock ein Katastrophenfilm von einem Kreativen ist, der bislang nichts als Splatter gemacht hat, was kurioserweise dazu führt, dass wir es mit dem ersten Erdbebenfilm zu tun haben, der nach den Regeln eines Horrorfilms funktioniert und bei dem das Beben im Grunde ein Slasher-Killer ist, der die Figuren eine nach der anderen auf möglichst sadistische Weise ausschaltet.

Aftershock ist auch ein Paradebeispiel für eine Unsitte, die sich in den letzten paar Jahren im Horrorkino und vor allem im Umfeld von Produzent Roth entwickelt hat: viele Filme fangen mit einer vor sich hin plätschernden Alltagssituation an. Am Ende des ersten Akts bricht dann das Grauen über die Protagonisten herein, das so brachial ist, dass es alles vom Tisch fegt, was vorher war. Das zumindest ist offenbar die Idee dahinter, in der Praxis aber bekommt man einen Film, der in zwei Teile zerfällt: erst ein spannungsloser Beginn, der halbherzig Konflikte einführt, dann einen Hauptteil, der absolut nichts mit diesem Pseudo-Setup zu tun hat und dessen Gewalt-Exzesse nicht Furcht oder Mitleid evozieren können, weil nie Figuren aufgebaut wurden, mit denen wir mitfiebern könnten.

Das sind genau die Filme von der und für die Art von Horror-Fans, die ich immer gemieden habe: Ey, spul mal die ersten zwanzig Minuten vor, da wird eh nur gelabert, aber dann gibt’s Gore! Es sind Pornos, die in isoliert konsumierbare Nummern zerfallen, und für die der Drehbuch-Credit nur ein Feigenblatt ist. Vielleicht steckt auch Nostalgie dahinter, die von mangelndem Verständnis der Vorbilder zeugt: Guck mal, wir machen Filme wie früher, mit langweiligen Dialogszenen am Anfang, und dann wird nur noch derbe gekillt!

Klar gibt es gute Horrorfilme ohne nennenswerte Handlung, aber die haben dann eine packende Atmosphäre, beeindruckende Bilder, einen symbolischen Überbau, eine wohlüberlegte Dynamik oder irgendwas anderes, das den Laden am Laufen hält. In Aftershock dagegen wird der Horror gleichförmig und gleichgültig abgespult wie eine routinierte Zirkusnummer: Ein bisschen Rennerei, voll krasse Szene. Ein bisschen Rennerei, voll krasse Szene. Ein dumpfer Film für dumpfe Fans.
Lukas Jötten

Inhalt:
Eine Touristengruppe frönt in Chile ihrer Feierlaune, muss nach einem Erdbeben aber erkennen, dass das vielleicht ihr letzter Spaß gewesen sein könnte. Denn die Naturkatastrophe hat das örtliche Gefängnis beschädigt, sodass die Schwerkriminellen frei sind und nun ihren ganz eigenen Spaß suchen.
Hedonisten finden ihre Meister bei Kriminellen, die ihnen den Marsch blasen. Ein sehr schwieriges Sujet für einen vernünftigen Film.