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rezensionen

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Das Okkulte stirbt nicht

The House of the Devil

The House of the Devil

Standhaft wird „The House of the Devil“ als Hommage an das 1980er-Jahre-Slasherkino beworben, was grober Unfug ist. Denn „The House of the Devil“ ist einerseits kein Slasher und das zugrunde liegende Genre des Okkulthorrors bleibt ein Kind der 1970er Jahre. Daran ändert auch der Walkman nichts, den die Hauptfigur in „The House of the Devil“ besitzt. Ganz abgesehen davon, dass der erste Walkman aus dem Jahr 1979 stammt. Ein halbwegs taugliches Vorbild aus den 1980er Jahren wäre vielleicht ansatzweise die „Amityville“-Serie, deren erster Teil aber auch schon 1979 gedreht wurde und die inszenatorisch einen ganz anderen Tempostil mit viel grelleren Schockeffekten besitzt.

Um „The House of the Devil“ genießen zu können, ist es sehr hilfreich sich von den falschen Erwartungen frei zumachen, welche die Werbung provozieren könnte. Denn Ti Wests Regiearbeit ist ein richtig gelungener Film geworden, nur eben kein Horrorbeitrag mit zahlreichen Schockeffekten, die den Terror wie Axthiebe in die Hirne der Zuschauer dreschen sollen.

Die Hauptfigur Samantha, eine Studentin, benötigt dringend Geld, um sich die Miete für eine eigene Bleibe leisten zu können. Deswegen nimmt sie einen Babysitter-Job an, der am The House of the Devil schwarzen Brett des Colleges ausgeschrieben worden ist. Zusammen mit ihrer Freundin fährt Samantha zum einsam gelegenen Haus der Auftraggeber, die sich am Telefon etwas seltsam benommen haben. Die Vereinbarung der beiden Freundinnen lautet, dass Samantha den Job ablehnen wird, wenn die Sache auch vor Ort merkwürdig erscheint. Als Samantha erfährt, dass sie nicht etwa auf ein kleines Kind, sondern auf eine alte Frau aufpassen soll, die sich in einer Kammer im oberen Stockwerk des Hauses befindet, schlägt sie ein viel höheres Honorar heraus und wirft die Warnungen ihrer Freundin über den Haufen. Nachdem die Auftraggeber sowie ihre Freundin weg sind, versucht die junge Frau die Zeit in dem großen Haus totzuschlagen, bis sie wieder abgeholt wird. Zur beklemmenden Atmosphäre der Isolation kommen später noch Rumpelgeräusche, die Fragen darüber aufwerfen, wer oder was sich tatsächlich im oberen Stockwerk aufhält.

Ti West hat bei „The House of the Devil“ seinen Stil unterschwelliger Anspannung perfektioniert, der bereits bei „Trigger Man“ gut funktionierte, bei dem er einer scheinbar harmlosen Jagdsituation durch distanzierte, ruhige Kameraeinstellungen eine drohende Gefahr einhauchte. Auch „The House of the Devil“ wird durch einen langsamen Erzählstil dominiert, der zunächst die Hauptfigur mit ihrer Lebenssituation portraitiert, bevor es überhaupt in das Haus geht. Zwei Aspekte sorgen neben der guten Kameraarbeit dafür, dass der Film seine Anspannung erhält. Zum einen wird gleich zu Beginn eine Texttafel über den in Amerika zum Zeitpunkt der Handlung weit verbreiteten Glauben ans Okkulte eingeblendet zum anderen platziert West, der auch das Drehbuch geschrieben hat, einen entscheidenden Schockeffekt noch bevor er sich der Isolation der Hauptfigur während des Babysittens widmet. Die Texttafeleinblendung zu Beginn wirkt wie ein Damoklesschwert, dass als gedankliches Leitmotiv drohend über der gesamten Normalität schwebt, die West in aller Ausführlichkeit zeigt, wenn Samantha über den Campus und durch die Flure ihres Wohnheims läuft. Dadurch entsteht ein Gegengewicht zur schlichen Lebenswelt, mit der sich die Figur anfangs herumschlägt, denn es ist klar, dass es dabei kaum bleiben kann. Die oftmals distanzierten Kameraeinstellungen scheinen dann auch auf der Suche nach etwas anderem zu sein, das neben Hauptfigur ebenfalls im Bild vorhanden sein müsste, aber nicht direkt zu sehen ist.

In allen Bildern steckt eine unterschwellige Bedrohung, die das Irrationale des Okkulten reflektiert. Der Schockeffekt vor der Sequenz, in der Samantha als Babysitterin im Haus die Zeit totschlägt, zieht die Zügel weiter an. Denn er ist eine klare Ansage. Das Gefahrenpotential wird eindringlich vorgestellt, so dass alles, was jetzt noch im Haus passiert, eine zusätzliche Dimension besitzt, so harmlos es auch auf den ersten Blick erscheint. Gleichzeitig zeigt West seine Hauptfigur beim fröhlichen Musikhören, Billardspielen und sonstigen Erkundungen des Hauses, da sie trotz der seltsamen Umstände des Jobs sowie der verschroben wirkenden Auftraggeber alles dafür tut, um sich zu beruhigen. Denn für Angst gibt es eigentlich keinen Anlass. Als Zuschauer weiß man es aber besser, so dass die Normalität mit zunehmende Länge immer unbehaglicher wird. Sie scheint nur noch ein Trugbild zu sein, dass die Wahrheit nur notdürftig verdeckt. Expressionistische Licht-Schattenspiele im Treppenhaus sowie die etablierte Bedrohung drängen immer stärker als tatsächliche Realität aus den Bildern heraus. Auf diese Weise gelingt es West sogar ganz nebenbei, über Wahrnehmung und Realität sowie die Funktion der Bilder für eine Konstruktion des Geschehens auf Seiten der Zuschauer zu reflektieren. Mit „The House of the Devil“ ist ihm sein bester sowie ein wahrhaftig bemerkenswerter Film gelungen.

Bildqualität

Das saubere Bild der Bluray weist eine gute Schärfe auf, die den absichtlichen Produktionsstil des Films widerspiegelt, der auf Super-16-Material gedreht wurde. Die Konturen sind klar, die Detailschärfe ist etwas reduziert. Die Farbpalette des Films, die auf ein leicht entsättigtes Spektrum setzt, wurde gut auf die Bluray übertragen. Der Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild ohne nennenswerte Schwächen. Die Körnigkeit des Materials ist gut sichtbar und trägt zum Charme des Films bei. Sonstige Rauschmuster treten nicht besonders in Erscheinung.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren besitzen klare und verständliche Dialoge, die mit den übrigen Geräuschen ausgewogen abgemischt wurden. Im Rahmen der Genremöglichkeiten wurde auch eine räumliche Atmosphäre realisiert, für die hauptsächlich die Musik verantwortlich ist. Das meiste spielt sich aber im vorderen Lautsprecherbereich ab.

Extras

The House of the Devil

Der Audiokommentar mit Ti West (Regie, Drehbuch) und Jocelin Donahue (Darstellerin) ist relativ solide, indem er auf die Produktionsbedingungen eingeht und vor allem einzelne Aspekte des Sets in den Vordergrund stellt. Die Art und Weise wie die Kamera bei manchen Szenen positioniert werden konnte spielen dabei ebenso eine Rolle wie die engen Jeans der Darstellerin. Insgesamt nichts besonderes, aber ganz nett.
Der zweite Audiokommentar mit Ti West (Regie, Drehbuch), Larry Fessenden (Produktion), Peter Phok (Produktion) und Graham Reznik (Sounddesign) enthält naturgemäß ein paar Dopplungen, da West natürlich nicht immer ganz darauf achtet, was er im anderen Kommentar schon gesagt hat. Die Ausrichtung des Kommentars liegt etwas stärker auf der filmischen Machart des fertigen Produktes, so dass er über die Plauderei des ersten Kommentars hinaus geht. Vieles bleibt aber ebenso harmlos.
Beide Kommentare besitzen keine deutschen Untertitel.

„Behind the Scenes“ (etwa 14 Minuten) enthält unkommentiertes, aber deutsch untertiteltes B-Roll-Material mit mäßiger inhaltlicher Qualität.
Die drei Deleted Scenes sind eher amüsant als besonders faszinierend. Deutsche Untertitel liegen hier nicht vor.

Ein Trailer zum Film ist ebenfalls enthalten.

Fazit

„The House of The Devil“ erinnert weniger an das 1980er-Jahre-Slasherkino als an den Okkulthorror der 1970er Jahre. Mit ruhigen Erzählstil gelingt es Regisseur Ti West dank einer guten Kameraarbeit die scheinbare Normalität mit einem unterschwelligen, irrationalen Bedrohungspotential auszustatten, das die Okkultthematik mit ihrer Irrationalität reflektiert. Gleichzeitig wirft Wests Film einen Blick auf die Frage, wie Realität aus Bildern konstruiert wird. Technisch ist die Bluray recht gut.

Stefan Dabrock

10.02.2010

   
Originaltitel The House of the Devil (USA 2009)
Länge 95 Minuten (24p)
Studio Buschproduction
Regie Ti West
Darsteller Jocelin Donahue, Tom Noonan, Mary Woronov, Greta Gerwig, AJ Bowen, Dee Wallace, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Ti West (Regie, Drehbuch) und Jocelin Donahue (Darstellerin), Ti West (Regie, Drehbuch), Larry Fessenden (Produktion), Peter Phok (Produktion) und Graham Reznik (Sounddesign), Deleted Scenes, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung sehr gut, technisch recht gut