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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Einen vor den Latz geknallt

Tote brauchen keine Dollars

Tote brauchen keine Dollars

Die flapsige Überschrift ist der ursprüngliche deutsche Titel zu Antonio Margheritis Mischung aus Italowestern und Blaxploitationfilm. Der angeschlagene Ton setzt sich auch in der deutschen Synchronisation fort, die auf einem in den 1970er-Jahren üblichen Zotenniveau rangiert, das in diesem Fall zum Film aber nicht so recht passt. Zum Glück enthält die DVD auch den englischen und italienische Ton, die beide ohne entsprechende Witze auskommen.
Sie harmonieren mit der Handlung, die zwischen Komödie und Drama wechselt. Der schwarze Cowboy Pike soll nach dem Herztod des Ranchbesitzers Morgan dessen Erlös aus dem kürzlichen Verkauf einer Rinderherde nach Sonora (Mexiko) bringen, wo Morgans Familie lebt. Das Gerücht von einem schwarzen Cowboy, der 86.000 Dollar transportiert, macht unter dem Gesindel des wilden Westens schnell die Runde. Sie alle machen sich auf die Jagd nach Pike, um ihm das Geld abzunehmen. Dazu zählen unter anderem auch ein alternder Kopfgeldjäger, ein ehemaliger Sheriff und ein paar Cowboys, die zuvor mitgeholfen haben, die Vieherde zum Verkaufsort zu treiben. Aber Pike muss nicht alleine kämpfen, da ihm der ebenfalls schwarze Falschspieler Tyree zur Seite steht. Der will sich zwar auch das Geld unter den Nagel reißen, hat aber mit Pike eine Friedensvereinbarung bis zur mexikanischen Grenze getroffen. Denn beide wissen, dass sie einander brauchen, um gegen die übrigen Gestalten bestehen zu können.

„Tote brauchen keine Dollars“ besitzt ein paar wunderbare Momente, die aus dem restlichen, soliden Geschehen herausragen. Lee van Cleef als Kopfgeldjäger wirkt wie der Leibhaftige selbst, wenn die Kamera sein alterndes Gesicht einfängt, in dem zwei eiskalte, ausdruckslose Tote brauchen keine Dollars Augen prangen. Mit melancholischem Mundharmonikaspiel und einem gnadenlosen Auftreten gegenüber einem Gesuchten wird die Figur eingeführt. Van Cleef ist für die düsteren Momente des Films verantwortlich, die sich wie eine gespenstische Aura über die Ereignisse legen, sobald er wieder einmal auftritt. Er und niemand sonst verkörpert die existenzielle Bedrohung, der Pike ausgesetzt ist. Demgegenüber steht das von Jim Brown und Fred Williamson sehr gut verkörperte Duo der befristeten Zweckgemeinschaft, welche die beiden schwarzen Revolverhelden bilden. Williamson macht in seinem überkandidelten Anzug eine lässige Figur, indem er den draufgängerischen, coolen Blaxploitation-Charme in die Westernszenerie transportiert. Sein Partner Pike setzt weniger auf grelle Äußerlichkeiten und kultiviert stattdessen seine bodenständigen Cowboytugenden. Gemeinsam harmoniert das ungleiche Paar dank der immensen Durchschlagskraft, mit der sie ihren Feinden entschlossen gegenübertreten. In solchen Momenten entfaltet „Tote brauchen keine Dollars“ sein Potential.

Die selbstbewusste Stärke der schwarzen Helden verbindet sich mit ihrer dramatischen Mission, die wiederum durch innere Spannung geprägt ist, weil es sich nur um eine befristete Zweckgemeinschaft handelt. Die gnadenlose Aura des von Lee van Cleef verkörperten Kopfgeldjägers verstärkt die Dramatik. Der Film konzentriert sich aber nicht auf diese Elemente, so dass keine dramaturgische Geschlossenheit erreicht wird. Stattdessen zerfasert die Handlung. Denn die anderen Gestalten, die Jagd auf das Geld machen, ergänzen die Atmosphäre nicht, sie brechen sie auf. Das liegt daran, dass sie gegenüber dem Kopfgeldjäger wie harmlose Hühnerdiebe wirken, die trotz ihrer Geldgier und ihres gewalttätigen Ansinnens das Geschehen auflockern, statt ihm Dramatik zu verleihen. Sie wirken deswegen wie Fremdkörper bei einer Auseinandersetzung, die eigentlich von anderen geführt wird. Die Erzählung bekommt Risse, die auch durch die guten Momente nicht mehr geschlossen werden können. Dazu trägt auch Jim Kelly bei, der einen stummen Kung-Fu-Indianer auf Seiten der Guten spielt. Ihm fällt nur die Rolle zu, zwischendurch ein paar Kampfeinlagen zu zeigen, sonst ist er nicht besonders wichtig. Seine Part wirkt noch aufgesetzter als die der anderer Figuren. So bleibt ein Film übrig, der zwischendurch immer wieder aufdreht, als Erzählung aber nicht überzeugen kann.

Bildqualität

Tote brauchen keine Dollars

Das weitgehend saubere Bild der DVD besitzt eine ordentliche Schärfe mit einer Mischung aus klaren Konturen bei Nahaufnahmen und weniger stark ausgeprägter Klarheit bei Totalen. Der Detailreichtum ist gelungen. Die Farben geben die Brauntöne sehr gut wieder, der ausgewogene Kontrast sorgt für eine schöne Durchzeichnung der einzelnen Elemente. Das analoge Rauschen wird zwischendurch recht stark, liegt zumeist aber auf einem mittleren Niveau. Bei Bewegungen kommt es zu leichten Nachzieheffekten.

Tonqualität

Die Tonqualität der drei Sprachfassungen unterscheidet sich nicht besonders stark. Sie weisen verständliche Dialoge auf, die mit den übrigen Geräuschen sowie der Musik harmonieren. Beim italienischen Ton sind leichte Verzerrungen zu hören, die aber nicht stören. Da es für manche Szenen keine deutsche Synchronfassung gibt, sind diese mit deutschen Untertitel versehen worden.

Extras

In der etwa 20minütigen Featurette „The Hammer in the West“ erzählt Fred Williamson über seine Zeit im italienischen Filmgeschäft. Dabei geht der Amerikaner auf die besonderen Drehbedingungen und einige Mitstreiter ein. Natürlich kommt auch „Tote brauchen keine Dollars“ nicht zu kurz. Williamson erweist sich als begnadeter Erzähler, der mitreißend berichtet.

Die etwa 20minütige Featurette „My Father's Hard Ride“ besteht aus einem Interview mit Edoardo Margheriti, dem Sohn Antonio Margheritis. Er erinnert sich an die Karriere seines Vaters, indem er eine Mischung aus Anekdoten und Informationen über das Werk Antonio Margheritis zum besten gibt.

Neben den beiden Kurzdokumentationen ist noch ein Trailer und eine Bildergalerie enthalten. Das 4seitige Booklet enthält einen Text von Steffen Wulf mit einem ganz netten Sammelsurium an Informationen rund um den Film und seine Protagonisten.

Fazit

„Tote brauchen keine Dollars“ vereint wunderbare Momente mit einer immer wieder auseinanderbrechenden Erzählung, welche die Atmosphäre sabotiert. Im Ergebnis überzeugt der Film deswegen nicht. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

19.07.2010

   
Originaltitel Take a Hard Ride (Italien/USA 1975)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Antonio Margheriti
Darsteller Jim Brown, Lee van Cleef, Fred Williamson, Catherine Spaak, Jim Kelly, Barry Sullivan, Dana Andrews, Robert Donner, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel Italienisch
Extras Featurette „The Hammer in the West“, Featurette „My Father's Hard Ride“, Bildergalerie, Trailer, 4seitiges Booklet
Preis ca. 14 EUR
Bewertung solide, technisch recht gut