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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Im Krieg erstarrt

Der Fluss Fuefuki

Japanische Meisterregisseure Nr. 10: alle Filme

Der Fluss Fuefuki

Mit den Werken Keisuke Kinoshitas – der ebenfalls erschienene „Eine japanische Tragödie“ („Nihon no higeki“, 1953) wurde leider nicht mehr als Rezensionsexemplar ausgeliefert - geht die DVD-Reihe Japanische Meisterregisseure zu Ende. Die ursprünglich geplanten Filme Yasujiro Ozus werden bedauerlicherweise nicht mehr veröffentlicht.
Erfreulich ist aber, dass die fünf vorgesehenen Werke Keisuke Kinoshitas alle erschienen sind. Denn auch „Der Fluss Fuefuki“ erweist sich als sehenswertes Drama, das mit ausdrucksstarken Tendenzen zur Experimentierfreude in Szene gesetzt wurde. Der Film umspannt die mehrere Generationen übergreifenden Ereignisse am titelgebenden Fluss, die zwischen Krieg und bäuerlicher Existenz angesiedelt sind. Im Zentrum steht eine Familie, deren Kinder sich immer wieder entscheiden müssen, ob sie für den örtlichen Fürsten in den Krieg ziehen oder ob sie lieber ein Leben mit Feldarbeit führen wollen. Der Einfluss des Herrschers bleibt aber auch für die Familienmitglieder stets präsent, welche die bäuerliche Existenz gewählt haben. Willkürliche Gewalt, Neid und Angst vor Machtverlust prägen das soziale Gefüge, so dass den einzelnen Menschen neben einem möglichen Aufstieg im Dienst des Fürsten auch der persönliche Niedergang droht. Das erlittene Leid kann sogar zum Verlust des Verstandes führen.

Keisuke Kinoshita entwirft ein komplexes Gefüge der verschiedenen Familienmitglieder, deren Entscheidungen immer wieder auf die übrigen Menschen im persönlichen Umfeld einwirken. Der Großvater drängt sich vor, als es um eine spezielle Zeremonie im Anschluss an die Geburt des Fürstensohnes geht, sorgt aber durch eine Ungeschicklichkeit für die „Verunreinigung“ des Rituals. Die Todesstrafe folgt auf dem Fuße, wodurch das Zusammenleben in dem kleinen Haus der Familie am Fluss verändert wird. Dabei verzichtet Keisuke Kinoshita auf einen direkten, banalen Zusammenhang zugunsten subtiler Wechselwirkungen. Indem die Persönlichkeit des Großvaters fehlt, ändert sich die Atmosphäre innerhalb der Familie. Der Einfluss der älteren Generation nimmt ab, so dass die Entscheidungen der jüngeren Familienmitglieder in geringerem Maße ausbalanciert werden. Auf diese Weise entsteht ein dicht miteinander Der Fluss Fuefuki verwobenes Netz der Einflussgrößen, das dem Drama eine enorme Intensität verleiht. Nichts in diesem Film bleibt folgenlos und die Konsequenzen können sogar tödlich sein. Die Existenz der Menschen ist in ein System eingebunden, dessen starre Machtstrukturen zusätzliche Kraft offenbaren. Aus ihnen resultiert ein ständiger Kriegszustand, da der Fürst seine Macht durch Kämpfe mit verfeindeten Herrschern zementieren muss. Die Schlachten besitzen in ihrer immer gleichen Wiederkehr sowie der schlichten, mit kurzen Sequenzen arbeitenden Inszenierung einen fatalistischen Charakter, dem der Einzelne kaum entkommen kann. Mit eingestreuten Standbildern vermittelt der Film den Stillstand eines Gesellschaftssystems, das im kriegerischen Ritual gefangen ist, obwohl der Nutzen kaum erkennbar ist. Die Gewalt fordert ihre Opfer und mit ihr geht eine Beeinträchtigung der ökonomischen Kraft einher. Kaufleute, deren wirtschaftliche Prosperität auch als positive Errungenschaft der Region angesehen werden könnte, müssen um ihr Leben fürchten, weil der Fürst seinen eigenen Machtverlust befürchtet. Die Engstirnigkeit der politischen Machthaber lässt noch keinen Raum für eine Teilung der Macht. Die Folgen dieses Systems präsentiert Keisuke Kinoshita mit wunderschönen Schwarzweiß-Bildern, die er zusätzlich eingefärbt hat. Einfarbige Kolorierungen ganzer Bilder, die dadurch einen Violett- oder Grünstich bekommen haben, wechseln sich mit Szenen ab, in denen nur einzelne Elemente wie der Himmel oder ausgewählte Gegenstände, eingefärbt wurden. Andere Bilder bleiben vollständig Schwarzweiß. Das sorgt für eine Dramatisierung bestimmter Ereignisse oder aber für eine Verstärkung der jeweiligen Atmosphäre. Die emotionale Wucht der bitteren Schicksalsschläge entfaltet sich deswegen mit einer atemberaubenden visuellen Kraft, welche den Film zu einem Meilenstein macht.

Bildqualität

Der Fluss Fuefuki

Das weitgehend saubere Bild der DVD weist einzelne Defekte auf, die sich aber nicht in den Vordergrund spielen. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem guten Detailreichtum, der die Schwarzweiß-Bilder gut zur Geltung bringt. Die Kolorierungen werden sehr gut wiedergegeben, der ausgewogene Kontrast sorgt für ein präzises Bild. Das präsente Rauschen wirkt nie unangenehm.

Tonqualität

Der japanische 2.0-Mono-Ton weist ein leichtes Rauschen auf, das sich jedoch nicht negativ auf die Wiedergabe der Dialoge auswirkt. Diese kommen klar aus den Lautsprechern und besitzen nur leichte Verzerrungen, die ohne besonderen Belang sind.

Extras

Das Bonusmaterial besteht wie bei den vorherigen Veröffentlichungen aus demselben 20seitigen Booklet, das sich der kompletten Reihe widmet, indem die einzelnen Regisseure Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita und Yasujirô Ozu sowie die Filme vorgestellt werden, deren Veröffentlichung noch geplant gewesen ist. Die Ozu-Filme werden laut einer Meldung des Labels Polyfilm leider nicht mehr erscheinen.
Daneben enthält die DVD noch Trailer zu den Reihenfilmen „Sing a Song of Sex“, „Die Nacht des Mörders“, „Nacht und Nebel in Japan“, „Carmen kehrt heim“ sowie „Der Fluss Fuefuki“.

Fazit

„Der Fluss Fuefuki“ schildert die Generationen übergreifenden tragischen Erlebnisse einer Bauernfamilie während der japanischen Feudalkriege mit experimenteller Ausdruckskraft, indem einzelne Teile der Schwarzweiß-Bilder koloriert wurden. Dadurch gelingt Regisseur Keisuke Kinoshita eine atemberaubende Verdichtung der Emotionen, die den Film zu einem Meilenstein macht. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

03.10.2010

   
Originaltitel Fuefukigawa (Japan 1960)
Länge 113 Minuten (Pal)
Studio Polyfilm
Regie Keisuke Kinoshita
Darsteller Takahiro Tamura, Hideko Takamine, Kôshirô Matsumoto, Kichiemon Nakamura, Shinji Tanaka, Shima Iwashita, Kuniko Igawa, Michiko Araki, Yoshi Katô, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras 20seitiges Booklet, Trailer
Preis ca. 24 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut