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Das letzte Ziel

Vengeance

Vengeance

Nach verspielteren und auch leicht versponnenen Werken wie beispielsweise „Mad Detective“ („Sun taam“, HK 2007) oder „Sparrow“ („Man jeuk“, HK 2008) kehrt Johnnie To mit „Vengeance“ zum klassischen Genre-Film zurück, indem er eine Rachegeschichte im Profikiller-Milieu inszeniert.
Der Franzose Johnny Hallyday spielt den Besitzer eines Pariser Restaurants, dessen Tochter mitsamt ihrem Mann sowie der Kinder einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Jetzt kennt er nur noch ein Ziel: Rache. Er macht sich auf den Weg nach Macao, wo seine Tochter gelebt hat. Da er sich mit den örtlichen Verhältnissen nicht auskennt, ist er auf Hilfe angewiesen, um die Profikiller aufzustöbern, welche die Morde verübt haben. Durch Zufall trifft er auf die Triadenmitglieder Kwai, Chu und Fat Lok, denen er seinen ganzen Besitz anbieten, wenn sie ihm helfen. Die drei gehen darauf ein und machen sich gemeinsam mit dem nach Rache dürstenden Vater auf die Jagd. Der Weg führt sie durch die düsteren und kühlen Winkel Hongkongs sowie Macaos.

Johnnie To erweist sich als absoluter Meister der visuellen Inszenierung, mit der er die gradlinige Geschichte veredelt. Ihm gelingt die perfekte Konzentration auf die Essenz des jeweiligen Augenblicks, wodurch der emotionale Gehalt, die Ziele der Figuren und die Konfrontation im Kampf mit einer Klarheit zu Tage treten, dass sie in ihrem Wesen sichtbar werden. Der machtvolle Einfluss der Rache, der alles andere in den Hintergrund drückt, kommt ohne Verschleierung ans Tageslicht. Der durchdringende Blick Johnny Hallydays erzählt von diesem einen Gefühl, das seine Figur beseelt. Der Verlust seiner Tochter mitsamt deren Familie Vengeance sorgt für eine entscheidende Perspektivverschiebung, so dass persönlicher Besitz nicht mehr wichtig ist. Deswegen bietet der Vater sein Restaurant als zusätzliches Zahlungsmittel an. To verdichtet das Innenleben der Hallyday-Figur in stilisierten Szenen voll stoischer Gelassenheit, die gleichzeitig bis zum Anschlag aufgeladen sind, weil die Ruhe jeden Moment in einen gigantischen Sturm umzuschlagen droht. So verfolgt der Vater die drei Triadenmitglieder, weil er ihre wahre Natur erkannt hat und sich von Ihnen Hilfe erhofft. Der Weg führt ihn in einen Tunnel, der sich noch einmal verzweigt. Da sich die Gangster zuvor getrennt hatten, können sie nun eine Situation schaffen, bei der die Hallyday-Figur in der Mitte steht und jeder der drei Gangster einen der Tunnelarme besetzt hält. Die Konfrontation der vier Menschen kommt zu einem Stillstand absoluter Ruhe, während sie sich gegenüber stehen. To untermalt das Ganze mit einem Wechsel der Lichtsituation, welcher durch den regelmäßigen Rhythmus einer Neonleuchte ausgelöst wird. Die völlige Ruhe, mit der die Hallyday-Figur in dieser Situation zu Werke geht, verdeutlicht ihre Konzentration auf das Ziel der Rache. Da alles andere keine Rolle spielt, kann sie mit der notwendigen Gelassenheit das ansprechen, was ihr wichtig ist. Gleichzeitig ist für den Außenstehenden klar, dass eine falsche Bewegung ausreicht, um die Situation außer Kontrolle geraten zu lassen. So gelingt es To einerseits, die Essenz im Wesen der Hallyday-Figur offen zu Tage treten zu lassen, und andererseits eine klassische Duellsituation durch Dehnung der Zeit mit Spannung aufzuladen. Denn die ruhige Handlungsweise der Figuren sorgt für eine Steigerung der Intensität, die To meisterlich in Szene setzt.

Gleichzeitig stellt er auf diese Weise die Professionalität heraus, welche eine zentrale Eigenschaft der Charaktere ist. Deswegen macht die Erzählung auch keine Schlenker, weil das der professionellen Einstellung entgegen stehen würde, mit der die Ziele verfolgt werden. Sobald die Triadenmitglieder und der Vater die Spur der verantwortlichen Mörder aufgenommen haben, zählt nur noch der erfolgreiche Kampf. Er kulminiert in diversen Schießereien, welche mit ähnlicher Inszenierungskunst aufgeladen werden, wie das oben beschriebene Aufeinandertreffen. Da schieben sich plötzlich Wolken vor den Vollmond, der als einzige Lichtquelle während einer solchen Auseinandersetzung mit Waffengewalt dient, so dass alles für einen kurzen Moment still steht, bevor es mit unverminderter Wucht weitergeht, als die Wolken den Mond wieder freigeben. Das Wechselspiel aus Action und absolutem Stillstand steigert einerseits die Wirkung der Schießerei und lässt in den Momenten der Ruhe die Konzentration auf die Gefahr mit meditativer Strenge erlebbar werden, andererseits korrespondiert es mit dem emotionalen Gehalt, der in der Geschichte erzählt wird. Denn das Verlusterlebenis durch die Morde führt bei der Hallyday-Figur zu einem Miteinander aus Leere und wilder Wut. Der Film selbst nimmt das in seiner Inszenierungsform immer wieder auf, so dass die Frage nach den emotionalen Folgen eines solchen Schicksalsschlages stets präsent ist. Das Zusammenwirken der perfekten Inszenierung einzelner Konfrontationen, der Rache als Ausdruck eines letzten Ziels und die visuelle Stilisierung ist Ausdruck der meisterlichen Fähigkeiten Johnnie Tos. Am Ende schafft er es sogar, der strengen Kühle des emotionalen Verlustes einen neuen Lebensinhalt entgegen zu setzen.

Bildqualität

Vengeance

Das Bild der Bluray überzeugt mit einer sehr guten Qualität. Viele Szenen verfügen über glasklare Konturen und einen sehr guten Detailreichtum. Vor allem bei Nahaufnahmen kommt das HD-Format zur Geltung, wenn die Gesichter mit den kleinsten Falten zur Geltung kommen. Bei Totalen wirkt das Bild gelegentlich etwas weniger scharf, wobei in manchen Szenen auch der Stilwillen der Inszenierung zum Tragen kommt, wenn beispielsweise der obere Rand komplett leicht unscharf ist. Die Farbwiedergabe ist ebenfalls sehr gut, da die düsteren, entsättigten Bilder, die natürlichen Tageslichtaufnahmen und die filtergeschwängerten Szenen mit optimaler Strahlkraft auf die Bluray übertragen wurden. Der Kontrast macht weitgehend eine gute Figur, nur der Schwarzwert könnte in manchen Szenen etwas kräftiger sein. Das schwankende Hintergrundrauschen stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge, die sauber mit der übrigen Geräuschkulisse abgemischt wurden. Der Ton überzeugt mit wuchtigen Klangeffekten, die vor allem bei den Schießereien zum tragen kommen, wenn die einzelnen Schüsse mit dynamischer Kraft aus den Lautsprechern tönen. Auch die Musik unterstützt die räumliche Wirkung sehr effektiv, so dass man von einer sehr guten Tonkulisse sprechen kann.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa zehnminütigen, deutsch untertitelten Making Of, dessen Interviewpassagen teilweise ein paar Informationen bereit halten, und Trailern zum Film.

Fazit

In „Vengeance“ erweist sich Johnnie To als Meister der visuellen Inszenierung, mit der er die emotionale Tragweite einer schicksalhaften Verlusterfahrung sowie das strenge Ziel der Rache eindrucksvoll auslotet. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

11.10.2010

   
Originaltitel Fuk sau (HK/Frankreich 2009)
Länge 108 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Johnnie To
Darsteller Johnny Hallyday, Sylvie Testud, Anthony Wong, Ka Tung Lam, Suet Lam, Simon Yam, Siu-Fai Cheung, Felix Wong, Ting Yip Ng, Maggie Siu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, mehrsprachige Originalfassung (Englisch, Französisch, Kantonesisch)
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut