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Die Lustlast

Bad Biology

Geschnittene Version: Leider musste die deutsche Fassung des neuen Frank Henenlotter Films „Bad Biology“ um etwa vier Minuten gekürzt werden, damit die FSK ein 18er-Siegel vergeben hat.

Rezension von Christina Wittkop vorlesen lassen

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Bad Biology

Henenlotter, der sich mit der „Basket Case“-Trilogie (USA 1982/1990/1992), „Elmer“ (USA 1988) und „Frankenhooker“ (USA 1990) einen Namen gemacht hat, legt die absurde Geschichte der weiblichen Hauptfigur Jennifer vor, die mit sieben Kitzlern geboren wurde und deswegen einen gewissen Sexhunger verspürt. Die Gefühle überwältigen sie während des Liebesaktes auch schon mal in einer Weise, dass sie ihrem Partner in völliger Ekstase den Schädel einhaut. Während ihrer Tätigkeit als Fotografin trifft sie schließlich auf Batz, der über einen eigenständig agierenden, übergroßen Penis verfügt. Batz versucht, den Racker mit Hilfe eingekaufter Drogen unter Kontrolle zu halten, was ihm aber nur bedingt gelingt. Jennifer beobachtet Batz bei seinen Aktivitäten und ist gleich begeistert. In ihm glaubt sie den richtigen Mann gefunden zu haben, der ihre Lust endlich erfüllen kann.

„Bad Biology“ ist eine groteske Komödie, die unter dem Gesichtspunkt einer Satire auf sexuellen Wahn und die Folgen einer Leistungsfähigkeit, welche mit der ständigen Präsenz sexueller Reize Schritt halten würde, ihre Stärken entfaltet. Sowohl Jennifer als auch Batz sind letztlich omnipotente Wesen, die jedem Leistungsdruck Stand halten können. Während Jennifer Bad Biology ihre anatomische Besonderheit in ein entsprechend selbstbezogenes Handeln umgemünzt hat, hadert Batz jedoch mit seinem Schicksal. Die Folge sind Verzweiflung sowie Streitgespräche mit seinem Geschlechtsorgan, das sich aber auch durch Prügelstrafe nicht zähmen lässt. Henenlotter gelingt es, die wahnwitzige Prämisse seiner Handlung so zu erzählen, dass man der Geschichte folgen kann, weil seine Darsteller alle Aspekte mit dem nötigen Ernst präsentieren. Die Komik kommt nicht durch grimassierende Schauspielarbeit, sondern durch die Absurdität des Geschehens in den Film hinein. So bleibt die Erzählung in sich glaubwürdig, erst der Blick des Zuschauers von Außen offenbart den Aberwitz.

Um der Thematik mehr Tiefe zu verleihen, hätte sich Henenlotter aber auch stärker um die Ausgestaltung des Leidens seiner Hauptfiguren beziehungsweise des Umgangs mit ihrer anatomischen Besonderheit kümmern müssen. Während ein Film wie „Basket Case“ tatsächlich eine tragische Komponente in der Beziehung des Protagonisten zu seinem missgebildeten Bruder entwickelt, existiert diese in „Bad Biology“ nicht. Das liegt daran, dass sich Henenlotter auf die oberflächliche Darstellung der jeweiligen Situation mit entsprechender Absurdität beschränkt, einen dramatischen Bogen aber nicht erzählt. So zeigt er Jennifer in einer Abfolge sexueller Abenteuer mit verschiedenen Partnern, die sie mit einem Oberkommentar erläutert, ohne dass eine nennenswerte dramaturgische Entwicklung einsetzen würde. Der Film reiht aneinander. Die Streitgespräche, die Batz mit seinem Geschlechtsorgan führt, sind zwar ein Beitrag, um Tragik in den Film einzubinden, sie bleiben aber auch auf der Stelle stehen. Die Beziehung zwischen Batz und seinem Penis wird fast nur im Status Quo gefilmt, bevor Henenlotter dann seine stärkste Idee auspackt. Der Penis verlässt Batz, um alleine auf Tour zu gehen, was Henenlotter dann auch zeigt. Dabei konzentriert er sich aber völlig auf die Stopmotion-Extravaganza des ausgebüchsten Geschlechtsorgans und kümmert sich um die Befindlichkeit des zurückgelassenen Batz nur am Rande. So sind die Ansätze des Films großartig, ihre Umsetzung lässt aber die Souveränität vermissen, die Henenlotter zu seinen besten Zeit besaß.

Bildqualität

Bad Biology

Das Bild des digital gefilmten Werks ist in Ordnung, ohne besonders gut zu sein. Die Schärfe überzeugt mit weitgehend klaren Konturen, kann beim Detailgrad aber nicht mit dem Standard vieler aktueller Filme mithalten. Letztlich macht das aber nichts, da ein Henenlotter-Film mit einer rauen Bildsprache besser bedient ist. Die Farben sind relativ kräftig, der Kontrast in Ordnung.

Tonqualität

Die 5.1-Tonspuren verfügen über weitgehend verständliche Dialoge. Teilweise wurden die Hintergrundgeräusche aber so laut abgemischt, dass es schwierig ist, den Figuren noch zu folgen. Die Tonspuren verfügen über räumliche Effekte, welche bisweilen etwas merkwürdig klingen, wenn atmosphärisches Rauschen aus den hinteren Lautsprechern ertönt. Insgesamt ist der Ton in Ordnung.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Bad Biology“ funktioniert als aberwitzige Satire auf sexuellen Wahn und die Folgen einer Leistungsfähigkeit, welche damit Schritt hält. Während Henenlotter bei der Ausgestaltung grotesker Szenerien nichts an Qualität eingebüßt hat, gelingt es ihm nicht mehr wie früher, emotionale Aspekte mit den Figuren zu verknüpfen. Das ist schade, weil der Film so in seinen vielversprechenden Ansätzen stecken bleibt. Technisch ist die DVD ordentlich.

Stefan Dabrock

11.10.2010

   
Originaltitel Bad Biology (USA 2008)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Frank Henenlotter
Darsteller Charlee Danielson, Anthony Sneed, Mark Wilson, John A. Thorburn, R.A. Thorburn, James Glickenhaus, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 20 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch in Ordnung