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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Am Ende der Straße beginnt die Vorstellungskraft

Beautiful

Störkanal Nr. 1: alle Filme

Rezension von Christina Wittkop vorlesen lassen

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Beautiful

I-on new media war ganz offensichtlich der Auffassung, dass sich „Beautiful“ besser vermarkten ließe, wenn er eine 18er-Freigabe hätte. Da die FSK den Film aber ungekürzt ab 16 freigegeben hat, griffen die Strategen des Kölner Labels zu einem altbekannten Trick. Wenn einer der ebenfalls auf der Bluray enthaltenen Trailer nur eine 18er-Freigabe besitzt, dann kann man das große, rote Siegel auf die Verpackung drucken.
Jetzt aber zum Film selbst, denn der hat eine Besprechung verdient. Der jugendliche Außenseiter Danny streift mit seiner Kamera durch die heimische Vorstadtsiedlung der 1980er Jahre, um entweder heimlich die wenige Jahre ältere Nachbarin Suzy im Badeanzug zu fotografieren oder Aufnahmen von Tierkadavern zu machen. Die Ferien bieten ihm nicht viele Abwechslungsmöglichkeiten, da er keine Freunde hat. Suzy, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, sucht nach einer neuen Gelegenheit, die freie Zeit auf spannende Weise zu verbringen. Sie überredet den jüngeren Danny, nachzuforschen, welches Geheimnis sich hinter Haus Nummer 46 verbirgt. In dem etwas heruntergekommenen Bau wohnt eine Frau, die man nie richtig zu Gesicht bekommt. Manchmal steht sie hinter der Gardine und ist als schemenhafte Erscheinung zu sehen. Für Suzy ist klar, dass da etwas nicht stimmen kann, zumal auch Mädchen in der Nachbarschaft verschwunden sein sollen. Mit ihren verführerischen Reizen sorgt Suzy dafür, dass Danny ihre Anweisungen ausführt. Doch die Detektivarbeit droht außer Kontrolle zu geraten.

Am Ende der Straße liegt das Haus Nummer 46, das die Phantasie der Jugendlichen so unwiderstehlich anregt. Ein paar Gerüchte über verschwundene Mädchen und die Unnahbarkeit der Bewohner reichen aus, um in dem Haus die Brutstätte einer großen Gefahr für die Siedlung zu sehen. Das scheinbar unschuldige Ermittlungsgebaren Dannys treibt immer monströsere Blüten, je mehr sich das Geschehen dynamisch verselbständigt. Die Phantasie entwickelt eine radikale, zerstörerische Kraft, deren Energie Abgründe offenbart. Denn das, was nicht in ein bestimmtes Schema eines klar normierten Sozialverhaltens passt, wird gleich als Bedrohung wahrgenommen. In völlig irrationaler Weise bauen sich Danny und Suzy ein klares Bild von den Bewohnern des Hauses Nummer 46 aufgrund vager Indizien zusammen. Mit großer Beautiful Vorstellungskraft werden unklare Aspekte mit den passenden Details gefüllt. Dabei schafft es Regisseur Dean O'Flaherty, die Thesen so überzeugend zu entwickeln, dass der Zuschauer den Hobbydetektiven bei ihrer „Arbeit“ gebannt folgt. Denn natürlich bleibt unklar, was sich in dem besagten Haus tatsächlich abspielt. Auch beim Zuschauer wird die Phantasie angeregt, das mit Inhalt zu füllen, was unklar ist. So gelingt es dem Regisseur, eine enge Verknüpfung zwischen den Hauptfiguren sowie dem Zuschauer zu etablieren, welche die menschliche Sehnsucht nach Klarheit reflektiert, auch wenn nur Unwissenheit vorhanden ist. Die brutale Kraft, die hinter der Ausgrenzung nicht angepasst lebender Menschen steckt, kann jeden erfassen. Wenn sie sich unkontrolliert entfaltet, dann kann daraus eine selbst ernannte moralische Position entstehen, welche die betroffenen Menschen mit dem Schutz der Gemeinschaft rechtfertigen. Selbstüberhöhung und Gewalt gehen dann Hand in Hand. Sie offenbaren einen bitteren Kern der menschlichen Natur, welcher einem Humanitätsbegriff entgegen steht.

Die sonnendurchflutete, lupenreine Vorortidylle bildet den zwar nicht überraschenden, aber perfekt passenden visuellen Gegenentwurf zu den scheinbaren Gefahren. Die einwandfreien grünen Rasenflächen sowie die ordentlichen Häuser machen es der Kamera leicht, das Haus Nummer 46 als einen Stachel im Fleisch der geordneten bürgerlichen Existenz zu präsentieren. Das Abbild eines „anständigen“ Lebens ist in einem solchen sozialen Umfeld noch wichtiger, als das „anständige“ Leben selbst. Die Schönheit der Form, die Ästhetik eines in sich geschlossenen Sozialverbandes zählt. Sie muss bewahrt oder auch verteidigt werden.
Sie muss als Idealbild letztlich auch den Kindern weitergegeben werden. Deswegen verknüpft Dean O'Flaherty das Geschehen auch mit dem sexuellen Erwachen Dannys, der mit Suzy zum ersten Mal ein Mädchen küsst. Seine Detektivarbeit könnte im metaphorischen Sinne so etwas wie ein Initiationsritus auf dem Weg zum Mann werden, der seinen Weg in dieser Gesellschaft finden wird. Aber die brodelnde Kraft der Triebe lässt es nicht zu, das daraus eine Metaphorik der Eindeutigkeit wird. Denn die unkontrollierte Dynamik der Ereignisse reflektiert Dannys pubertären Zustand hormoneller Aufruhr. In welche Richtung sich das schließlich entwickelt, dafür findet O'Flaherty eine bittere, konsequente Wendung.

Bildqualität

Beautiful

Das saubere Bild der Bluray überzeugt mit klaren Konturen, welche die geleckte Atmosphäre der Vorortsiedlung sehr gut wiedergeben. Der Detailreichtum unterstützt die hohe visuelle Qualität. Die intensiven Farben sorgen für eine ausdrucksstarke Bildsprache. Der teilweise steile Kontrast ist ein konsequentes Stilmittel, um die klinische Atmosphäre der Wohnstraße mit etwas Unbehagen aufzuladen. Die unterschiedlichen Bildelemente werden auf differenzierte Weise wiedergeben. Störende Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Hi-Resolution-5.1-Tonspuren sorgen dank einer dynamischen Abmischung für einen wunderbaren Raumklang. Auch wenn die Geschichte selbst nur wenig Möglichkeiten bietet, mit Hilfe atmosphärischer Geräusche die hinteren Lautsprecher zu nutzen, so sorgt die Musik für klare Klangeffekte. Dadurch entsteht teilweise eine intensive, mitreißende, räumliche Atmosphäre. Gelegentlich erklingen auch ein paar Nebengeräusche aus den hinteren Lautsprechern. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Der etwa 15minütige Beitrag „Behind the scenes“ besteht aus kurzen Interviewpassagen mit einigen Stabmitgliedern wie dem Regisseur und dem Komponisten der Filmmusik sowie aus B-Roll-Material. Neben kleinen Ausflügen ins informative Fach, wenn der Komponist die Gestaltung der Musik zu einer bestimmten Szene erläutert, liefert der Beitrag nichts nennenswertes.
Aus der etwa 10minütigen Rolle der Deleted Scenes sticht das Balett der toten Mädchen heraus, die auf der nächtlichen Straße um Danny herum tanzen. Innerhalb des Films wäre die Szene zu dick aufgetragen gewesen, als einzelnes Dokument ist sie aber sehr schön.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Beautiful“ entlarvt das Ideal einer störungsfreien Idylle als gewalttätige, eine monströse Kraft entwickelnde Untiefe menschlicher Existenz. Gleichzeitig verknüpft Regisseur Dean O'Flaherty die unkontrollierte Dynamik auf metaphorische Weise mit dem sexuellen Erwachen eines pubertierenden Jungen, dessen Verführbarkeit die Gefahr offenlegt, selbst zu einem Werkzeug der Ausgrenzung zu werden. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

05.02.2011

   
Originaltitel Beautiful (Australien 2009)
Länge 97 Minuten (1080i)
Studio I-on new media
Regie Dean O'Flaherty
Darsteller Peta Wilson, Aaron Jeffery, Sebastian Gregory, Asher Keddie, Erik Thomson, Tahyna Tozzi, Socratis Otto, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Hi-Resolution 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Behind the scenes, Deleted scenes
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut