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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Kampfzone Menschlichkeit

Buffalo Soldiers 44 – Das Wunder von St. Anna

Buffalo Soldiers 44 – Das Wunder von St. Anna

Spike Lee ist bekannt für sein filmisches Werk, das afroamerikanische Themen in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung stellt, um daraus gesamtgesellschaftliche Werte zu formulieren. Passenderweise hat er sich in „Buffalo Soldiers 44“ des Themas afroamerikanischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg angenommen, die in der Geschichte des Kriegsfilmgenres bislang nur eine untergeordnete Rolle einnehmen.
Ein Gruppe Infanteristen soll den italienischen Fluss Serchio überschreiten, um die dahinter liegenden deutschen Verteidigungslinien anzugreifen. In dem strategisch wichtigen Gefecht werden die vier Afroamerikaner Hector, Stamps, Bishop und Sam jedoch vom Rest der Einheit getrennt, weil der weiße Befehlshaber im Gefechtsstand ihren Angaben nicht glaubt, dass sie den Fluss überschritten haben. In der Folge lässt der Befehlshaber die Artillerie auf die falschen Sektoren feuern. Auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf rettet einer von ihnen einen kleinen Jungen, der sie in ein nahe gelegenes Dorf führt. Dort quartieren sich die vier Soldaten bei einer Familie ein, deren Oberhaupt überzeugter Faschist ist. Die anderen Familienmitglieder sind entweder neutral oder hegen Sympathien für die Alliierten. Während die Soldaten befürchten müssen, von den Deutschen entdeckt zu werden, tauchen plötzlich auch italienische Partisanen auf, welche das Dorf immer wieder zu Verpflegungszwecken aufsuchen. Das komplexe sowie fragile Machtgefüge wird unter der Bedrohungslage zu einem gefährlichen Faktor.

Das Kriegsgeschehen wird mit einer Rahmenhandlung verknüpft, in der einer der vier Soldaten viele Jahre später in New York einen Amerikaner italienischer Herkunft erschießt. Während die Behörden völlig im Dunkeln tappen, welches Motiv eine Rolle gespielt haben könnte, hält die zurückliegende Kriegszeit den Schlüssel für das Verständnis der Tat bereit. Der menschliche Aspekt einer auch in Kriegszeiten am Ideal der Nächstenliebe orientierten Handlungsweise wird durch diese filmische Klammer betont. Lee wendet sich in seinem Drama gegen Rassismus und Respektlosigkeit gegenüber anderen Volksgruppen. Die vier afroamerikanischen Soldaten bewegen sich deswegen mit weitgehender Zurückhaltung in dem italienischen Dorf. Sie sind das Gegenbild zu auftrumpfenden Kämpfern, die alleine aus ihren Waffen eine Legitimation zum herrschsüchtigen Auftreten ziehen.

Nach einer dramatischen Gefechtsszene zu Beginn der Weltkriegserzählung dominieren die zwar angespannten, aber vergleichsweise ruhigen Szenen in dem kleinen Bergdorf. Das gibt dem Film die Möglichkeit, die vier Soldaten über ihre Situation reflektieren zu lassen. Eine perfide, mit Hilfe eines Lautsprecherwagens ausgestrahlte Propaganda-Sendung der Deutschen Buffalo Soldiers 44 – Das Wunder von St. Anna gibt die Richtschnur dafür vor. Während die Infanteristen noch vor dem Gefecht zu Beginn des Kriegsgeschehens auf den Fluss zulaufen, erzählt ihnen eine einschmeichelnde Frauenstimme, dass sie von ihrem eigenen Land nur verheizt würden. Amerika habe keinen Respekt gegenüber Afroamerikanern, während das in Deutschland ganz anders wäre. Das perfide an der Propaganda-Ausstrahlung ist, dass die Analyse der amerikanischen Gesellschaftsverhältnisse durchaus korrekt ist. Rassistisches Gedankengut gehört zum guten Ton. Die schwarze Bevölkerungsschicht wird als minderwertig angesehen und hat in keiner Weise die gleichen Rechte wie die weißen Amerikaner. Der Rest der Behauptung, dass ausgerechnet Nazi-Deutschland Afroamerikaner mit offenen, respektvollen Armen empfangen würde, ist natürlich Unfug.

Die vier Soldaten kämpfen für ein Land, das sie nicht respektiert. Daraus ergibt sich eine innere Konfliktlage, die jeder der Soldaten für sich anders beantwortet. Der Wunsch nach sozialem Aufstieg spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Möglichkeit, sich selbst zu beweisen. Während die Chance, als Soldat auch bei der weißen Bevölkerung Anerkennung zu erlangen, mit Hilfe einer Rückblende wieder eingerissen wird, schwebt über allem das nahezu friedliche Verhältnis zwischen den vier Amerikanern und den Bewohnern des Bergdorfes. In der kurzzeitigen Trennung vom sonstigen Kriegsgeschehen entwickelt sich so etwas wie eine zarte Utopie, dass Ressentiments überwunden werden können. Gleichzeitig wissen die Soldaten, dass sie die Realität schnell genug wieder einholen wird. Schon die Partisanen agieren mit wesentlich größerer Ruppigkeit. Die innere Unruhe der vier Hauptfiguren beleuchtet Lee in eindrucksvollen Charakterstudien, um neben der historischen Komponente eines Rassenkonfliktes vor allem auch gesellschaftliche Werte zu transportieren. Barmherzigkeit und Mitgefühl werden sich auszahlen, auch wenn der Krieg natürlich seine Opfer fordert. Wäre das nicht der Fall, würde die Geschichte nur ein naives Rührstück sein. So kann sie ihre Kraft entfalten.

Bildqualität

Das Bild der Bluray weist unterschiedliche Ästhetik-Ansätze auf. Die filmische Klammer besticht durch rauschfreie Bilder mit klaren Konturen sowie einem hohen Detailreichtum. Kräftige Farben sowie ein ausgewogener Kontrast überzeugen.
Das Kriegsgeschehen sieht demgegenüber deutlich körnig aus, was Lee als visuelles Stilmittel anwendet. Dadurch geht der Detailreichtum etwas zurück, die Konturendarstellung ist aber immer noch sehr gut. Lee verleiht dem Geschehen dadurch einen rauen Schliff, der sehr gut zum Kriegsgeschehen passt. Die reduzierte Farbpalette aus Braun- und Grüntönen wurde sehr gut auf die Bluray übertragen. Der Kontrast sorgt auch hier im Rahmen des gewählten ästhetischen Ansatzes für ein differenziertes Bild.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über klare, verständliche Dialoge. Die Abmischung besticht durch eine ausgeprägte Räumlichkeit, welche die Atmosphäre der jeweiligen Szene sehr gut einfängt. In der filmischen Klammer sorgt vor allem die Musik für Raumklang, während im Kampfgeschehen alle Lautsprecher mit Effektgeräuschen eingedeckt werden. In den Dorfszenen herrscht wiederum eine dezente, aber stets präsente Geräuschkulisse vor, welche auch die hinteren Lautsprecher nutzt.

Extras

Buffalo Soldiers 44 – Das Wunder von St. Anna

Zentraler Bestandteil des Bonusmaterials sind die beiden Beiträge „Veteranen diskutieren mit Spike Lee“, der etwa 17 Minuten lang ist, sowie „Die Erlebnisse der Buffalo Soldiers“, der etwa 21 Minuten lang ist. In „Veteranen diskutieren mit Spike Lee“ erinnern sich Mitglieder der afroamerikanischen Division, die Italien gekämpft hat, an ihre Erlebnisse im Krieg. Die Themen des Films Respekt, Rassentrennung und die mangelnde historische Würdigung kommen auch darin zur Sprache und ergänzen Lees Werk gut. Das gleiche gilt für „Die Erlebnisse der Buffalo Soldiers“, wobei hier neben Veteranen auch italienische Frauen zu Wort kommen, die damals in Kontakt mit den afroamerikanischen Soldaten gekommen sind. Drehbuch- und Romanautor James McBride sowie Militärexperten ordnen neben Spike Lee die historischen Erinnerungen in einen geschichtlichen Kontext ein. Bei aller Euphorie über den Wunsch, die historische Lücke zu füllen, da afroamerikanische Soldaten in der offiziellen Geschichtsschreibung nur eine untergeordnete Rolle spielen, geht die Struktur allerdings etwas verloren.
Das historische Essay berichtet in etwa sieben Minuten über den Krieg in der Toskana.
Die Deleted Scenes sind sehenswert, das sie auch als Einzelszenen eine starke Wirkung entfalten.
Ein Trailer ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Buffalo Soldiers 44 – Das Wunder von St. Anna“ nutzt die Geschichte der vier afroamerikanischen Soldaten, um Respekt und Mitgefühl als universelle Werte auch in komplexen, unübersichtlichen gesellschaftlichen Realitäten zu vermitteln. Innere Konflikte angesichts im eigenen Land erlebter rassistischer Ressentiments sowie die Bedrohlichkeit einer fragilen Kriegssituation unterfüttern das Geschehen mit der notwendigen Tiefe. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

07.03.2011

   
Originaltitel Miracle at St. Anna (USA 2008)
Länge 154 Minuten (1080p25)
Studio Pandastorm
Regie Spike Lee
Darsteller Derek Luke, Michael Ealy, Laz Alonso, Omar Benson Miller, Pierfrancesco Favino, Valentina Cervi, Matteo Sciarbordi, John Turturro, Joseph Gordon-Levitt, John Leguizamo, Alexandra Maria Lara, Christian Berkel, Oliver Korittke, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch, Headphone Surround Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Deleted Scenes, Die Erlebnisse der Buffalo Soldiers, Trailer, u.m.
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut