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Hinter der Maschine

Nina – Diary of a Porn Star

Nina – Diary of a Porn Star

Die laut Abspann der Dokumentation nicht mehr im Hardcore-Business tätige Nina Roberts hat sich während ihrer Pornolaufbahn einen Ruf als großer Star erarbeitet. Regisseur Thibeault Staib begleitete sie während der Phase mit einer Kamera, in der sie an ihrem autobiographischem Buch „J'assume“ geschrieben hat. Zu diesem Zeitpunkt wollte die junge Frau bereits aus dem Geschäft aussteigen, aber die Shows, bei denen Pornostars für die Fans einen Strip hinlegen, sind damals noch Teil ihres Lebens. Der Film zeigt solche Stationen, präsentiert aber hauptsächlich Bilder, die zwischen diesen Terminen entstanden sind. Und Nina Roberts erzählt, sie erzählt von ihrem Leben, den Gefühlen, die sie in manchen Situationen packen, und damit auch davon, wie das Geschäft sie beeinflusst hat.

Der Anfang ist eine Illusion und irgendwie auch nicht. Nina Roberts berichtet, dass ihr Wunsch, Pornodarstellerin zu werden, durch den Fernsehauftritt eines Hardcorestars ausgelöst wurde. Sie habe als Mädchen gesehen, wie die Männer in den Bann dieser Frau gerieten. Da wurde ihr klar, dass Sex Macht ist. Den Künstlernamen Nina Roberts gab es da noch nicht, es gab nur Sophie. So richtig ihre Beobachtung auch gewesen ist, so sehr muss sie später als Pornostar erkennen, dass der Machtaspekt, den sie als Darstellerin besitzt, nur ein sehr kleiner Teil des Geschäftes ist. Die vielen anderen Aspekte, denen sie in der Branche ausgesetzt ist, machen daraus eine Illusion. Denn ihr Teenagertraum bestand nur aus dem Machtfaktor, aus der Strahlkraft des Sex, weil sie nur von außen auf die Inszenierung des Business schauen konnte. Die harte Arbeit war verborgen. Die körperlichen Schmerzen, die Demütigungen durch Praktiken, die ihre Würde angreifen, sowie der ständige Druck kamen erst später, als sie den Schritt ins Pornogeschäft gemacht hatte.

Regisseur Thibeault Staib gelingt es, die Tragik zu verdeutlichen, welche hinter dem Spannungsverhältnis aus Traum und Realität steckt. Mit seiner kompakten Kamera rückt er Nina Roberts' Gesicht immer wieder in Großaufnahme ins Bild, so als versuche er, jede einzelne Muskelregung als Spiegel ihres emotionalen Zustandes auf Film zu dokumentieren. Dabei kommt er ihrem fragilen Selbst auf die Spur, das durch die ständigen Widersprüche geprägt wurde. Roberts' Arbeit als Pornostar ist immer wieder mit Dingen verknüpft, die in ihrer unangenehmen Ausprägung ihre Persönlichkeit zerstören könnten, würde sie nicht die Trennung zwischen Nina Roberts und Sophie pflegen. Der Rollenwechsel zwischen Beruf und Privat, der mit einem Persönlichkeitswechsel einhergeht, schützt sie zwar, hinterlässt aber auch Nina – Diary of a Porn Star seine Spuren. Sie wird zu einer brüchigen Person, die zwischen Lebenslügen, Realitätssinn, echtem Selbstbewusstsein, gespieltem Selbstbewusstsein, emotionsloser Professionalität, Wut und Nachdenklichkeit schwankt. Die ehrlichen, offenen Interviewsegmente hat Thibeault Staib immer wieder mit Aufnahmen unterschnitten, in denen Roberts schweigend im Auto oder im Zug sitzt und aus dem Fenster schaut, während die wechselnde Beleuchtung ihr Gesicht mal hell erscheinen lässt und mal mit dunklem Schatten einhüllt. Dazu ertönt eine zauberhafte Musik, welche die Melancholie solcher Momente verstärkt. Darin liegt eine emotionale Kraft, welche die Aussagen der jungen Frau ausgezeichnet kommentiert. Aber Staib richtet sein Augenmerk nicht alleine auf die seelischen Wunden seiner Hauptdarstellerin. Er zeigt auch Situationen der Freude, so dass ein facettenreiches Portrait entstanden ist.

Bildqualität

Nina – Diary of a Porn Star

Da der Film mit einer kompakten Digitalkamera entstanden ist, kann man keine Bildqualität wie bei einem durchgestylten Spielfilm erwarten, sie wird aber auch nicht benötigt. Das Portrait lebt von der unmittelbaren Optik, die über eine gute Konturenschärfe sowie einen ordentlichen Detailreichtum verfügt. Die Farben sehen natürlich aus. Der Kontrast ist sehr ordentlich.

Tonqualität

Der französische DD 2.0-Ton verfügt über eine klare Wiedergabe der Sprache. Darüber hinaus wurde die Musik sehr effektiv abgemischt, so dass sie ihre Wirkung druckvoll entfalten kann. Eine gute Tonqualität.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa sechsminütigen Interview mit Regisseur Thibeualt Staib. Darin erzählt er wie es zu der Produktion des Films gekommen ist und er berichtet noch ein wenig über seinen Zugang zur Thematik. Insgesamt ist das Interview ganz nett.
Eine Leseprobe aus Nina Roberts' Roma „J'assume“ sowie der Trailer zum Film runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Nina – Diary of a Porn Star“ zeigt die brüchige Persönlichkeit des Pornostars Nina Roberts an einem Wendepunkt in ihrem Leben, dem langsamen Ausstiegt aus der Branche. Dabei gelingt Regisseur Thibeault Staib ein emotionaler Blick hinter die sonst übliche Fassade der Inszenierung. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

19.05.2011

   
Originaltitel Nina (Frankreich 2007)
Länge 75 Minuten (Pal)
Studio Independent Partners
Regie Thibault Staib
Darsteller Nina Roberts, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Interview mit Thibault Staib, Leseprobe aus Nina Roberts' Buch „J'assume“, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gut, technisch gut