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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
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30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Tragische Illusion

Monga – Gangs of Taipeh

Monga – Gangs of Taipeh

In den neonlichtdurchfluteten Gassen Mongas, einem Stadtviertel Taipehs, scheint die Welt noch einen Raum für ein romantisches Dasein aus Freundschaften, Machtgenuss und glitzernder Leichtigkeit bereit zu halten. Das ist zumindest im Monga des Jahres 1986 in Doze Nius Film „Monga – Gangs of Taipeh“ noch der Fall.
Der Schüler Mosquito wird Teil einer kleinen Jugendbande, weil die vier anderen Mitglieder von seiner geschickten Gegenwehr beeindruckt sind, mit der Mosquito ein paar Radaubrüder aus seiner Schule halbwegs in Schach hält. Da seine neuen Freunde eng mit einem der wichtigsten Gangsterbosse Mongas verbandelt sind, muss Mosquito in der Schule fortan nicht mehr befürchten, drangsaliert zu werden. Die fünf Jugendlichen schwören Blutsbrüderschaft und genießen ihr wildes und letztlich auch unbeschwertes Leben. An der Schwelle zum Erwachsenwerden zieht aber langsam Ungemach auf, weil einerseits mehr Verantwortung auf den Jugendlichen lastet, die stärker für ihre Taten einstehen müssen, und andererseits Veränderungen vor Mongas Tür stehen. Festlandchinesen versuchen, die uneingeschränkte Machtbasis der Gangs aufzuweichen. Das führt schließlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, in welche Mosqutito und seine Freunde hineingeraten.

Auf geschickte Weise verzahnt Doze Niu den Prozess des Erwachsenwerdens seiner Hauptfiguren mit dem bedrohlichen Wandel, der in Monga einsetzt. Die Unbeschwertheit, mit der sie lässige Posen markierend durch die engen Gassen ziehen, wird von zwei Seiten angegriffen. Mit steigendem Alter sinkt die Nachsichtigkeit der sie umgebenden Gangster gegenüber dem, was sie tun, so dass die wachsende Verantwortung die Leichtigkeit des Daseins langsam aber sicher verscheucht. Gleichzeitig bietet Monga nicht mehr den sicheren Hafen einer etablierten Machtbasis der traditionellen Gangsterstruktur, weil diese durch ebenfalls kriminelle Festlandchinesen zu Fall gebracht werden soll. Die Welt der schönen Neonlichter, die als romantischer Appell an Ehre, Verlässlichkeit und sichere Heimat funktioniert, ist zwar noch präsent, aber sie spiegelt zunehmend nur noch die Vergangenheit der Filmanfangs wieder. Wie bei einem Stern, der schon verglüht ist, dessen Licht aber erst Jahre später die Erde erreicht. Zu Beginn ist die Bandenrealität noch eine Art Spiel für die Monga – Gangs of Taipeh Schüler, welche so tun können, als wären sie die Größten. Indem Doze Niu die Perspektive der Jugendlichen einnimmt, entgeht er der Falle, die etablierte Gangsterstruktur auf naive Weise zu idealisieren. Die Schüler sind angesichts des Blendwerks der Macht nicht in der Lage, wirklich hinter die Fassade zu schauen. Für sie zählen die Posen, der Respekt der Anderen und sexuelle Besuche im Bordell. Die Anziehungskraft des Milieus reflektiert der Film mit seinen kräftigen, bunten Farben, der eleganten Ausleuchtung und dem lässigen Schnitt, der als Show der Verführung funktioniert. Aber schon hier tauchen Zwischentöne auf, wenn Mosquito im Bordell nicht daran interessiert ist, die sexuelle Verfügbarkeit der Frauen auszunutzen. Aufgrund des Gruppendrucks hat er auch eine Prostituierte ausgewählt, mit der er sich jedoch nur unterhalten will. Die Einheit der Bande offenbart angesichts der unterschiedlichen Charaktere bereits jetzt erste Risse. Doze Niu zeigt immer wieder über kleine Gegebenheiten, wie dynamisch das Verhältnis seiner Figuren in Wirklichkeit ist. Ihr Gleichgewicht, ihre Sicherheit bleibt eine Momentaufnahme, die mit den kommenden Ereignissen in Gefahr gerät.

Denn ganz langsam verschiebt sich im Film die Wahrnehmung. Eine brutale Züchtigung seitens des Gangsterbosses, zu dessen Territorium die Jugendbande der Schüler gehört, macht deutlich, dass ein Dasein im Gangstermilieu eben nicht nur aus Lässigkeit besteht. Für die Macht muss man bezahlen oder andere bezahlen lassen, so wie den Vater eines der Schüler, dessen Hand vor Jahren im Zuge einer aktuellen Auseinandersetzung abgehackt wurde. So laufen die Hauptfiguren des Films in eine Tragödie hinein, in der Verrat, Gewalt, und der Zusammenbruch der Illusion vorherrschen. Dabei scheut sich Regisseur Doze Niu nicht, den eleganten, ungemein schicken Inszenierungsstil beizubehalten. Das dient aber nicht einer Restaurierung der scheinbar hübschen Realität der Vergangenheit, sondern einer opernhaften Überzeichnung der emotionalen Tragödie. Die Werte, an welche die Jugendlichen geglaubt haben, finden ebenfalls ihren Niederschlag in einer grandios kitschigen Metamorphose der Blutstropfen zu Kirschblüten. Die romantische Idee der Freundschaft hat ihren uneingeschränkten Wert, diskreditiert wird sie nur durch die falsche Verführungskraft des Milieus.

Bildqualität

Monga – Gangs of Taipeh

Die Bluray leistet sich beim Bild keine Schwächen. Die Schärfe präsentiert den Film mit einer wunderbar ausgewogenen Konturenklarheit und einem hohen Detailreichtum, so dass die atmosphärischen Bilder Mongas sehr gut zur Geltung kommen. Unterstützt wird die Schärfe durch ein weitreichendes Spektrum kräftiger Farben. Die bildgewaltigen, bunten Straßenszenen können ihre Wirkung voll entfalten. Der Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild, bei dem keine Details verschluckt werden.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen trotz eines eher an Dialogen orientierten Films über einer gute Raumwirken. Viele Nebengeräusche wie beispielsweise Gespräche umstehender Passanten oder andere akustische Reize nutzen die gesamte Bandbreite der Lautsprecher aus. Der Subwoofer hat allerdings weniger zu tun. Die Dialoge werden zudem nicht durch Geräusche überlagert, so dass man mit der Abmischung sehr zufrieden sein kann.

Extras

Das knapp 22-minütige Making Of bietet nur Standardinformationen zum Inhalt und dezente Andeutungen zu den Dreharbeiten, die durch ein wenig B-Roll-Material belegt werden. Insgesamt ein unbeachtliches Making Of, das nur in der knappen Präsentation eines Drehtages mit 20 Wiederholungen einer Kampfszene aus dem Trott ausbricht.
Der knapp 11-minütige Beitrag „Beim Dreh“ zeigt B-Roll-Material, das ebenfalls kaum beachtlich ist, einzig die Regiearbeit an einer sehr emotionalen Szene fasziniert.
Eine gut dreiminütige Outtake-Rolle mit Patzern sowie der Trailer sind auf der Bluray ebenfalls vorhanden.

Fazit

„Monga – Gangs of Taipeh“ ist eine brillante Coming-of-Age-Tragödie, die mit dem schärferen Blick der Jugendlichen für die Last des Lebens die Dramatik der Ereignisse erhöht. Durch den Gleichschritt aus Wahrnehmungsgewinn und der Zunahme der Bedrohung verstärkt der Film das emotionale Potential der Konflikte bis zum opernhaften Finale. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

26.05.2011

   
Originaltitel Báng-kah (Taiwan 2010)
Länge 140 Minuten (24p)
Studio Rapid Eye
Regie Doze Niu
Darsteller Ching-Tien Juan, Mark Chao, Ju-Lung Ma, Chia-yen Ko, Rhydian Vaughan, Jason Wang, Chang-Hsien Tsai, Teng-Hui Huang, Han Dian Chen, Feng Hsing, Doze Niu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Min Nan/Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Behind the Scenes, Outtakes, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung brillant, technisch sehr gut