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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Drache oder Wal?

Age of the Dragons

Age of the Dragons

„Die epische Geschichte von Moby Dick, wie sie noch nie erzählt wurde. Ein Remake – Mit Drachen!“ (Bluray-Hülle).

Vermutlich liegt der Texter dieser Worte ganz richtig mit der Annahme, dass Hermann Melvilles Romanvorlage „Moby Dick“ noch nie so erzählt wurde, wie das in „Age of the Dragons“ der Fall ist. Die Gründe dafür liefert der Film dann auch gleich mit, indem er keine der Romanqualitäten hinüberrettet und nur winzige eigene besitzt.
Die Figuren in „Age of the Dragons“ sind den Lesern des Romans oder denjenigen weitgehend bekannt, die John Hustons im Walfängermilieu der literarischen Vorlage spielende Verfilmung aus dem Jahr 1956 gesehen haben. Kapitän Ahab hat es hier nur nicht auf einen weißen Wal, sondern auf einen weißen Drachen abgesehen. Der junge Harpunier Ishmael taucht zusammen mit seinem Freund Queequeg in einer Spelunke auf, um sich für eine Drachenjagd anheuern zu lassen. Nach einem kleinen Scharmützel mit bärbeißigen Mitgliedern aus Ahabs Truppe taucht die Adoptivtochter des legendären Drachenjägers auf, um die beiden für den nächsten Beutezug zu verpflichten. Sie ist auch Teil der Crew und den Kennern der Vorlage nicht bekannt, weil sich der Film hier eine Variation in der Figurenkonstellation erlaubt, die ansonsten aus Kostengründen dadurch geprägt ist, dass weniger Charaktere auftauchen. Auf einem mit Rädern versehenen Landschiff aus Eisen und Holz geht es dann auf die Drachenjagd, wobei schon bald Konflikte innerhalb der überschaubaren Besatzung auftreten, die neben Ahab aus sechs Menschen besteht. Eifersucht sowie eine unterschiedliche Bewertung der Beutezugziele brechen auf. Während Ahab nur am weißen Drachen interessiert ist, erhoffen sich die übrigen Besatzungsmitglieder auch, eine gehörige Portion Drachenöl einsacken zu können. Denn das lässt sich teuer verkaufen.

Die Idee, das Seefahrerambiente aufs Land zu verfrachten, klingt zwar reichlich grenzwertig, gehört aber zu den guten Einfällen des Drehbuchs. Dadurch hält eine skurrile Surrealität Einzug in das Geschehen, das in epischer Hinsicht mit der Vorlage nicht mithalten kann, weil es sich nur um eine relativ schmal budgetierte B-Film-Produktion handelt. Die ohnehin schon überdrehte Übertragung ins Drachenjägermilieu einer phantastischen Realität wird so mit den passenden Bildern illustriert. Sie könnte darüber hinaus als Reflexion des Irrsinns funktionieren, mit dem sich Ahab der Jagd auf den weißen Drachen verschrieben hat, wobei statt einer psychologischen Durchdringung der pure Wahn in Form einer zugespitzten Dramatik regierte. Dazu hätte sich das Drehbuch aber viel mehr Freiheiten nehmen müssen, als das letztlich der Fall ist. Denn die ganz zentralen dramatischen Konfliktsituationen wurden übernommen. So ist Queequeg beispielsweise ab einem gewissen Punkt der festen Ansicht, dass er sterben werde und von da an völlig verändert. Während Huston bei seinem Film aber auf eine düster-grimmige Atmosphäre sowie eine Vielzahl an intensiv aufgeladenen Szenen zurückgreifen kann, in die Queequegs Verhalten eingebunden ist, verfügt „Age of The Dragons“ nur über die karikaturartige Absurdität seines Szenarios. Indem nun ohne nennenswerte Bearbeitung zentrale dramatische Situationen einfach übernommen werden, geht Ryan Littles Inszenierung völlig schief. Die Konflikte hängen in der Luft, weil ihnen für eine absolut Age of the Dragons ernsthafte Umsetzung ohne Einbettung in die Besonderheit der phantastischen Realität die Unterfütterung fehlt. Zusätzlich mutet sich der Film zu viele Konfliktsituationen aus der Vorlage zu, die nur abgearbeitet, aber nicht mit Leben gefüllt werden. Das grelle Szenario trifft auf eine substanzlose Ernsthaftigkeit. Das ist bedauerlich, weil die groteske Idee des Remakes mit Drachen seinen Charme hat.

Sehenswert ist lediglich Danny Glover, der zumindest seinen Spaß daran hat, Ahab mit überzogenem Irrsinn zu verkörpern. Er hat begriffen, worin das Wesen des Films hätte bestehen können, nur der Rest zieht nicht mit.

Bildqualität

Das saubere Bild der Bluray verfügt weitgehend über eine gute Schärfe mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum. Bei einigen Bewegungen kommt es allerdings zu deutlichen Verwischungen oder Doppelkonturbildung, die den Sehgenuss vorübergehend stören. Die gedeckten Farben kommen gut zur Geltung, so dass die phantastisch-historische Realität lebendig wirkt. Auch der Kontrast kommt mit den vielen ähnlichen Farbtönen gut zurecht, so dass sich die einzelnen Bildelemente gut voneinander abheben.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine gelungene Klangfülle, welche sich auf eine solide Abmischung stützen kann. Eine räumliche Atmosphäre macht sich immer dann breit, wenn die Musik auch die hinteren Lautsprecher nutzt. Vor dem Hintergrund einer B-Film-Produktion kann man mit dem Ton zufrieden sein, da auch die Dialoge absolut verständlich sind.

Extras

Age of the Dragons

Der knapp zehnminütige Beitrag „Behind the Scenes“ besteht aus Setinterviews mit den zentralen Darstellern und ein wenig B-Roll-Material. Mehr als Werbebotschaften bietet es nicht.
Die knapp zweiminütige „Outtake“-Rolle enthält kleine Patzer während des Drehs, deren Unterhaltungswert sehr gering ist.
Der etwa dreieinhalbminütige Beitrag „Visual Effects“ präsentiert ein paar Informationen zur technischen Umsetzung der Drachen. Mitglieder der Effekteabteilung gehen auf ein paar Details ein, ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Ganz nett.

Fazit

„Age of the Dragons“ scheitert daran, seine skurrile Idee ausgewogen umzusetzen, Melvilles „Moby Dick“ in eine phantastische Realität um eine Drachenjagd zu verfrachten. Die Absurdität des Neufassungsansatzes trifft auf eine biedere Übertragung zahlreicher bekannter Konfliktsituationen aus der Vorlage, ohne dass deren Dimension aus dem Umfeld der Handlung vorhanden wäre. Technisch ist die Bluray ordentlich.

Stefan Dabrock

07.06.2011

   
Originaltitel Age of the Dragons (USA 2011)
Länge 96 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Ryan Little
Darsteller Danny Glover, Vinnie Jones, Corey Sevier, Sofia Pernas, Larry Bagby, Kepa Kruse, David Morgan, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Behind the Scenes, Outtakes, Visual Effects
Preis ca. 17 EUR
Bewertung schwach, technisch ordentlich