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dvd

Niemand mag den Zinker

Der Zinker

Schätze des deutschen Tonfilms Nr. 1: alle Filme

Der Zinker

Zusammen mit den frühen Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der Hexer“ (Deutschland 1932, Regie: Carl Lamac) und „Der Doppelgänger“ (Deutschland 1934, Regie: E.W. Emo) hat Spririt Media Carl Lamacs und Martin Frics Regiearbeit „Der Zinker“ in einer DVD-Box veröffentlicht, welcher ebenfalls auf einem Roman des britischen Schriftstellers beruht. Die Filme sind zusätzlich auch einzeln erhältlich.
Einsam und gesellschaftlich isoliert, so muss sich der Zinker fühlen, denn niemand mag den Zinker. Mit seiner hinterhältigen Art und Weise hat die geheimnisvolle Gestalt aber auch hart dafür gearbeitet, von allen gehasst zu werden. Als anonymer Tipgeber informiert er die Polizei über bevorstehende Beutezüge. Da sich die Tips stets als korrekt erweisen, können die Ordnungshüter einige stadtbekannte Kriminelle aus dem Verkehr ziehen. Auch wenn man meinen könnte, dass sich die Polizei darüber freuen sollte, hält sich die Begeisterung in Grenzen, denn das Spiel des Zinkers gefällt Scotland Yard nicht. Er verzinkt nämlich nur die bösen Buben, die ihm die Beute nicht für 'n Appel und 'n Ei überlassen. Da er folglich nicht als mysteriöser Saubermann taugt, sondern selbst kriminelle Interessen hat, mag ihn die Polizei nicht. Inspektor Elford versucht, ihn zu fassen. Aber auch die Gemeinschaft der Kriminellen ist hinter dem Zinker her, denn er ist eine immerwährende Bedrohung für ihr Geschäftsmodell. Daher mag ihn die Gemeinschaft der Kriminellen nicht. Die Öffentlichkeit in Form eines investigativen Journalisten möchte das Rätsel um den Zinker ebenfalls lösen. Denn die Öffentlichkeit kann ungeklärte Geheimnisse nicht leiden. Aus diesem Grund mag sie den Zinker nicht.

Carl Lamacs und Martin Frics früher Tonfilm lebt vom absoluten Rätsel um den Zinker sowie dessen vollständigem Außenseiterstatus. Die parallel ablaufende Aufklärungsarbeit der Polizei, der Kriminellen und des Journalisten stilisiert den Zinker zu einem dämonischen Bösewicht mythologischen Ausmaßes, weil die beteiligten Gruppen normalerweise völlig unterschiedliche Interessen haben. Das Böse des Zinkers schwebt deswegen über der normalen Gesellschaft mit ihren sonstigen kriminellen Auswüchsen. Es hat sich separiert und bedroht durch die ihm innewohnende Machtausübung das feine Zusammenspiel der Kräfte, das sich zwischen Polizei, Verbrechern und der beobachtenden Öffentlichkeit ausgebildet hat. Die Kriminellen müssen zwar von der Polizei bekämpft werden, weil ihre Handlungen nicht erwünscht sind, aber ihr Wesen hat nichts Rätselhaftes an sich. Die Polizei weiß, mit wem sie es zu tun hat und kann eine halbwegs brauchbare Kontrolle ausüben. Diese Sicherheit wird durch den auftauchenden Zinker angegriffen und damit die Balance der Kräfte sowie die Stabilität. Der Zinker bedroht Der Zinker die Gesellschaft. Das wird in der Inszenierung vor allem dann deutlich wenn die Kamera das Treiben in einem Glücksspieletablissement einfängt, in dem unter anderem viele Gangster verkehren. In den Gesprächen kulminiert die Angst der einzelnen Figuren. Die Unruhe bündelt sich an einem Ort der Zusammenkunft unterschiedlicher Menschen. Dadurch entsteht eine kraftvolle Bedrohung, welche die Ausnahmesituation reflektiert, in der sich die beteiligten Charaktere befinden. Das Vergnügen, das normalerweise mit dem Club verbunden ist, tritt zugunsten der Gefahr in den Hintergrund. Das ist Ausdruck der Balanceverschiebung, die der Zinker hervorgerufen hat. Die aus den Fugen geratende Ordnung manifestiert sich in der konzentrierten Dramaturgie, welche Teil der Clubszenen ist. Dabei fungiert Oberaufseher Bill als Dreh- und Angelpunkt, wenn er an nahezu allen entscheidenden Gesprächen beteiligt ist. Ohne selbst aktiv zu werden, ist er eine Art Katalysator, der das Geschehen weiter am Laufen hält. Lamac und Fric verhindern, dass die einzelnen Ereignisse innerhalb des Etablissements auseinanderdriften, da Bill alles zusammenhält. Seine schnoddrige Autorität erhält gleichzeitig die Hoffnung, dass der Zinker besiegt werden kann. Denn sie wirkt als Gegenpart zur sonst vorhandenen Furcht. Das gleiche gilt für den Journalisten, der mit süffisanten Sprüchen versucht, die unterschiedlichen Verdächtigen in die Enge zu treiben. Paul Hörbiger verkörpert ihn mit einer brillanten Hochnäsigkeit, die eine überlegene Macht ausstrahlt. Dadurch zieht auch eine gewisse Portion Humor in den Film ein, dessen Wechselspiel seinen Charme ausmacht.

Bildqualität

Der Zinker

Auch bei „Der Zinker“ kann man mit der Bildqualität sehr zufrieden sein. Die analogen Defekte halten sich für einen 80 Jahre alten Film in Grenzen. Die Schärfe kommt natürlich nicht an heutige Standards heran, vermag aber mit einer sehr ordentlichen Konturendarstellung zu überzeugen. Das das Bild relativ weich aussieht, ist angesichts des Filmalters nicht verwunderlich, es wurde aber gute Arbeit beim Transfer geleistet. Immer wieder kommt es zu leichten Helligkeitsschwankungen, die aber nicht stören. Der Kontrast sorgt für eine ausgewogene Schwarzweißdarstellung. Analoges Rauschen ist natürlich vorhanden, stört aber nicht.

Tonqualität

Der Ton weist zwar ein permanentes Hintergrundrauschen auf, dadurch wird die Verständlichkeit der Dialoge aber nicht getrübt. Verzerrungen sind vorhanden, spielen sich aber nicht in den Vordergrund.
Da zur Entstehungszeit die Möglichkeiten, Musik in den Film zu integrieren begrenzt waren, wurde im Jahr 2009 eine neue Filmmusik komponiert, die bei Aufführungen von einem Live-Orchester eingespielt wurde. Auf der DVD ist der Film in der Originalversion enthalten, die kaum Musik besitzt, und er kann mit der neuen Filmmusik abgespielt werden.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus interessanten Texttafelinformationen zum Film, zu einzelnen Stabmitgliedern sowie zur neu komponierten Musik und einer Bildergalerie.

Fazit

„Der Zinker“ ist die beste der drei Edgar-Wallace-Verfilmungen aus den frühen 1930er Jahren, da es Lamac und Fric hier am elegantesten gelingt, einen theaterhaften Inszenierungsstil zu vermeiden. Die größere Weite einzelner Aufnahmen sowie die komplexere, dramaturgische Verflechtung sorgt für eine gelungene Atmosphäre. Das Wechselspiel aus rätselhafter Spannung und Humor macht den Charme des Films aus. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters ordentlich.

Stefan Dabrock

15.06.2011

   
Originaltitel Der Zinker (Deutschland 1931)
Länge 70 Minuten (Pal)
Studio Spirit Media
Regie Carl Lamac, Martin Fric
Darsteller Lissy Arna, Karl Ludwig Diehl, Fritz Rasp, Peggy Norman, Paul Hörbiger, S.Z. Sakall, Robert Thoeren, John Mylong, Ernest Reicher, Karl Forest, u.a.
Format 1:1,37 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Texttafel-Filminfos sowie Bio- und Filmographien als Rolltext, Bildergalerie
Preis ca. 14 EUR
Bewertung unterhaltsam, technisch angesichts des Filmalters ordentlich