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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Drahtseilakte

City under Siege – Stadt unter Feuer

City under Siege – Stadt unter Feuer

Beim Blockbuster „City under Siege“ zeichnet sich Benny Chan für Regie, Drehbuch, Produktion und Schnitt verantwortlich, wobei am Drehbuch und der Produktion noch jeweils eine weitere Person mitgearbeitet hat. Die Postendichte qualifiziert den Actionreißer schon fast als Autorenfilm, was sich auch daran bemerkbar macht, dass er im Gegensatz zu den meisten aktuellen Großproduktionen aus der ehemaligen Kronkolonie kein historisches Thema beackert. Stattdessen macht Chan einfach das, wozu er gerade Lust hatte, und das darf auch ein bisschen irrsinnig sein.
In einer Präsequenz testen japanische Armeeangehörige wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Malaysia ein Spezialgas an Kriegsgefangenen, mit dem sie menschliche Kampfmaschinen züchten wollen. Das Experiment geht schief, aber die Gasbestände bleiben als gefährliches Gut erhalten. 70 Jahre später stoßen ein paar Angehörige eines Zirkus auf der Suche nach einem vermeintlichen Schatz auf das Lager mit den Überresten des militärischen Experimentes. Als sie mit der Chemikalie in Kontakt kommen, führt das zu bizarren Mutationen, in deren Folge sie einerseits überragende Körperkräfte entwickeln und andererseits immer stärkere Deformationen aufweisen. Einzig der arglose Sunny Li, der bei der Erforschung der alten Lagerstätte nur zufällig durch seine rüden Zirkuskollegen in die Situation hineingezogen wurde, kann von neuen körperlichen Eigenschaften profitieren, ohne dauerhaft Entstellungen davonzutragen. Zurück in Hongkong trifft Li auf die bezaubernde Nachrichtensprecherin Angel Chan, in die er sich sogleich verliebt. Da Lis zu bösen Mutanten verwandelte ehemalige Zirkuskollegen ihre Kräfte für brutale Raubzüge nutzen, versuchen Li und Chan, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Dasselbe Interesse hat auch ein Zwei-Personen-Spezialistenteam, das von der Hongkonger Polizei hinzugezogen wird, um die Mutanten zu besiegen.

Im Hongkong-Kino der 1980er und frühen 1990er Jahre gab es bei vielen Produktionen die Tendenz einen schnellen, an der völligen Überraschung orientierten Handlungsverlauf über die klare Logik zu stellen. Im Ergebnis entstanden unterhaltsame, rasante Filme, die im Idealfall sogar die Grenzen des Geistes erweitern konnten, weil sie die Notwendigkeit einer in allen Details geschlossenen Handlungsentwicklung dank eines perfekt abgestimmten Schnitts überwanden. Hinzu kam, dass die Wendungen und Stilmischungen thematisch Sinn ergaben, auch wenn sie nicht bis in jede Einzelheit ausformuliert wurden. Daran hat sich Benny Chan, der schon 1990 mit dem romantischen Actiondrama „A Moment of Romance“ („Tian rou you qing“) überzeugen konnte, erinnert.

Der gutherzige Tor Sunny Li wird deswegen stellvertretend für den Zuschauer durch die wechselnden Ereignisses des Films gescheucht. Da kann es dann auch passieren, dass Li unversehens zu einer absurden Werbeikone mit aberwitzig-schriller Kleidung stilisiert wird. Beim Drahtseilakt entlang der bizarren Einfälle geht es immer darum, dass diejenigen, die City under Siege – Stadt unter Feuer reinen Herzens sind, das Böse nicht fürchten müssen, weil es sie nicht verletzen kann. Das hält den Film zusammen. Der märchenhafte Ansatz zeigt sich bereits zu Beginn, als Sunny wie die anderen mit dem Gas in Kontakt kommt, aber nur kurze Zeit entstellt ist. Bezeichnenderweise setzt seine Rückverwandlung zu seiner ursprünglichen Körperform ein, nachdem er eine Frau mit dem sprechenden Namen Angel getroffen hat. Seine speziellen Kräfte, zu denen ein phänomenal gesteigertes Sehvermögen zählt, behält er allerdings. Mit der Selbstsicherheit des fast alle zentralen Aufgaben kontrollierenden Filmemachers präsentiert Chan solche Einlagen naiven Vertrauens. Sie sind Teil einer Erzählung, die niemals den Glauben daran verliert, dass die Gefahren überwunden werden können. Deswegen folgt auf jede Bedrohung eine Wendung, um der Gefahr neue Kräfte entgegenzustellen. Da Li anfangs noch ungeübt darin ist, mit seinen Fähigkeiten die Mutanten zu besiegen, taucht auch noch das Zwei-Personen-Spezialistenteam auf.

Ambivalenz hat in einer solchen Dramaturgie nahezu keinen Platz. Stattdessen feiert der Film seine märchenhafte Emotionalität auf brachiale Weise, wenn es um die Actionsequenzen geht. Mit Effekten angereichert, die auf die ebenfalls vorhandene 3D-Auswertung abzielen, sorgt die Choreographie für eine die Schwerkraft aufhebende Wirkung, indem oftmals Drahtseiltechnik zum Einsatz kommt. Schnitt und Bewegung strahlen dabei eine rhythmische Leichtigkeit aus. Ihr harmonisches Tempo verstärkt den druckvollen Ansatz der einzelnen Aktionen, indem die Stoßrichtung der jeweiligen Bewegung durch ihre flüssige Präsentation unterstrichen wird. Das sorgt für eine Portion Dynamik, die ohne Schwierigkeiten mögliche Löcher der Handlungsentwicklung überdeckt, zumal es bei einer auf kindliches Urvertrauen angelegten Erzählung ohnehin nicht auf deren komplexe Logik ankommt. Der Kampf gegen die bösen Mutanten findet mit überzogener Kraft statt, die eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Das gilt gleichermaßen für Innenräume, beispielsweise ist die Einrichtung eines Fernsehstudios nach einer Auseinandersetzung kaum noch zu gebrauchen, wie für Szenarien außerhalb. Der naive Wille eines Sieges des Guten entfacht eine energetische Sprengkraft, die sich mit zunehmender Dauer des Films in immer grelleren Stilmitteln widerspiegelt. Dazu gehört neben der irrwitzigen Action auch die bunte Farbpalette, die zeitweise das Regiment übernimmt. Im Zusammenspiel mit der märchenhaften Grundhaltung des Films, den absurden Wendungen und der Actiondynamik entwickelt sich „City under Siege“ zu einem wunderbaren Spektakel, das letztlich einfach macht, was es will.

Bildqualität

City under Siege – Stadt unter Feuer

Die Bluray verfügt über ein sauberes Bild mit guter Schärfe. Hier und da wird nicht das erreicht, was bei einer Bluray möglich ist, aber Konturen und Details werden gut herausgearbeitet. Auch die Farbdarstellung überzeugt mit kräftigen Tönen, was angesichts des darauf ausgelegten visuellen Stils besonders wichtig ist. Der Kontrast leistet sich lediglich bei dunklen Bildern kleine Schwächen, da der Schwarzwert nur durchschnittlich ist. Ansonsten werden die einzelnen Bildelemente aber gut herausgearbeitet.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sorgen für eine gute räumliche Atmosphäre, da vor allem in den Actionsequenzen alle Lautsprecher genutzt werden. Hinzu kommt ein hörbarer Subwoofer-Einsatz. Manchmal wirkt die Abmischung etwas zu wenig differenziert, aber das hält sich in Grenzen. Die Dialoge sind klar und verständlich.
Bedauerlicherweise war man jedoch der Meinung, dass sich nur diejenigen für die Originaltonspur interessieren, die auch die Sprache verstehen. Deswegen wurde auf deutsche Untertitel verzichtet, wobei unklar ist, ob die unsägliche Entscheidung auf das Konto von Ascot Elite oder vom Rechteverwerter Los Banditos geht. Dem Medium Bluray wird das in keiner Weise gerecht. Hinzu kommt, dass man nicht einmal den Schneid hatte, wenigstens eine Synchronisation anzufertigen, die einen hohen Qualitätsmaßstab einhält. Die verwendeten Sprecher sind in ihrer Ausdrucksfähigkeit hörbar beschränkt, so dass die deutsche Tonspur immer nur dann ein Vergnügen ist, wenn keine Dialoge vorhanden sind.

Extras

Das 22minütige Making Of besteht aus der gängigen Mischung diverser Interviews, einiger Filmausschnitte und B-Roll-Materials. Dabei liefert es ein paar Grundinformationen über den Dreh, so äußern sich die Darsteller beispielsweise über ihre Erfahrungen mit dem dicken Gummimakeup und den vielen Drahtseilszenen. Regisseur Benny Chan geht kurz auf seine Idee hinter der Geschichte ein. Daneben ist auch viel PR-Gerede dabei. Das Making Of besitzt nun Untertitel mit chinesischen Schriftzeichen und Englisch, da man das eingekaufte Material nicht weiter bearbeitet hat. Wer also kein Englisch kann und die Originalsprache nicht beherrscht, kann mit dem Making Of nichts anfangen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum für die deutsche Heimkinoedition denn nicht wenigstens auch englische Untertitel für den Hauptfilm eingekauft wurden, so dass wenigstens diejenigen, die Englisch verstehen, mit der Originalfassung des Films etwas hätten anfangen können.
Neben dem Making Of enthält die Bluray noch eine Bildergalerie und den Trailer.

Fazit

„City under Siege“ entpuppt sich als kinetisches Märchen, das sein naives Urvertrauen auf den Sieg des Guten mit entwaffnender Zielstrebigkeit erzählt. Dabei entfaltet der Film eine energetische Sprengkraft, die sich in dynamischen Actionsequenzen sowie einer zeitweise schrillen Optik widerspiegelt. Technisch ist die Bluray aufgrund fehlender deutscher Untertitel unzureichend. Der Film ist zusätzlich auch als 3D-Version erhältlich.

Stefan Dabrock

22.06.2011

   
Originaltitel Chun sing gai bei (Hongkong 2010)
Länge 110 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Benny Chan
Darsteller Aaron Kwok, Collin Chou, Shu Qi, Jacky Wu, Jingchu Zhang, Karen Cheung, Wah Yuen, Nan Tie, Chrissie Chow, Ben Wong Chi-Yin, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel -
Extras Making Of, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch aufgrund fehlender deutscher Untertitel unzureichend