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Der letzte Kreuzzug der Haie

Shark in Venice

Shark in Venice

Ein ursprünglicher Arbeitstitel für die deutsche DVD-Veröffentlichung des amerikanischen Films „Shark in Venice“ lautete „Der weiße Hai in Venedig“. Möglicherweise war man sich aus Rechtegründen ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ganz so sicher, ob das eine gute Idee gewesen wäre. So entschied man sich, das Werk unter seinem Originaltitel zu vermarkten. Der darin ebenso enthaltene Hai treibt sein Unwesen zum großen Erstaunen in der berühmten Lagunenstadt. Der Vater des Wissenschaftlers David Franks ist seit einem Tauchgang in Venedig verschollen, seine Begleiter wurden tot aufgefunden. Franks macht sich zusammen mit seiner Lebenspartnerin Laura auf den Weg nach Italien, um der Sache auf den Grund zu gehen. Mit fachmännischem Blick identifiziert er sofort, dass die aufgefundenen Leichname Spuren eines Haiangriffs aufweisen. Die Theorie der venezianischen Polizei, die Taucher seien durch Schiffsschrauben tödlich verletzt worden, hält Franks für Unfug. Unter bestimmten Auflagen erlaubt ihm die Polizei, Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft Franks auf den Mafiosi Vito Clemenza, in dessen Auftrag Franks Vater unter Wasser gegangen ist. Denn irgendwo unterhalb Venedigs soll sich ein sagenhafter Schatz befinden, den ein Kreuzritter nach seiner Rückkehr von der Schlachtfeldern dort versteckt haben soll. Clemenza will diesen Schatz finden. Er entführt Laura, um Franks dazu zu bewegen, wie vormals sein Vater nach dem Schatz zu tauchen. Doch unter Wasser lauern die Haie.

Die Grundidee des Films, mörderische Haie ausgerechnet in Venedig auftauchen zu lassen, ist so herrlich blödsinnig, dass einem durchaus ein Schmunzeln über das Gesicht huschen kann. Die Lagunenstadt, die aufgrund ihrer ganz speziellen Lage und Architektur eine unwirkliche Atmosphäre ausstrahlt, bietet einen optimalen Hintergrund für herum schwimmende, beißwütige Haie. Denn das Künstliche, das Venedig Shark in Venice anhaftet, trifft auf das Künstliche, das dem Haimotiv aufgrund seiner popkulturellen Historie ebenfalls anhaftet. So ergänzt sich beides zu einer perfekten Einheit, die das Werk zu einer Art fiktiven Filmstudiotour hätte werden lassen können. In gewisser Weise ist sogar etwa ähnliches dabei herausgekommen, aber anders als gewünscht. Denn statt eine souveräne Show zu liefern, stellt Regisseur David Lerner die Flickschusterei der Produktion mit zunehmender Filmlänge viel zu deutlich aus. Auf diese Weise zeigt er zwar allen Interessierten, wie das Werk gedreht wurde, aber ein Film, der gleichzeitig sein Making Of ist, geht dann doch etwas zu weit. Die Hauptdarsteller in „Shark in Venice“, allen voran Baldwin und Johansson, haben Venedig selbstverständlich nie betreten, zumindest nicht im Zuge der Dreharbeiten für Lerners Regiearbeit. Außenaufnahmen der Lagunenstadt wechseln sich mit Studiosets ab, um zu suggerieren, dass sich die Darsteller tatsächlich in Venedig befinden.

Was anfangs noch ganz gut funktioniert, wird durch einen immer exzessiveren Einsatz diverser Außenaufnahmen, in denen keine der Figuren zu sehen ist, ab einem bestimmten Zeitpunkt grotesk. Teilweise wurde auch ein Venedighintergrund ins Bild eingefügt, so dass es aussehen soll, als befände sich Baldwin tatsächlich dort. Den Gipfel des Suggestionskunst bildet aber schließlich eine Szene ganz ohne zentrale Figuren. Ein turtelndes Paar, das nur als Haifischfutter in den Film geschrieben wurde – zwischendurch muss der Zuschauer erinnert werden, dass die Haie immer noch da sind –, steht auf einer CGI-Brücke vor einem CGI-Gebäude, an dessen Mauern CGI-Wasser plätschert. Mit hohem Tempo rauscht der Hai heran, schnappt sich die unaufmerksamen, unter Hormoneinfluss stehenden Menschen und zieht von dannen. Außer der Kamera und dem Zuschauer bemerkt die Szene niemand sonst, weswegen sie für die Handlung auch gar keine Rolle spielt. Denn sie ereignet sich auch nicht zu Beginn des Films, um den Hai vorzustellen, sondern irgendwann in der Mitte. Wenn Du denkst in der Handlung geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Haifisch her. So funktioniert Exploitationhandwerk. Leider hatte der Drehbuchautor solche Einfälle nicht oft genug, um ein paar Längen zu verhindern.

Ein weiterer Aspekt der Ausbeutungsstrategie der Thematik ist die räuberische Aneignung großer Vorbilder. Als David Franks in Venedig das Zimmer seines Vaters aufsucht, ist dieses völlig durcheinander, da es durchsucht wurde. Franks findet schließlich in einem Versteck ein Notizbuch mit Aufzeichnungen seines Vaters. Das erinnert doch sehr an „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Die Freundin des Helden wird auf einem belebten Marktplatz entführt. Das erinnert doch stark an „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“. David Lerner hat sich relativ offensichtlich in Spielbergs Motiv- und Szenenschatz bedient, um seine Dramaturgie zusammen zu bekommen. Natürlich fehlten ihm sowohl die finanziellen als auch die inszenatorischen Mittel, um sein Werk im Schatten der Vorbilder mit respektabler Qualität zu positionieren. So kann man mit Fug und Recht festhalten, dass „Shark in Venice“ ein schlechter Film geworden ist, selbst wenn man B-Film-Maßstäbe anlegt. Wer auf der Suche nach einer grotesken Erfahrung ist, dreistes Exploitationhandwerk liebt, der mag mit „Shark in Venice“ etwas anfangen können. Besser wäre es aber, den Film vorher zu Rainer Brandt zu schicken, damit der eine schön peppige Synchronisation anfertigt, die der Dreistigkeit des Werkes gerecht wird.

Bildqualität

Shark in Venice

Das Bild der DVD überzeugt mit zumeist guter Schärfe, die über eine klare Konturenzeichnung verfügt und für einen ansprechenden Detailreichtum sorgt. Die Farben sind kräftig und geben die in manchen Szenen stark nachbearbeitete Optik gut wieder. Der Kontrast ist solide. Bei schnellen Bewegungen kommt es aber zu deutlichen Nachzieheffekten. Darüber hinaus ist das Bild gelegentlich ein wenig in sich in Bewegung. Das Hintergrundrauschen stört nicht. Insgesamt ist das Bild für einen Film dieser Liga in Ordnung.

Tonqualität

Die Dialoge der 5.1-Spuren sind klar und verständlich. Die Abmischung mit der bombastischen, an einen großen Blockbuster gemahnenden, tollen Musik aus der Feder Stephen Edwards' ist gelungen. Besonders räumlich wirk das akustische Geschehen aber nicht, da es sehr stark auf die vorderen Lautsprecher begrenzt ist.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer.

Fazit

„Shark In Venice“ kann seine groteske Grundsituation leider nicht so ausspielen, wie man sich das wünschen würde. Dafür betreibt Regisseur David Lerner eine Flickschusterei, die zu deutlich sichtbar ist, so dass die Balance zwischen Dreistigkeit und fehlendem Budget nicht gegeben ist. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

05.11.2009

   
Originaltitel Shark in Venice (USA 2008)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie Danny Lerner
Darsteller Stephen Baldwin, Vanessa Johansson, Hilda van der Meulen, Giacomo Gonella, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung grotesk, technisch recht gut