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kurzrezension

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Der gnadenlose Geist des Goldes

Knie nieder und friss Staub

Knie nieder und friss Staub

Sieben Jahre liegen zwischen dem 1964 entstandenen Italowestern „Für eine Handvoll Dollar“ („Per un pugno di dollari“, Regie: Sergio Leone) und Aldo Florios nun bei Koch Media auf DVD erschienenem „Knie nieder und friss Staub“. Zeit genug, um eine offensichtliche Hommage an Leones Werk zu drehen, die sich aufgrund ihrer Qualität von den vielen Plagiaten absetzt, die bereits kurz nach dem ersten Dollar-Film die Kinos überschwemmten. Fabio Testi spielt in „Knie nieder und friss Staub“ einen entflohenen Sträfling, der auf dem Weg zu einem kleinen Goldgräbernest ist. Sein Mitgefangener Emiliano hatte ihm von der Stadt erzählt. Vor Ort bemerkt der Ex-Sträfling sofort die schwierigen Machtverhältnisse. Eine gut aufgestellte Bande Amerikaner zwingt die bescheiden hausenden mexikanischen Goldgräber mit selbst organisierten Überfällen auf die Goldtransporte dazu, das wertvolle Edelmetall an die örtliche Bank für einen schäbigen Preis zu verkaufen. Die Überfälle lassen die Amerikaner wie Schandtaten marodierender Mexikaner aussehen, die Bank kontrollieren sie, um so den Reichtum abzuschöpfen. Der entflohene Sträfling will sich die Auseinandersetzungen zu Nutze machen, so dass er am Ende selbst mit dem Gold davon ziehen kann. Nachdem er zunächst mit den mexikanischen Goldgräbern Kontakt aufgenommen hat, bietet er sich den Amerikanern als Pistolenschütze an, um von innen mehr Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können. Knie nieder und friss Staub Eine Gruppe Amerikaner befindet sich in einem verschlafenen Nest in einer Auseinandersetzung mit Mexikanern, ein mysteriöser Fremder reitet in den kleinen Ort, um sich die Situation zu seinem Vorteil zu Nutze zu machen, und Fabio Testi trägt im Finale einen Poncho. Die Parallelen zu Leones „Für einen Handvoll Dollar“ liegen ebenso auf der Hand, wie es auch große Unterschiede gibt, denn „Knie nieder und friss Staub“ ist eine Hommage und kein Plagiat. Im Gegensatz zu Leones Film handelt es sich bei den Mexikanern nicht um einen Bande, die im gleichen Maße kriminell zu Werke geht, wie es die Amerikaner tun. Sie werden vielmehr durch die gut bewaffneten Amerikaner unterdrückt. Deswegen empfindet der Held eine gewisse Sympathie für die Mexikaner, wenn er auch plant, das Gold für sich selbst zu ergaunern. Sein Vorgehen erinnert stark an Eastwoods Figur aus „„Für eine Handvoll Dollar““, indem er sich den Amerikanern als guter Pistolenschütze anbietet, die Vorzeichen aber sind gänzlich andere. Daraus zieht Regisseur Aldo Fiori die Eigenständigkeit seines Filmes, der wesentlich weniger mythologisch daherkommt.

Stattdessen bildet sich im Rahmen der Genregrenzen ein klarer sozialer Realismus ab, der die Rolle des entflohenen Sträflings in ein anderes Licht rückt. Ob er will oder nicht, mit jeder Aktion gegen die Amerikaner steht er automatisch auf der Seite der Mexikaner. Eine neutrale Position kann er nicht einnehmen, weil die beiden Gruppen innerhalb des Dorfes nicht auf gleicher Augenhöhe agieren. Dadurch verleiht die Geschichte der klassischen Italowesternfigur einen tragischen Einschlag, der stärker als in anderen Genreproduktionen ausgeprägt ist. Die Tragik hat jedoch keinen traurigen, sondern einen positiven Charakter, speist sie sich doch aus der Hilfestellung, die der Fremde den Entrechteten automatisch zu Teil werden lässt. Fiori nutzt für seine Hommage die grimmige Atmosphäre, die sich aus den diabolischen Machtdemonstrationen der Amerikaner ergibt. Ihre Brutalität – in einer Szene wird beispielsweise einer der Mexikaner unter Wasser getaucht, um ihn zum Reden zu bringen - bildet den passenden Widerpart zu den Aktionen des Fremden, so dass die Lebensgefahr, der Einfallsreichtum des Fremden und die soziale Komponente ein faszinierendes Netz ergeben. Fioris Italowestern aus der späten Phase des Genres ist deswegen eine lohnenswerte Entdeckung.

Bildqualität

Knie nieder und friss Staub

Das weitgehend saubere Bild der DVD weist kaum Defekte oder Verregnung auf. Die Schärfe schließt sich den guten Vorzeichen an, so dass der Film mit klaren Konturen und einem Detailreichtum aufwartet, das zwar nicht mit aktuellen Werken mithalten kann, angesichts des Filmalters aber beachtlich ist. Gelegentlich lässt die Schärfe etwas nach, so dass vor allem einige Totalen weicher aussehen, störend ist das jedoch nicht. Die bräunlichen Töne der staubigen Atmosphäre werden sehr gut wiedergegeben. Der ausgewogenen Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Jenseits des leichten Hintergrundrauschens sind keine nennenswerten Rauschmuster zu sehen.

Tonqualität

Die beiden Tonspuren überzeugen mit klaren Dialogen, deren Verständlichkeit auch durch das leichte Hintergrundrauschen nicht beeinträchtigt wird. Dezente Verzerrungen sind so unauffällig, dass der Ton überzeugend bleibt. Die Musik hat etwas mehr mit einem leichten Schrebbeln zu kämpfen, aber auch das ist nicht sonderlich prägnant.

Extras

In der Featurette „Der Preis der Freiheit“ (etwa 33 Minuten) äußert sich Regisseur Aldo Florio ausführlich über seine Arbeit im Filmgeschäft der damaligen Zeit und über „Knie nieder und friss Staub“. Dabei geht er auch kritisch auf die soziale Komponente des Films ein, die seiner Meinung nach unzureichend ausgearbeitet wurde. Darüber hinaus beleuchtet er die Produktionsbedingungen näher. Eine Bildergalerie, ein Trailer sowie der deutsche Vorspann sind auf der DVD ebenfalls enthalten. Auf der Innenseite der DVD-Hülle ist noch ein Text von Steffen Wulf abgedruckt, der sich mit Regisseur und Hauptdarsteller, der Konstruktion des Films sowie der Veröffentlichungspraxis beschäftigt.

Fazit

„Knie nieder und friss Staub“ ist eine sehr gute Hommage an Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar", wobei Fioris Werk einen deutlichen sozialen Einschlag hat, der das Werk von seinem Vorbild abhebt. Fabio Testi überzeugt als grimmiger Pistolenschütze, der in einer kleinen Goldgräberstadt aufräumt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

30.07.2009

   
Originaltitel Anda muchacho, spara! (Italien / Spanien 1971)
Länge 99 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Aldo Florio
Darsteller Fabio Testi, Eduardo Fajardo, Massimo Serato, José Calvo, Charo López, Ben Carra, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Featurette „Der Preis der Freiheit“, Deutscher Vorspann, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 11 EUR
Bewertung lohnenswert, technisch gut