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Wilder Ritt durch die Karawanenwüste der Sklaven

Die Sklavenkarawane

Die Sklavenkarawane

Spirit Media hat mit der Veröffentlichung der 3-DVD-Box "Die besten Karl May Abenteuerfilme" eine Lücke bei den Karl May Verfilmungen geschlossen, die auf dem Heimkinomarkt erhältlich sind. Während der Titel „Durch die Wüste“ schon längere Zeit als Einzel-DVD zu haben ist, suchte man „Der Löwe von Babylon“ und „Die Sklavenkarawane“ vergeblich. Beide Filme werden in diesem Jahr laut Ankündigung von Spirit Media auch noch als Einzel-DVD veröffentlicht.
„Die Sklavenkarawane“ entpuppt sich als wilde Mischung aus Motiven der beiden Romane „Durch die Wüste“ und „Die Sklavenkarawane“, die im Karl-May-Universum nichts miteinander zu tun haben, da sie keine gemeinsamen Figuren teilen. Die Helden des Films, Kara Ben Nemsi (Viktor Staal) und Hadschi Halef Omar (Georg Thomalla), bevölkern im literarischen Schaffen des Abenteuerschriftstellers den Roman „Durch die Wüste“ und zahlreiche weitere Werke, aber nicht „Die Sklavenkarawane“, in dem die Brüder Emil und Josef Schwarz unterwegs sind.
Der Anfang des Films nimmt Motive aus „Durch die Wüste“ auf, führt aber mit dem Sklavenhändler Abu el Mot (José Guardiola) bereits den Hauptbösewicht aus „Die Sklavenkarawane“ ein. Er verfolgt mit seinen Leuten die Truppe um Kara Ben Nemsi durch die sandigen Weiten Afrikas, wird aber vom deutschen Helden bemerkt. Deswegen können Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar einem nächtlichen Angriff auf ihr Lager trotz Verräter in den eigenen Reihen entgehen, aber die restliche Begleiter werden getötet oder verschleppt. Unter den Entführten befinden sind auch der englische Reisende Sir Lindsay (Theo Lingen) sowie der österreichische Vogelkundler Professor Ignaz Pfotenhauer (Fernando Sancho). Ohne Pferde machen sich Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar an die Verfolgung Abu el Mots. Dabei stoßen sie auf den mächtigen Murad Ibrahim (Rafael Luis Clavo), der nicht nur in Verbindung mit Abu el Mot steht, sondern auch noch eine Frau (Mara Cruz) gegen ihren Willen in seinem Harem gefangen hält. Ben Nemsi macht sich an die Aufgabe, die Frau zu befreien und Abu el Mot das Handwerk zu legen, bevor der Bösewicht die Gefangenen tötet und ein neues Dorf mit Schwarzafrikanern für seinen Sklavenhandel überfällt.

Die frei zusammengeschusterte Handlung legt keinen Wert auf Werktreue, aber das spielt für die Qualität des Films auch keine nennenswerte Rolle. Denn das Werk muss sich am abenteuerlichen Unterhaltungsaspekt des May-Universums messen lassen. Die Frage nach dem Geist der Verfilmung ist entscheidend. Und da macht „Die Sklavenkarawane“ unter der Regie von Georg Marischka keine schlechte Figur. Mit dem moralischen Grundsatz der Gerechtigkeit ausgestattet kämpft sich Kara Ben Nemsi durch ein buntes Szenario abenteuerlicher Ereignisse, in denen er sich als Held beweisen kann und sein Diener zumeist den etwas tollpatschigen Part übernimmt. Dabei wollen Marischka und sein Drehbuch allerdings oftmals Die Sklavenkarawane etwas zu viel der Komödie, so dass „Die Sklavenkarawane“ mehr als einmal den Boden seiner spannenden Abenteuererzählung mit Humor zugunsten drolliger Karikaturen überschreitet. Ein panisch vor sich hinschießender Hadschi Halef Omar passt nur dann zum Geist des May-Universums, wenn es genügend Gegengewicht-Szenen gibt, in denen sich der Diener als tapferer Kämpfer zeigt. Diese Balance wird in Marischkas Werk aber nicht ganz erreicht. Auch die Verwendung zweier reiner Humor-Figuren, zu denen der spleenige Sir David Lindsay mit einem großen Interesse an Steinen sowie Vogelkundler Professor Ignaz Pfotenhauer mit seinem nie zu Ende geführte Anekdotenkalauer über den Grund des Federkleides bei Vögeln gehören, ist eine Spur zu dick aufgetragen. Der Klamauk übernimmt deswegen zu oft die Regie, wenn sich Lindsay und Pfotenhauer wegen ihrer jeweiligen Leidenschaft kabbeln oder aber durch ihre Tollpatschigkeit in Bedrängnis bringen.
Dazwischen gibt es die Aktionen Kara Ben Nemsis, der hier erstaunlicherweise gar nicht der absolute Überheld ist, sondern in einigen schwierigen Situationen nur mit der Hilfe anderer davon kommt, dann aber wieder ungemein souverän zu Werke geht. Das verleiht der Figur zwar eine größere Menschlichkeit, als man das sonst gewohnt ist, aber sie wird etwas zu hölzern dargeboten. Denn die Fehlleistungen wirken im Vergleich zu den Heldentaten zu ungeschickt.

Trotz der Schwächen funktioniert die wüste Mischung auf der Unterhaltungsebene gut, weil das Tempo stimmt. So übertüncht der Film seine Brüche immer wieder mit der nächsten Szene, welche die Schwächen in Vergessenheit geraten lässt. Angesichts des abenteuerlichen Grundtenors der Verfilmung kann man damit leben, weil das Ziel einer bunten, temporeichen Erzählung erreicht wird. Aufgrund des kleineren Budgets gegenüber den berühmten Verfilmungen mit Lex Barker muss man allerdings Abstriche machen, da die Sets zwar stets hübsch, aber auch etwas zu klein geraten sind, um dem Film den vollen Genuss eines großen Abenteuerfilms zu verleihen.

Am Schluss muss noch ein kurzes Wort zum latenten Rassismus des Films verloren werden. Dieser manifestiert sich nicht hauptsächlich in der immerwährenden Verwendung des Wortes Neger, das damals durchaus üblich war, aber trotzdem nicht in allen Filmen der Ära benutzt wurde, sondern viel mehr im gönnerhaft herablassenden Umgang mit den wenigen afrikanischen Statistenrollen des Films. Die Schwarzafrikaner tauchen nur als aufgescheuchter Hühnerhaufen auf, der nicht einmal im Ansatz so etwas wie Wehrhaftigkeit entwickelt. Der deutsche Held muss auftauchen, um das Böse zu besiegen, ohne dass die Schwarzafrikaner dabei eine nennenswerte Rolle spielen. Denn selbst am Ende findet die durchaus angekündigte Beteiligung der Bewohner des bedrohten Dorfes kaum statt. So radikal hat es selbst May nicht gewagt, seine Helden in der Fremde schalten und walten zu lassen.

Bildqualität

Die Sklavenkarawane

Das Bild der DVD überzeugt mit einer ansprechenden Schärfe, die vor allem bei Nahaufnahmen eine gute Figur macht. Hier wirken die Konturen klar und der Detailreichtum kann sich sehen lassen. Totalen fallen etwas schwächer aus, können angesichts des Filmalters aber auch überzeugen. Die Farben sind ausgesprochen frisch und kommen mit ihren satten Tönen ausgezeichnet zur Geltung. Das gilt sowohl für rote Gewänder, reich verzierte Paläste oder das Blau des Himmels. Der Kontrast hat mit der Darstellung der einzelnen Bildelemente keine Probleme. Ein gewisses analoges Rauschen ist natürlich vorhanden, aber es tritt nicht übermäßig auf. Kleinere Defekte lassen sich auch verschmerzen.

Tonqualität

Der DD 2.0 Mono Ton ist nicht rauschfrei, die Intensität des Hintergrundrauschens schwankt. Vor allem beim Aktwechsel kann es schon mal stärker werden. Das beeinträchtigt die Verständlichkeit der Dialoge aber in keiner Weise.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Rolltexten mit Bio- und Filmographien, einem Rolltext mit Produktionsnotizen, einer Bildergalerie und dem Trailer zum Film.

Fazit

Bei genauer Betrachtung offenbart „Die Sklavenkarawane“ eine Reihe von kleinen Schwächen, die aber durch das Tempo der Inszenierung geschickt übertüncht werden. Dennoch bleibt der Eindruck haften, dass der Film etwas zu sehr in die Komödie abgleitet, um das Abenteuerszenario noch ernst nehmen zu können. Insgesamt ein hübscher, aber nicht einheitlicher Film, dessen latenter Rassismus wenigstens so albern ist, dass er kaum Gewicht entfaltet. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

16.12.2011

   
Originaltitel Die Sklavenkarawane (BRD/Spanien 1958)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Spirit Media
Regie Georg Marischka
Darsteller Viktor Staal, Geog Thomalla, Theo Lingen, Fernando Sancho, Mara Cruz, José Guardiola, Rafael Luis Calvo, Julio Núñez, Antonio Casas, Ángel Álvarez, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Rolltexte mit Bio- und Filmographien, Rolltext mit Produktionsnotizen, Bildergalerie, Trailer

Boxset „Die besten Karl May Abenteuerfilme“ mit „Durch die Wüste“ und „Der Löwe von Babylon“:
Preis ca. 28 EUR
Bewertung hübsch, technisch angesichts des Filmalters gut