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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Verwirrte Komödie

Neon Flesh

geschnittene Fassung

Neon Flesh

Der Film durfte in Deutschland leider nur geschnitten veröffentlicht werden, um eine FSK-Freigabe bekommen zu können. So mussten unter anderem ein Filmeinspieler mit tierpornographischen Szenen sowie zwei Tötungsszenen gekürzt werden, weil sie der FSK nicht veröffentlichbar erschienen.

Basierend auf seinem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2005 hat Regisseur Paco Cabazez eine Variation über Ricky (Mario Casas) gedreht, der im Kurzfilm von Óscar Jaenada verkörpert wurde.
Weil seine Mutter aus dem Gefängnis frei kommt, möchte Ricky sie mit einem besonderen Geschenk überraschen. Um das Bordell Hiroshima gründen zu können, spricht er den Luden Angelito (Vicente Romero) an, der ihm mit seinem Wissen über das Prostitutionsgeschäft weiterhelfen soll. Gemeinsam machen sie sich mit Angelitos geistig schlichtem Helfer El Niño (Luciano Cáceres) an die Arbeit. Zunächst müssen Nutten eingekauft werden, ohne dass Chino (Darió Grandinetti), der Pate der Clubprostitution, etwas davon mitbekommt. Denn sonst will Chino ein ordentliches Stück vom Kuchen abhaben. Auf dem Weg zum eigenen Club gelangen Ricky und Co aber nicht nur in den „Besitz“ einiger versteigerter Frauen, El Niño schnappt sich am Strand auch eine schwangere illegale Einwanderin, die ebenfalls in das Bordell gezwungen wird. Nachdem der Laden eingerichtet wurde, muss Ricky leider feststellen, dass sich seine Mutter überhaupt nicht an ihn erinnert, weil sie unter Alzheimer leidet. Außerdem tauchen noch weitere Probleme auf, die unter anderem mit Chino zu tun haben.

Paco Cabezaz bevölkert seine Komödie mit moralisch völlig kaputten Typen, denen menschliche Regungen weitgehend abgehen. Menschenhandel, Zwangsprostitution, Folter und andere Aspekte kriminellen Handelns gehören hier zum guten Ton. Es verbietet sich auch nicht, über solche Themen im Rahmen einer überdrehten Komödie Scherze zu treiben, so lange nicht der Versuch unternommen wird, sie ernsthaft in den Kanon gewöhnlichen menschlichen Handelns Neon Flesh zu überführen. Und man kann Paco Cabezaz nicht den Vorwurf machen, dass er das tut. Denn dafür ist sein Werk viel zu sehr auf künstlich-lässigen Humor ausgerichtet, den er mit lockeren, zynischen Sprüchen, greller Überzeichnung und Absurdität zu erreichen sucht. Man ist sich also immer bewusst, dass der Film in einem eigenen Universum jenseits jeglicher Realität spielt.
Aber Paco Cabezaz verhebt sich gewaltig dabei, überhaupt so etwas wie Humor zu versprühen. Keine der Figuren ist cool im Sinne eines peppigen Pulp-Konzeptes. Der Lude Angelito ist ein dummer Poser, der mit überlegenen Sprüchen so tut, als habe er die Weisheit über das kriminelle Milieu mit Löffeln gefressen. In Wirklichkeit ist er aber nur ein erbärmlich lächerlicher Wicht, dessen „größte“ Leistung darin besteht, seine Straßenhuren mit Hilfe seines Hundes Rocco zur Raison zu bringen. Rickys Wunsch, seiner Mutter zur Entlassung ein Bordell zu schenken, strahlt eine bizarres Verhältnis zu seiner Mutter aus, das auf arge psychische Verwerfungen hindeutet. Und tatsächlich kommt seine Kindheit später auch noch zur Sprache, die ihn mitgenommen hat. Rickys Mutter kommt außerhalb des Gefängnisses nicht zurecht, so dass sie nur davon faselt, wieder in den Knast zu wollen. Alle anderen Figuren, wie beispielsweise Obergangster Chino oder eine laszive Polizistentochter, sind weitgehend bedeutungslose Abziehbilder.

Cabezaz hantiert mit Charakteren herum, die jenseits gängiger Pulp-Übertreibungen ernsthafte psychische Schwierigkeiten haben. Formal versucht er aber mit coolem Tonschnitt, lässigen Sprüchen, intensiver Farbgestaltung und einer lakonisch kommentierenden Erzählerstimme das Arsenal der humorvoll auftrumpfenden Gangsterkomödie sprechen zu lassen. Seine Filmsprache und die Erzählung kommen sich dabei in die Quere. Der gesamte Film wird durch einen immerwährenden Kampf der stilistischen Formen dominiert, der ermüdend ist. Cabezaz hat ein völlig verkorkstes Konzep so konsequent umgesetzt, dass er den Film komplett an die Wand fährt. Beim Kampf der Stile gibt es keinen Sieger, nur Verlierer.

Bildqualität

Neon Flesh

Die Schärfe der Bluray kann überzeugen, da sich Konturenklarheit und Detailfreude auf einem zeitgemäßen Niveau bewegen, ohne Spitzenwerte zu erreichen. Die kräftigen Farben sind wesentlich für die Wirkung des Films. Hier leistet sich die Bluray keine Schwächen und gibt das visuelle Konzept sehr gut wieder. Das gilt auch für den ausgewogenen Kontrast, der die teilweise mit starken Licht-Schatten-Effekten arbeitende Beleuchtung adäquat abbildet.

Tonqualität

Die DTS-HI-Resolution-5.1-Tonspuren verfügen über eine gute Abmischung der Dialoge, die an keiner Stelle von den übrigen Geräuschen übertönt weden. Eine räumliche Atmosphäre stellt sich aber kaum ein, da nur die Musik die hinteren Lautsprecher auf dezente Weise nutzt. Nennenswerte Toneffekte gibt es nicht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Filmtrailer.

Fazit

„Neon Flesh“ scheitert daran, sich auf ein formales Konzept festzulegen. Dramaturgisch hantiert er mit ernsthaften psychischen Verwerfungen herum, schildert sie aber nur halbgar und bettet sie in seine lässige Pulp-Inszenierung aus geleckten Bildern, lockeren Sprüchen und Humorversuchen ein. So stehen sich beide Ansätze im Weg und nivellieren sich. Für eine absurde Kreuzung beider Stile hätte er die Charaktere deutlicher schärfen müssen, um so einen bizarren Kontrast erzeugen zu können. So aber ist sein Film nicht Fisch, nicht Fleisch. Technisch ist die Bluray guter Durchschnitt.

Stefan Dabrock

05.06.2012

   
Originaltitel Carne de neón (Spanien 2010)
Länge 106 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Paco Cabezaz
Darsteller Mario Casas, Vincente Romero, Luciano Cáceres, Macarena Gómez, Dámaso Conde, Vanessa Oliveira, Darió Grandinetti, Ángelo Molina, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HI-Resolution 5.1 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung schwach, technisch ordentlich