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dvd

Die Magog-Bedrohung

Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 2.1

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Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 2.1

Die erste Staffel endete erwartungsgemäß mit einem fiesen Cliffhanger, der in der nahtlos anschließenden ersten Folge der zweiten Staffel wieder aufgenommen und ebenso erwartungsgemäß aufgelöst wird. Das darin vorgestellte Weltenschiff der Magog bildet den dramatischen Fixpunkt für die Frage, welchen Nutzen ein neu errichtetes Commenwealth hat. Denn die Bedrohung durch die Magog ist so umfassend – in ihrem Machtbereich sorgen sie für eine totale Zerstörung ihrer Gegner -, dass es zwingend notwendig ist, sich gegen diesen übermächtigen Feind zu verbünden, will man überhaupt eine Überlebenschance haben. Dylan Hunt bekommt dank der Magog-Brutalität ein hervorragendes Argument an die Hand, mit dem er bei den diversen Völkern auf diversen Planeten hausieren kann.

In den ersten 11 Folgen der zweiten Staffel, die nun bei Ascot Elite veröffentlicht wurde, wird dieses Motiv aber nur zaghaft bemüht, um die Ereignisse der einzelnen Folgen voranzutreiben. Oft taucht es nur im Dialog auf. Die Folgen wirken deswegen stärker als Einzelepisoden, ohne dass eine übergeordnete Handlung intensiv mit transportiert wird. Das ist einerseits ein wenig schade, andererseits haben viele der Episoden auch ohne konkrete Verbindung zum Magog-Bedrohungs-Motiv starke Qualitäten. Die beiden Regiearbeiten David Winnings („Das falsche Herz“ - Episode 3, „Zapfenstreich“ - Episode 5) gehören mit ihren Anleihen aus anderen Genres zu den dramaturgisch gelungensten Werken. In „Das falsche Herz“ geht es um einen Streit zwischen zwei Völkern um einen Edelstein. Während Dylan Hunt die Vermittlungsversuche leitet, beauftragt er gleichzeitig seine Crew, den Stein zu stehlen und durch eine Kopie zu ersetzen, um einen Plan B in der Hinterhand zu haben. Die Science-Fiction-Handlung geht eine wundervolle Liaison mit dem Caper-Genre ein, das den großen, raffinierten Raub zum Thema hat. Wie in den besten Spielfilmen des Genres müssen Sicherheitssysteme auf äußerst geschickte sowie teilweise artistische Weise überwunden werden. Als Gegenspieler fungiert ein ehemals bekannter Dieb, den Beka aus früheren Begegnungen gut kennt. Der Gauner hat inzwischen aber als Sicherheitschef auf dem Planeten angeheuert, auf dem sich der Edelstein befindet. So gehört auch die lässige, erotisch aufgeladene Auseinandersetzung zwischen Beka und ihrem Gegenspieler zum Raubplan, der innerhalb der stringenten Handlung ausgesprochen pointiert in Szene gesetzt ist.

In „Zapfenstreich“ suchen Hunt und seine Crew eine legendäre Widerstandskämpferin, die sie für das Commenwealth gewinnen wollen. Die staubige, unwirtliche Atmosphäre auf dem Planeten, wo die Andromedabesatzung in einer schäbigen Bar nach der Kämpferin suchen, sorgt für die visuelle Westernanalogie, die sich auch im weiteren Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 2.1 Handlungsverlauf fortsetzt. Als Feinde vor der Bar auftauchen müssen sich die Menschen darin verschanzen. Vor der Tür lauern im übertragenen Sinne die Indianer und im Inneren versuchen die Weißen einen Weg zu finden, um unversehrt zu entkommen. Auch hier überzeugt die kompakte Konstruktion, die sich auf die physische Auseinandersetzung konzentriert, aber gleichzeitig auch das Commenwealth-Anliegen sowie die moralische Verpflichtung zum Widerstandskampf gegen Tyrannei thematisiert.

Eine moralische Komponente spielt auch in der achten Episode „Heimatgefühle“ eine entscheidende Rolle, als Dylan Hunt vor die Wahl gestellt wird, an einem Betrug gegenüber der Bevölkerung eines Planeten teilzunehmen, auf dem sich zahlreiche Flüchtlinge des alten Commenwalth versteckt halten. Wenn er mitmacht, kommt seine Vision einen entscheidenden Schritt weiter, gleichzeitig würde er damit aber auch die Ideale der Vision verletzen. Dieser moralischen Problemstellung begegnet ein Dylan Hunt, der in der ersten Hälfte der zweiten Staffel noch stärker heroisiert wird, als das in der ersten Staffel der Fall gewesen ist. Hunt wirkt wie die letzte redliche Instanz des Universums, der allen anderen überlegen ist. Die darin zum Ausdruck kommende Idealisierung nimmt ihm seine charakterliche Griffigkeit und verleiht ihm eine schon fast groteske zwischentonfreie Note. Hunt soll zwar die wichtigste Figur der Serie sein, ihm wird aber zunehmend von Tyr der Rang abgelaufen. Der Nitzscheaner erweist sich mit seiner Mischung aus Loyalität und eigenen Interessen als deutlich vielschichtigere Figur, die dem in dieser Halbstaffel zunehmend farbloser werdenden Kevin Sorbo als Dylan Hunt in erzählerischer Hinsicht um Längen überlegen ist. Bei den übrigen Charakteren erfährt vor allem Trance Gemini eine weitere Schärfung, obwohl sie nur selten eine größere Rolle spielt. Während die restlichen Figuren aber nur ihre schon ausgearbeiteten Eigenschaften präsentieren, erfährt man über Trance ein paar weitere Dinge, ohne dass sie das Geheimnis um die Figur lösen würden.

Insgesamt versäumen die ersten Folgen der zweiten Staffel, den eingeführten Magog-Bedrohungsrahmen stärker in das Geschehen zu involvieren, können sich aber bei einzelnen starken Episoden auszeichnen. Tyr wird aufgrund seiner Vielschichtigkeit zunehmend zur wichtigsten Figur der Serie, während die Überheroisierung Dylan Hunts eher unangenehm wirkt.

Die Bild- und Tonqualität entspricht der ersten DVD-Box:

Bildqualität

Die Schärfe des sauberen Bildes ist recht gut, weist aber bei Bewegungen leichte Schwächen auf. Darüber hinaus ist die Detailfreudigkeit nicht ganz so hoch wie sie sein könnte. Die Farben sehen demgegenüber kräftig aus, der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen beeinträchtigt die Sehfreude kaum. Sonstige Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton sorgt nicht nur für klare Dialoge, er nutzt die die Lautsprecher auch für eine dynamische Bandbreite, die sich vor allem in den Action-Sequenzen bemerkbar macht. Wer es möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören, von dessen räumlichen Qualitäten man aber keine Wunder erwarten sollte.

Extras

Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 2.1

Zu allen Folgen der Veröffentlichung ist jeweils ein 30sekündiger TV-Trailer im Vollbildformat enthalten, die Kurzkommentare Kevin Sorbos gibt es nicht mehr.

Bei den Deleted Scenes handelt es sich diesmal zumeist tatsächlich um entfernte Szenen und im geringeren Maße um Alternativfassungen in der jeweiligen Episode enthaltender Szenen. Sie lassen sich jeweils im Menü der Folgen anwählen, zu denen sie gehören. Das deutsch untertitelte Material liefert einen Einblick in den Entscheidungsprozess während des Schnittvorgangs oder präsentiert ganz hübsche Szenerien, die vermutlich geschnitten werden mussten, um auf die Folgenlänge zu kommen.

Die DVD enthält Deleted Scenes zu folgenden Episoden:

Folge 1 (2 Minute und 17 Sekunden), Folge 3 (58 Sekunden), Folge 6 (18 Sekunden), Folge 8 (27 Sekunden), Folge 9 (1 Minuten und 50 Sekunden) und Folge 10 (3 Minuten und 5 Sekunden).

Auf der ersten DVD befindet sich als Bonus ein Interview mit Darsteller Kevin Sorbo, der sich über die Entwicklung der Serie in der dritten Staffel sowie die Arbeitsweise bei „Andromeda“ äußert. Er geht dabei auf seinen Figur, andere Charaktere und die Konstruktion der einzelnen Folgen ein. Als Bonus zum ersten Teil der zweiten Staffel ist das Interview deswegen ein bisschen seltsam, zumal es auch Dinge vorwegnimmt, die man noch nicht gesehen hat. Wer sich also die Spannung erhalten will, sollte das Interview keinesfalls schon jetzt ansehen, sondern muss warten, bis die weiteren Serienteile veröffentlicht wurden. Erhellend ist das Interview in jedem Fall, da es viel über Kevin Sorbos Selbstverständnis und seine Interpretation der Serie verrät. Dadurch lässt sich besser verstehen, warum die Figur des Dylan Hunt eine so pathetische Note besitzt.

Auf der zweiten DVD ist ein Interview mit Lisa Ryder enthalten (etwa 23 Minuten), in dem die Beka-Darstellerin über die dramaturgische Entwicklung der Serie in der zweiten sowie der dritten Staffel spricht. Sie geht dabei auf Aspekte der Frisurengestaltung, persönliche Beziehungen Bekas und das in ihrer Figur steckende Drama ein. Auch in diesem Interview werden teilweise Elemente vorweggenommen, die in den Folgen der vorliegenden Veröffentlichung noch nicht erzählt werden.

Auf der dritten DVD befindet sich unter Extras eine kleine Set-Tour (etwa 16 Minuten), bei der Harper Darsteller Gordon Michael Woolvett auf launige Weise die Kulissen vorstellt, in denen die Serie gedreht wird. Dabei geht er auch darauf ein, wie das begrenzte Set mit filmischen Mitteln deutlich größer gemacht wird. Unterhaltsam und interessant.

Hinter dem Menü-Punkt Interviews befinden sich deutsch untertitelte Gespräche mit Produzent und Regisseur Allan Eastman (etwa 27 Minuten), Regisseur Michael Robison (etwa fünf Minuten), dem für die visuellen Effekte zuständigen Jim Finn (etwa 15 Minuten) sowie der Hairstylistin Anji Benbem (etwa 15 Minuten). Während man bei den langatmigen Ausführungen Eastmanns noch nach den interessanten Aussagen zur Produktion der Serie sowie zu inhaltlichen Konzeption suchen kann, sind die Ausführungen Robisons gänzlich belanglos und Finn liefert nur Informationen, die sich lediglich an Leute richten, die selbst visuelle Effekte erzeugen. So ergeht er sich beispielsweise in Informationen zur Prozessoranzahl. Es gelingt ihm an keiner Stelle, seine Arbeit zu vermitteln. Am besten ist tatsächlich das Interview mit der Hairstylistin Anji Benbem, da sie die Begeisterung für ihre Arbeit sowie die kreativen Möglichkeiten transportiert, die darin stecken.

Im 12seitigen Booklet befindet sich jeweils eine kurze Inhaltsangabe zu den Episoden sowie Texte zu den Nitzscheanern, wichtigen Nebenfiguren der Nitzscheaner und über die Raumschiffe Basilisk sowie das Weltenschiff der Magog.

Fazit

„Andromeda 2.1“ kann sich vor allem durch einige starke Einzelepisoden in Szene setzen, in denen die Handlung kompakte Genre-Qualitäten aufweist. Die Commenwealth-Thematik schwingt zwar in den Folgen mit, wird aber nur selten direkt thematisiert. Wenn es geschieht, dann aber auf gutem Niveau, indem moralische Fragen aufgeworfen werden. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

05.12.2009

   
Originaltitel Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 2.1 (USA 2001 - 2002)
Länge 11 Folgen à 43 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie Allan Eastman, T.J. Scott, David Winning, Michael Robison, u.a.
Darsteller Kevin Sorbo, Lisa Ryder, Lexa Doig, Gordon Michael Woolvett, Laura Bertram, Keith Hamilton Cobb, Brent Stait, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Englisch
Extras Deleted Scenes, Interviews, u.m.
Preis ca. 22 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut