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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Sex, Drugs and Baby

Pusher 2

Pusher-Trilogie Nr. 2: alle Filme

Pusher 2

Acht Jahre nach seinem Erstlingswerk "Pusher" machte sich Regisseur Nicolas Winding Refn daran, eine Fortsetzung zu drehen. Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht Tonny, der im ersten Film bis zu einem brutalen Streit der Handlanger seines Gangster-Freundes Frank war. Danach tauchte er nicht mehr auf. Zu Beginn von "Pusher II" kommt Tonny aus dem Knast. Ohne jede Perspektive führt ihn der erste Weg zu seinem Vater, einem professionellen Autoschieber, der für seinen Sohn keinerlei Respekt übrig hat. Dennoch erweicht er sich, Tonny eine Chance zu geben. Neben dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater plagen Tonny ein Haufen Schulden und das Kind einer Freundin. Sie behauptet, er sei der Vater, und Tonny weiß nur zu gut, dass dies möglich ist.
Wie im ersten Teil folgt die beobachtende Kamera den Figuren bei ihren Handlungen. Dabei erzählt "Pusher II" seine Geschichte ohne eine aufdringliche Dramaturgie mit klaren Spannungsbögen. Der Film vermittelt vielmehr das Gefühl, für eine zufällige Zeit an Tonnys Leben Teil zu haben, indem er Szenen montiert, die typische Aspekte aus seinem aktuellen Leben beleuchten. Wir sehen ihn beim Koksen oder morgens in Unterhose seine Geschlechtsteile zurechtrücken. Ganz langsam sickert über die Dialoge dieser Szenen ein stetig klareres Bild der Figurenbeziehungen in den Film ein. Refn fügt immer neue Mosaiksteine hinzu, die jedes Mal die innewohnende Bitterkeit erhöhen. Tonny ist der geborene Außenseiter, welcher sich in einem vollen Raum alleine fühlt, weil er keinen verbindenden Zugang zu den anderen Menschen findet. Pusher 2 Sein Vater macht ihn auf einer Feier vor allen Freunden nieder, die Mutter seines Kindes will nur mit ihm etwas zu tun haben, damit er sich manchmal um das Kind kümmert oder um Geld zu bekommen, und zwei Nutten schauen ihm gelangweilt zu, während er trotz Hardcore-Streifen im Hintergrund keine Erektion bekommt. Die Liste der Demütigungen, welche Tonny ertragen muss, ist lang. Wie ein Fremdkörper streift er durch sein eigenes Leben, das die Geschichte einer völligen Ausgrenzung ist. Soziale Beziehungen existieren nur in seinem Kopf. Vom Tod seiner Mutter erfährt Tonny durch die Gegensprechanlage ihrer Hochauswohnung, wo jetzt eine andere Mieterin zu Hause ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt sein Kind, das ihn nicht ausgrenzen kann, eine immer größere Bedeutung. Der Schluss lässt sich gerade auch deswegen als emotionaler Ausbruchsversuch einer geschundenen Seele lesen, die endlich einmal dazugehören möchte.

Bildqualität

Pusher 2

Aufgrund der einfachen Produktionsbedingungen besitzt "Pusher II" einen deutlich verrauschten Look, aus dem Nicolas Winding Refn eine Tugend macht und einen rauen Stil kultiviert. Die Bildschärfe ist dementsprechend auch schwankend und reicht von gut bis mittelmäßig. Vor allem der teilweise grelle Farbeinsatz wirkt sich bisweilen auf die Schärfe aus, so dass in starkes Rotlicht getauchte Szenen nur angenehm scharf erscheinen. Da Nicolas Winding Refn mit diesen Aspekten jedoch stilistisch spielt, kann man der DVD keinen Vorwurf machen. Lediglich der Kontrast besitzt seine Schwächen, wenn in dunklen Nachtszenen das eine oder andere Detail verschluckt wird. Ansonsten ist der unverbrauchte Look des Bildes gut gelungen.

Tonqualität

Der 5.1-Ton liefert lediglich über die Musik und einige wenige Hintergrundgeräusche eine räumliche Kulisse. Dies passt aber auch zu der Atmosphäre des Films, die weniger auf Actionelemente, als auf die Beleuchtung der Charaktere setzt. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen tritt nicht auf.

Extras

Im Zentrum des Bonusmaterials steht natürlich der Audiokommentar von Nicolas Winding Refn (Regie) Mads Mikelsen (Darsteller) und Jakob Koffler Journalist), der zwar nicht so gut wie der Kommentar zum ersten Teil ist, aber auch solide seine Informationen unters Volk streut. Dabei geht es sowohl um die Drehbedingungen einzelner Szenen, die Arbeitsweise von Nicolas Winding Refn als Regisseur, man analysiert die Figur des Tonny und sein Verhalten oder beleuchtet die Musik. So kommt fast jeder Aspekt des Films zumindest kurz zu seinem Recht, so dass ein insgesamt gelungener Kommentar entstanden ist.
Hinter "Street Castings" (ca. 18 Minuten) verbergen sich Statements von Regisseur Nicolas Eindig Refn sowie Pernille Lembecke (Casting), die sich zur Besetzung der wichtigsten Hauptrollen äußern. Dabei beschreiben sie anschaulich, welche Eigenschaften ihnen an den jeweiligen Laiendarstellern gefallen haben und wie sie ihre filmische Arbeit in Bezug auf das Schauspiel sehen. Ein schöner Beitrag, der die Machart und Wirkung des fertigen Films verständlicher macht.

Fazit

Auch der zweite Teil der "Pusher"-Trilogie überzeugt durch das intensive Portrait verschiedener Charaktere im kriminellen Milieu. Dabei entfernt sich Regisseur Nicolas Windig Refn soweit von spaßigen Gangsterfilmen, die in allem einen zynischen Witz entdecken, wie es nur möglich ist - wer der "Videowoche" glaubt, ist selber schuld. Refn nimmt seine Figuren ernst und lässt ihnen die Würde. Technisch ist die DVD gelungen, das Bonusmaterial gut.

Stefan Dabrock

05.12.2005

   
Originaltitel Pusher II (DK 2004)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio Galileo Medien
Regie Nicolas Winding Refn
Darsteller Mads Mikkelsen, Leif Sylvester, Anne Sørensen, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Dänisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar Nicolas Winding Refn (Regie) Mads Mikelsen (Darsteller) und Jakob Koffler (Journalist), u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung guter Film, technisch in Ordnung