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kurzrezension

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Die Dimension der Rache

Das Geheimnis des Doktor Z

Das Geheimnis des Doktor Z

Jess Francos an die 200 Titel umfassende Regiekarriere bietet zahlreiche Facetten. Vom spekulativen Frauengefängnisfilm wie „Frauengefängnis“ (Schweiz 1975) über psychedelische Großtaten wie „De Sades Eugenie – Die Jungfrau und die Peitsche“ („La Isla de las muertes“, Spanien/BRD 1970) bis hin zu Abenteuerextravaganzen wie „Die sieben Männer der Sumuru“ („La ciudad sin hombres“, Spanien/BRD/USA 1969) und Werken aus den Genres Thriller, Horror sowie Erotik reicht das Schaffen des Spaniers. In seinem Heimatland wird er geschätzt, in anderen Teilen der Welt eilt ihm ein fragwürdiger Ruf voraus. Seine Filmografie ist so reichhaltig, dass sich miese Werke und sehenswerte Filme nebeneinander tummeln.
„Das Geheimnis des Doktor Z“ stammt aus der Frühphase in Francos Schaffen, das stark von persönlichen Vorlieben für expressionistisches Kino à la Fritz Lang geprägt ist.

Der Wissenschaftler Doktor Z (Antonio Jiménez Escribano) führt im Kreise der Forschungsgemeinschaft ein Außenseiterdasein. Da sich Z für die Ideen des umstrittenen Doktor Orloff interessiert, wird er von seinen Kollegen abgelehnt. Bei einem Kongress, auf dem vor allem Dr. Vicas (Howard Vernon), Dr. Moroni (Marcelo Arroita-Jáuregui) und Dr. Kallman (Cris Huerta) gegen Doktor Z agitieren, erleidet der Wissenschaftler einen Herzanfall. Zs Tochter Irma (Mabel Karr) schwört daraufhin Rache, weil sie die drei Gegner für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht. Sie bemächtigt sich der Nachtklubtänzerin Nadia, genannt Miss Death (Estella Blain), und macht aus der Gefangenen mithilfe einer Apparatur ihres Vaters ein willenloses Instrument ihrer Pläne. Während Irma die Wissenschaftler Vicas, Moroni und Kallman ins Jenseits befördern will, sind ihr Inspector Tanner (Jess Franco) sowie Inspector Green (Daniel White) auf den Fersen. Auch Nadias Freund Philippe (Fernando Montes) kommt ihr auf der Suche nach Nadia auf die Spur.

Im Gegensatz zu manch anderem Film Jess Francos ist „Das Geheimnis des Doktor Z“ sauber erzählt. Nur kleine Leerstellen, die unter Umständen der damaligen Zensur geschuldet sind, tauchen während des Handlungsverlaufs auf. Sie stören den Erzählfluss aber nicht, da das Geschehen auch so hinreichend nachvollziehbar ist. Klassische Spannungsszenen gehören trotz Das Geheimnis des Doktor Z des Horror- beziehungsweise Thrilleraspektes des Films nicht zu Francos Stärken. Seine Qualitäten bestehen in der Erschaffung mitreißender atmosphärischer Welten zwischen erotischer Anspannung, traumartiger Entrücktheit und bizarrer Ikonografie. Wie Tim Lucas im Audiokommentar zurecht erwähnt, erinnert Doktor Z mit seiner Brille in seinem Laboratorium an Dr. Mabuse aus Fritz Langs Werken. Obwohl er nach wenigen Filmminuten stirbt, schwebt sein Geist über der gesamten Handlung. Die prägnante Gestaltung macht aus Z eine übergroße Figur, die auch nach seinem Tod noch präsent bleibt. Dadurch lädt Franco die Rache der Tochter mit der Persönlichkeit des verrückten Wissenschaftlers auf und steigert sie zu einer überdimensionalen Machtposition. Das fördert die Wirkung der atmosphärischen Bilder, die eine Liaison mit der gigantischen Frauenfigur Irma eingehen. Die erotische Spannung zwischen den Geschlechtern, die bei Franco immer auch über unterschiedliche Machtpositionen definiert wird, prägt bereits „das Geheimnis des Doktor Z“, auch ohne dass nackte Haut zu sehen ist. Stattdessen setzt Franco auf eine Konfrontation, die mit vergleichsweise subtilen Mitteln die erotische Komponente des Horrorgenres offen legt.

Verführung und Unterwerfung prägen das Spiel mit dem Tod, dessen Ausführung zeitweise an einen Liebesakt erinnert. In der stärksten Szene des ganzen Films verfolgt Nadia den Wissenschaftler Dr. Moroni durch ein nebelverhangenes Dorf mit wuchtigen Steinhäusern und engen Gassen. Nebel und Dorfarchitektur verleihen der Sequenz eine traumartig-entrückte Atmosphäre, die dank der Musik Daniel Whites psychedelische Qualitäten entwickelt. Wie in Trance flüchtet Moroni vor Nadia, deren überdimensionale Erotik vom nahenden Tod kündet. Gleichzeitig hält der Wissenschaftler zwischendurch inne, weil er von der Frau fasziniert ist. Hier ist Jess Franco vollständig in seinem Element. Die thematische Ausrichtung passt zu seiner Persönlichkeit, die stilistische Umsetzung deutet an, auf welchem Gebiet der Regisseur seine besten Arbeiten abliefern wird.

Bildqualität

Das Geheimnis des Doktor Z

Das Bild der DVD kann sich sehen lassen. Verschmutzungen und Defekte wurden weitgehend entfernt. Die Konturen wirken oftmals etwas weich, was eventuell auf die Bearbeitung des Ausgangsmaterials zurückzuführen ist. Dennoch ist die Schärfe immer noch ordentlich. Der Kontrast liefert recht gute Resultate, sodass die düstere Atmosphäre des Films gut zur Geltung kommt. In dunklen Szenen ist nicht immer alles optimal durchzeichnet, das mag aber auch die Gestaltung des Kameramanns gewesen sein. Insgesamt ein ordentlicher bis guter Transfer.

Tonqualität

Der Ton leistet sich keine nennenswerten Schwächen. Verzerrungen gibt es glücklicherweise kaum, obwohl es sich um einen alten Monoton handelt. Die Dialoge sind gut verständlich und die Musik kann ihre Wirkung voll entfalten.

Extras

Der Audiokommentar von Tim Lucas (Filmkritiker) liefert im Stakkato-Rhythmus eine Fülle an biografischen Informationen zu Darstellern und sonstigen Stabmitgliedern. Daneben geht Lucas auch auf einige Szenen direkt ein, indem er sie in Francos Werk einordnet, wartet mit Hintergrundinformationen über gedrehte Szenen auf, zu denen zwar Standfotos existieren, die aber in der endgültigen Schnittfassung nicht mehr enthalten waren, und hat ein paar Anekdoten parat. Die Ausführungen sind zwar höchst informativ, aber sie sprengen ein wenig die Form des Audiokommentars. Niemand wird sich auch nur ansatzweise merken können, was Lucas alles erzählt. Die Informationsdichte ist anstrengend und besitzt lexikalische Dimensionen. Ein Audiokommentar eignet sich aber nicht, um später noch einmal etwas nachzuschlagen, da die Stellen nicht ohne Weiteres auffindbar sind. So schießt Tim Lucas mit seinem Kommentar etwas über das Ziel hinaus.
Vor der französischen Kinofassung gibt es noch ein dreieinhalbminütiges Grußwort von Jess Franco, das in Berlin anlässlich einer Hommage an sein Werk aufgenommen wurde.
Der Filmtrailer und eine Bildergalerie sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Auf der zweiten DVD befindet sich die deutsche Kinofassung des Films, die etwas mehr als 30 Sekunden kürzer ist. Als Vorlage diente eine alte Filmkopie mit entsprechenden Alterserscheinungen, die nicht nennenswert bearbeitet wurde, sich aber in einem sehr ordentlichen Zustand befindet.
Der deutsche Trailer zum Film, eine Bildergalerie und eine Auswahlfilmografie zu Jess Francos Schaffen sind auf der DVD ebenfalls enthalten. Aus der Filmografie heraus lassen sich zahlreiche Trailer zu den aufgeführten Filmen anwählen.
Das achtseitige Booklet enthält einen Text von Stephan Oberparleiter, der weniger auf den Hauptfilm eingeht, als zahlreiche Mitwirkende vorzustellen und einen kleinen Abriss über Jess Franco zu liefern.

Fazit

„Das Geheimnis des Doktor Z“ überzeugt durch seine atmosphärischen Qualitäten, die nicht auf klassische Spannungsszenarien, sondern auf traumartige Entrücktheit und die Inszenierung unterschwelliger erotischer Spannungen setzt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

05.10.2012

   
Originaltitel Le diabolique docteur Z aka. Miss Muerte (Spanien/Frankreich 1966)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Jess Franco
Darsteller Estella Blain, Mabel Karr, Howard Vernon, Fernando Montes, Marcelo Arroita-Jáuregui, Cris Huerta, Albrto Bourbón, Lucía Prado, Guy Mairesse, Antonio Jiménez Escribano, Jess Franco, Daniel White, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Tim Luca (Filmkritiker), Bildergalerie, Booklet, u.m.
Preis ca. 29 EUR
Bewertung gut, technisch gut