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rezensionen

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kurzrezension

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Fort mit dem Bösen!

Tutanchamun – Der Fluch des Pharao

Tutanchamun – Der Fluch des Pharao

Russell Mulcahy ist bekannt für gute bis solide Genrewerke. Aus seiner Filmographie stechen der Fantasyklassiker „Highlander“ (USA 1986), der Thriller „Ricochet – Der Aufprall“ („Ricochet, USA 1991) und der atmosphärische Actionfilm „Resident Evil: Extinction“ (USA 2007) heraus. Neben Arbeiten fürs Kino hat Mulcahy auch viele Fernsehproduktionen gedreht. Folgen für die Serien „Queer as Folk“ (2000 – 2001) oder zuletzt „Teen Wolf“ (2011 – 2012) zeugen ebenso davon wie die vorliegende Miniserie „Tutanchamun – Der Fluch des Pharao“.
Darin verkörpert der meistens solide agierende Casper Van Dien den Archäologen Danny Freemont, der Anfang des 20. Jahrhunderts nach vier legendären Smaragdtafeln sucht. Die Artefakte sind über die ganze Welt verteilt und sollen von unschätzbarem Wert sein. Als Freemont (Casper Van Dien) die dritte Tafel in einer polaren Eishöhle findet, taucht wieder einmal sein Gegenspieler Morgan Sinclair (Jonathan Hyde) auf, um ihm das wertvolle Stück mit Waffengewalt abzunehmen. Freemont reist auf dem schnellsten Weg nach Ägypten, wo er in Tutanchamuns Grab die vierte Tafel vermutet. Er muss Sinclair erneut zuvorkommen und die Tafel schützen. Denn sein Widersacher arbeitet im Auftrag einer geheimnisvollen Organisation um ihren Präsidenten Nathan Cairns (Malcolm McDowell), die mithilfe der Tafeln die Macht über die Erde an sich reißen will. In Ägypten forscht Freemont mit seinen Helfern Steven McGreevy (Steven Waddington) und Andrew Walker (Niko Nicotera) nach dem bislang unentdeckten Grab. Dabei versucht er auch die Unterstützung der Ägyptologin Dr. Azelia Barakat (Leonor Varela) zu gewinnen, weil ihr Wissen sehr hilfreich wäre. Sie hält Freemont aber für einen Scharlatan. So kämpft der Archäologe an verschiedenen Fronten, um sein Ziel zu erreichen, während die Zeit drängt.

Amüsanterweise haben sich die Ausstatter der Miniserie dafür entschieden Danny Freemont als Indiana-Jones-Kopie zu gestalten. Casper Van Dien läuft die ganze Zeit mit einer Kleidung inklusive Schlapphut durch Ägypten, die dem Vorbild exakt nachempfunden ist. Selbst ein Peitschengag wurde in die Handlung eingebaut, ohne dass man diesen Ausrüstungsgegenstand zur Ausstattung Freemonts hinzugefügt hat. Ein Gegner attackiert den Archäologen damit. Die visuelle Anleihe beim großen Vorbild sorgt einerseits für Vergnügen, weil Van Dien die Kleidung mit selbstverständlicher Würde trägt, andererseits führt sie auch immer vor Augen, was „Tutanchamun – Der Fluch des Pharao“ fehlt. Die „Indiana Jones“-Filme erzählen in weniger Laufzeit mehr Handlung aus objektiver Bewegung der Figuren, emotionalen Verwicklungen und grimmigen Auseinandersetzungen. Sie sind schlicht dichter gebaut, als der langatmige „Fluch des Pharao“. Die Geschichte in Mulcahys Fernseharbeit trägt für einen knackigen Spielfilm, wurde aber auf die doppelte Länge gestreckt.
Daraus ergeben sich erzählerische Probleme großen Ausmaßes. Jonathan Hyde liefert zwar die Tutanchamun – Der Fluch des Pharao ausgezeichnete Darbietung eines finsteren Bösewichts mit überlegen-aristokratischem Auftreten, aber seine grimmigen Szenen sind so rar gesät und so klinisch rein inszeniert, dass sein skrupelloses Vorhaben zwischendurch fast in Vergessenheit gerät. Oft mutet ihm das Drehbuch die Rolle desjenigen zu, der mit strategischem Geschick abwartet, verzichtet aber darauf, ihm die gefährliche Aura einer Spinne im Netz zu verleihen. Ein weiblicher Spion in Freemonts Umfeld reicht nicht aus, um Sinclair eine erschreckende Machtposition zu geben, die er als Gegenspieler braucht. Wenn er wieder zupackend auftritt, fehlt die schmutzige Seite seines schurkischen Handelns. Die Folterung mit einer drehbaren Liege, auf der Freemont festgebunden ist und immer wieder mit dem Kopf unter Wasser getaucht wird, wirkt zu routiniert, als das sie eine große Dramatik entfalten könnte. Der finstere Charakter Sinclairs bleibt der eines konturlosen Bösewichts, der ohne Ecken und Kanten sein Handwerk verrichtet. In Verbindung mit der schicken Glanzoptik entsteht der Eindruck eines inszenierten Theaters, bei dem Freemont und Sinclair für eine imaginäre Zuschauermenge ein Schauerstück aufführen. So hebelt der Film seine eigene Handlung immer wieder aus und führt sie an einen Punkt reiner Show.
Leider berücksichtigen die Macher nicht einmal die Regeln des Unterhaltungsbusiness, das von hoher Aktionsdichte lebt. Statt mit einem Showdown der Sensationen die schale Ausgestaltung der Konflikte zu überdecken, ziehen sie das Geschehen in die Länge. Danny Freemont fühlt sich beispielsweise zu Azelia Barakat hingezogen. Zunächst scheitert er an ihrer Ablehnung seiner Person. Sie nimmt ihn auf wissenschaftlicher Ebene nicht ernst. Nachdem die Ereignisse gezeigt haben, dass Freemont Recht hat, fällt das Hindernis weg. Statt den Wandel mit innerem Ringen zu unterstreichen, führt der Film nun einen bis dahin völlig unbekannten Nebenbuhler ein. Auf diese Weise passieren viele Dinge in „Der Fluch das Pharao“ nacheinander, die sich hervorragend miteinander hätten verzahnen lassen, um an dramaturgischer Dichte zu gewinnen. Die Suche nach Tutanchamuns Grab verläuft weitgehend unspektakulär, weil Sinclair seinen Gegenspieler Freemont machen lässt. Ein dramatischer Wettlauf mit nachhaltigen Auseinandersetzungen ist nur im Ansatz zu sehen. So wurde der Film an vielen Stellen zu seinem Nachteil gestreckt. Das führt letztlich auch dazu, dass die eingeschränkten Studiobauten der ägyptischen Stadt langsam auffallen. Immer wieder rennen Freemont und seine Leute durch dieselbe Straße, als bestünde der Ort nur daraus. Das ist ungeschickt.

Bildqualität

Tutanchamun – Der Fluch des Pharao

Das Bild der Bluray ist sehr gut. Konturenschärfe und Detailgrad geben sowohl dunkle Passagen als auch die hellen Außenaufnahmen präzise wieder. Sowohl Landschaften als auch Innenräume entfalten eine plastische Qualität. Dank kräftiger Farben entsteht eine gelungene visuelle Atmosphäre. Der ausgewogene Kontrast arbeitet die einzelnen Bildinhalte ohne nennenswerte Schwächen heraus.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren nutzen die Möglichkeiten einer Surroundanlage immer wieder, wenn Nebengeräusche aus den hinteren Lautsprechern erklingen. Das gilt für Motorenlärm genauso wie für Kampfgeräusche. Die Wucht hält sich zwar in Grenzen, aber dennoch kommt eine räumliche Atmosphäre auf. Die Verständlichkeit der Dialoge wurde dabei nicht vernachlässigt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem rund siebenminütigen Interview mit Darsteller Malcolm McDowell und Trailern zum Film. Die Qualität des Interviews scheitert im Wesentlichen an den Fragen. So ist McDowell nicht unbedingt derjenige, von dem ich historische Hintergründe über Tutanchamun erläutert bekommen möchte. Der Mann ist Schauspieler und kein Historiker. Natürlich hat er sich informiert, ist belesen oder sonstwie gebildet, aber wirklich Tiefgreifendes kann er über den Kindpharao aus dem Stand heraus auch nicht erzählen. Fragen nach dem Vergnügen, einen Bösewicht zu spielen, oder ob er mit einigen der anderen Schauspielern schon einmal zusammen gearbeitet hat, fordern auch keine besonders interessanten Antworten heraus.

Fazit

„Tutanchamun – Der Fluch des Pharao“ scheitert an der Langatmigkeit der Erzählung, die eine bessere Schärfung der Konflikte, der Charaktere und der atmosphärischen Präzision verhindert. Oft plätschert der Film dahin, bevor die Zügel wieder angezogen werden. Das ist angesichts eines grundsätzlich brauchbaren Plots schade. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

20.10.2012

   
Originaltitel The Curse of King Tut's Tomb (USA 2006)
Länge 170 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Russell Mulcahy
Darsteller Casper Van Dien, Jonathan Hyde, Leonor Varela, Steven Waddington, Niko Nicotera, Tat Whalley, Brendan Patricks, Patrick Toomey, Malcolm McDowell, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Interview mit Malcolm McDowell, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung schwacher Durchschnitt, technisch gut