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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Träume süß, Outlaw!

Bandolero

Bandolero

Als der Western Ende der 1960er Jahre dabei war, seinen Rang als eines der beliebtesten Genres zu verlieren, versammelte Regisseur Andrew V. McLaglen mit James Stewart und Dean Martin zwei in die Jahre gekommene Stars, um einen bittersüßen Western zu drehen.
Dee Bishop (Dean Martin), der während des amerikanischen Bürgerkriegs in den Reihen des Südstaatenpartisanen Quantrill gekämpft hat, schlägt sich nach der Niederlage als Outlaw durchs Leben. Zusammen mit einer Bande heruntergekommener Gestalten versucht er, im kleinen Kaff Valverde eine Bank auszurauben. Sie werden jedoch geschnappt und zum Tod am Galgen verurteilt, weil bei der Aktion der Großgrundbesitzer Stoner (Jock Mahoney) erschossen wurde. Glücklicherweise taucht zur anstehenden Hinrichtung nicht der bestellte Henker, sondern Dees Bruder Mace (James Stewart) auf, der zufällig von der drohenden Vollstreckung erfahren hat. Mace, der den eigentlichen Henker auf seinem Weg nach Valverde überwältigen konnte, spielt Bishop während der geplanten Hinrichtung einen Revolver zu. Auf der Flucht nehmen Dee und seine Spießgesellen die attraktive Maria Stoner (Raquel Welch), die Witwe des ermordeten Großgrundbesitzers, als Geisel. Sheriff July Johnson (George Kennedy), der unsterblich in Maria verliebt ist, macht sich mit ein paar Freiwilligen an die Verfolgung. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück, den Outlaws bis nach Mexiko zu folgen.

Nach bewährtem Konzept weckt Drehbuchautor James Lee Barrett Sympathien für den Banditen Dee Bishop, indem er die meisten Figuren in dessen direkter Umgebung verkommener als Dee darstellt. Ständig versuchen einzelne Bandenmitglieder, die als Geisel genommene Maria Stoner sexuell zu belästigen. Dee greift ein und etabliert sich als Mensch, der durch die Not in die Gesetzlosigkeit getrieben wurde, während seine Spießgesellen mit großer Freude ihre moralische Fragwürdigkeit zelebrieren. Dees Bruder Mace begeht zwar recht früh im Film einen Banküberfall, aber seine zuvorkommende Art während der Tat lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er normalerweise nicht auf der falschen Seite des Gesetzes steht. Die Bishop-Brüder bilden innerhalb der Gemeinschaft der Banditen einen Kristallisationspunkt der Hoffnung. Bei ihnen scheint noch nicht alles verloren zu sein.
Da kann selbst Sheriff Johnson in Sachen Sympathien nicht mithalten, obwohl er ohne Zweifel nichts Unrechtes tut. Aber Johnson ist zu steif, um der Wärme etwas entgegensetzen zu können, die aus der gebrochenen Figur Dee herausströmt. Die gradlinige Art des Sheriffs wirkt steril, fast ein wenig roboterhaft.
Umso tragischer erscheint der Weg, den die Bishop-Brüder mit den übrigen Outlaws einschlagen mussten. Der Hauch des Verderbens umweht ihre Flucht nach Mexiko. Die karge Landschaft, in der es an Wasser mangelt, kündet vom Tod, die Reibereien innerhalb der Bande erzählen vom Verfall der Zweckgemeinschaft und äußere Gefahren wie die Bedrohung durch Bandolero den verfolgenden Sheriff Johnson oder mexikanische Banditen erzeugen eine bittere Atmosphäre der Anspannung. Der unter Enttäuschungen verschüttete Traum Dees von einer eigenen Ranch, den Mace aufrecht erhalten will, gerät angesichts der dramatischen Situation im gesellschaftlichen Niemandsland in immer weitere ferne. McLaglen gestaltet die Flucht als letzten Hoffnungsschimmer für die Bishops auf ein gemeinsames Leben in gesellschaftlicher Anerkennung. Der Kampf Johnsons gegen die Outlaw-Seite in Dees Persönlichkeit ist deswegen auch ein Kampf gegen diese Hoffnung. Die zweischneidige Natur der Verfolgungsjagd reflektiert die Ambivalenz des Geschehens. So verständlich Johnsons Anliegen erscheint, so bitter ist es auch. Seine korrekte, gradlinige Art kennt keine differenzierte Betrachtung. Ordnungsliebe in Perfektion ist der Feind der Menschlichkeit.

Neben den ästhetisch gelungenen Bildern des Kameramanns William H. Clothier, der unter anderem auch John Fords „Der Mann der Liberty Valance erschoss“ („The Man Who Shot Liberty Valance“, USA 1962) fotografierte, kann sich McLaglen vor allem auf die hohe Qualität der Darsteller verlassen. Während James Stewart mit kauzigem Naturell die fast schon etwas naive Hoffnungsfreude Mace Bishops auf den Punkt bringt, liefert Dean Martin als Dee eine herausragende Leistung ab. Der Schmerz der Enttäuschungen, die ihn in ein Leben getrieben haben, das er eigentlich nicht führen will, ist mit jedem Blick, mit jeder Geste ebenso spürbar, wie die noch vorhandene Fürsorglichkeit seines Wesens. Die Zerrissenheit lässt ihn zum Sympathieträger aufsteigen, dem man ein friedliches Ende wünscht.

Bildqualität

Bandolero

Die Bluray kann sich absolut sehen lassen. Das leichte Filmkorn resultiert aus der analogen Vorlage des selbstverständlich auf Filmmaterial gedrehten Western. Im Verbund mit der guten Schärfe, die sich weder bei den Konturen noch bei den Details der Nahaufnahmen sowie Halbtotalen eine Blöße gibt, bleibt die ästhetische Qualität des Originalwerks erhalten. Die kräftigen Farben geben die Ockertöne der Landschaft sehr gut wieder, auch der ausgewogene Kontrast sorgt für eine differenzierte Nachzeichnung der einzelnen Abstufungen.

Tonqualität

Die 2.0-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge, die ohne Verzerrungen auskommen. Auch die Musik erklingt in guter Qualität. Das Stereoformat nutzt die Möglichkeiten der vorderen Lautsprecher sehr gut, sodass ein möglichst breiter Klang entsteht. Manchmal wurde bei der Abmischung aber auch zuviel des Guten gemacht. So erklingt Raquel Welchs Stimme in einer Szene nur aus dem linken Lautsprecher, weil sie links neben James Stewart steht. Beide befinden sich aber in der Mitte des Bildes, sodass die strikte Kanalauftrennung übertrieben ist. Hier wäre es besser gewesen, die Stimme aus beiden Frontlautsprechern ertönen zu lassen, um die Illusion einer Sprachwiedergabe aus der Mitte zu erzeugen, wo die Figur im Bild auch wirklich steht.

Extras

Das niedrig aufgelöste Bonusmaterial füllt bei der Wiedergabe nur die Mitte des Bildschirms aus. Das ist auch sinnvoll, da andernfalls die Darstellungsqualität zu schwach wäre. Nur die Bildergalerie bildet eine Ausnahme.
Der knapp 8-minütige Beitrag „Raquel! - Making Of“ zeigt historische Setaufnahmen und Interviewpassagen mit James Stewart, Dean Martin und Raquel Welch, die im Mittelpunkt des Zusammenschnitts steht.
Neben der erwähnten Bildergalerie enthält die Bluray noch zwei Trailer zum Film sowie Westerntrailerzusammenstellungen aus unterschiedlichen Ländern zu Dean Martin (etwa 37 Minuten), James Stewart (etwa 48 Minuten) und Raquel Welch (etwa 15 Minuten).

Fazit

„Bandolero“ schickt den steril-gradlinigen Sheriffs July Johnson in eine Auseinandersetzung mit den ambivalenten Bishop-Brüdern, die zu einem tragischen Kampf zwischen Hoffnung auf ein neues Leben und Ordnungsliebe wird. Neben der sorgfältigen Konstruktion der bewährten Dramahandlung überzeugen vor allem die Darsteller, die „Bandolero“ mit Leben erfüllen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

12.01.2013

   
Originaltitel Bandolero! (USA 1968)
Länge 106 Minuten (24p)
Studio explosive media
Regie Andrew V. McLaglen
Darsteller James Stewart, Dean Martin, Raquel Welch, George Kennedy, Andrew Prine, Will Geer, Clint Ritchie, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Westerntrailer zu James Stewart, Dean Martin und Raquel Welch, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch gut