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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Das Duell ist stärker als die Flucht

Das Todesduell der Tigerkralle

Das Todesduell der Tigerkralle

Vier der fünf Shaw-Brothers-Filme, die Koch Media 2011 in einer limitierten Box veröffentlicht hat, kommen nun auch als einzelne DVDs auf den Markt. Dabei handelt es sich um „Der Shaolin-Gigant“, „Der Todesgriff des Shaolin“, „Das Grabmal des Shaolin“ und „Das Todesduell der Tigerkralle“, die nacheinander bei uns besprochen werden.

Den Anfang macht „Das Todesduell der Tigerkralle“ nach einem Roman von Gu Long, in dem der dritte Meister Ah Chi (Derek Yee) als bester Schwertkämpfer seiner Zeit gilt. Der Ruhm bringt die unangenehme Bürde mit sich, dass ständig neue Herausforderer auftauchen, die sich damit brüsten wollen, den besten Mann am Schwert besiegt zu haben. Ah Chi täuscht deswegen seinen Tod vor, um ein ruhiges Leben ohne Kämpfe zu führen. Doch auch die Welt der einfachen Leute ist von Auseinandersetzungen um Einfluss und Macht geprägt. Die Liebe zu einer im Bordell arbeitenden Tochter (Candy Yu) eines Bauern gibt Ah Chi Kraft, aber dann gerät er in ein Komplott hinein, mit dem die Anführerin (Ping Chan) des Mu Yung-Klans seinen Tod herbeiführen will. Und auch der Schwertkämpfer Yen Shi San (Yun Ling) spürt ihn auf. Seit langem will er sich mit Ah Chi messen, um zu erfahren, wer der beste Schwertkämpfer ist.

Ah Chis Rückzug in eine Existenz als unbedeutender Mann, der sich mit einfachen Aufgaben durchs Leben schlagen will, geht mit regelmäßigen Angriffen auf seine Arme einher. Im Bordell muss er Messerstiche einstecken, als er sich schützend vor eines der Mädchen stellt, später wird sein Arm sogar bis auf den Knochen aufgeschlitzt. Da geht es aber schon um eine Intrige derjenigen, die seine wahre Identität herausgefunden haben. In der Welt der Martial Arts gibt es kaum einen Rückzug ins Private. Die Logik des Kampfes, bei dem es immer nur darum geht, Das Todesduell der Tigerkralle andere Martial Arts-Meister zur Mehrung des eigenen Ruhms zu besiegen, holt Ah Chi ein. Seine geschundenen Arme, mit denen er das Schwert geführt hat, symbolisieren die unerbittlichen Folgen dieses Systems. Tragischerweise muss Ah Chi leiden, nachdem er sich aus dem gefühllosen Wettstreit um die Ehre zurückgezogen hat. Das Duell ist zunächst noch stärker als seine Flucht, weil er den Weg ins einfache Leben nur aus Überdruss gewählt hat, ohne die Frage nach dem Sinn hinter dem System der Martial Arts-Welt zu stellen.
Eine Kette immer neuer Prüfungen sorgt jedoch dafür, dass Ah Chi über seine alte Existenz reflektieren muss. Zum körperlichen Leiden aufgrund offener Verletzungen gesellt sich auch mentaler Schmerz, als geliebte Menschen aus seinem Umfeld den Tod finden. Genüsslich inszeniert Yuan Chu an einer Stelle, wie mit einem Gegenstand in Ah Chis stark ramponiertem Arm herumgewühlt wird, um ihm zu helfen. Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden, sodass der physische Verfall auch ein Sinnbild für Ah Chis psychischen Zustand ist. Beides kann nur im Gleichschritt gesunden, wenn der Kämpfer philosophische Fragen nach dem Sinn der Existenz beantwortet und zur Balance findet.

Yuan Chu bettet den kritischen Umgang des Films mit der klassischen Suche nach Ruhm und Ehre, die im Kampf gefunden wird, in ein märchenhaftes Korsett ein. Die stilisierten Studiosets arbeiten mit farbenfrohem Laub, Bodennebel, einer dichten Vegetation, die an verwunschene Orte geheimer Welten denken lässt, und einer bunten Ausleuchtung, bei der rot und blau dominieren. Die harmonischen Choreografien der Kämpfe setzen auf vielfältige Bewegungen auf engem Raum sowie dynamische Kraftausbrüche, wenn Wände oder Decken zu Bruch gehen. Die künstliche Atmosphäre des Märchens bildet den idealen Rahmen für die existenziellen Fragen, weil sie eine klare Struktur besitzt. Nichts lenkt vom Zentrum der philosophischen Gedanken ab.

Bildqualität

Das Todesduell der Tigerkralle

Die sehr saubere DVD besitzt kaum analoges Rauschen, dafür sieht das Bild deutlich weich aus. Hier liegt der Verdacht nahe, das ein bisschen mehr gefiltert wurde, als dem Bild gut getan hat. Obwohl Konturen und Details nicht besonders gut zur Geltung kommen, kann man mit dem Bild zufrieden sein. Die Schwäche bei der Schärfe liegt noch in einem akzeptablen Rahmen. Die Farben sehen recht kräftig aus. Der Kontrast ist recht ordentlich, kann aber nicht verhindern, dass in manchen dunklen Szenen Details verschluckt werden.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren geben Dialoge und Musik in einer ordentlichen Qualität wieder. Leichte Verzerrungen sind ebenso vorhanden wie der Originalton etwas dumpf klingt.

Extras

In der etwa 20-minütgen Featurette „Derek Yee – Acting Before Directing“ lässt Derek Yee, der in „Das Duell der Tigerkralle“ die Hauptrolle spielt, seine Zeit bei den Shaw Brothers Revue passieren. Er spricht über seinen Lernprozess während der vielen Produktionen, gibt Einblicke in die Arbeit des Studio und schildert, warum er schließlich nicht mehr als Darsteller aktiv sein wollte. Ein informativer Beitrag zu einer Ära des Hongkong-Kinos, die aufgrund der radikalen Veränderungen inzwischen zur Vergangenheit gehört.
In seinem gut 12-minütigen Interview gibt Regisseur Yuan Chu Auskunft über den erfolgreichen Verlauf seiner Karriere bei den Shaw Brothers und er äußert sich zu seiner Motivation, Martial Arts-Filme zu machen, die eng mit seiner persönlichen Ansicht verknüpft ist, was den Wert der Kampfkunst ausmacht. Daneben geht er auf einzelne Darsteller ein.
Der in der Hongkonger Filmindustrie arbeitende Darsteller, Drehbuchautor und Produzent Simon Loui spricht über die Romane Gu Longs, die er als Jugendlicher verschlungen hat, und benennt den Inszenierungsstil, den Yuan Chu bei seinen Martial Arts-Filmen an den Tag gelegt hat. Loui geht auch auf „Das Todesduell der Tigerkralle“ ein. Das Interview dauert gut zehn Minuten.
Eine Bildergalerie und ein Trailer sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Das Todesduell der Tigerkralle“ nutzt die ausdrucksstarke Optik märchenhafter Szenerien, um das kämpferische Streben nach Ruhm und Ehre in der Martial Arts-Welt zu hinterfragen. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

22.01.2013

   
Originaltitel San shao ye de jian aka. Death Duel (Hongkong 1977)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Yuan Chu
Darsteller Derek Yee, Candy Yu, Ping Chan, Yun Ling, Ti Lung, David Chiang, Lieh Lo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Derek Yee – Acting Before Directing, Interview mit Yuan Chu (Regie) und Simon Lou (Produzent), Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung