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rezensionen

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16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
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12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Chicago Joe und das Showgirl

Film Noir Nr. 11: alle Filme

Chicago Joe und das Showgirl

„Eine Art Meta-Noir lieferte Bernard Rose mit diesem Amour-Fou-Thriller ab, in dem der junge Kiefer Sutherland als amerikanischer GI auf Abwegen brilliert. Basierend auf einer wahren Geschichte, taucht er als Deserteur im London des Jahres 1944 in der Schwarzmarkt-Szene unter, wo ihn das Showgirl Georgina zu immer neuen Verbrechen anstiftet. Sie zeigt sich fasziniert vom damaligen Noir- und Gangsterkino aus den USA und sorgt mit ihren Gewaltphantasien schließlich dafür, dass das Verbrecherpärchen in die Katastrophe schlittert.“ (Koch Media).

Drei Vorhänge öffnen sich, bevor die Leinwand sichtbar wird, auf der die Ereignisse in „Chicago Joe und das Showgirl“ projiziert werden. Gleichzeitig informieren Textankündigungen, das alles auf einer wahren Geschichte beruhe. So ironisch der Hinweis auf die historische Akkuratesse der Handlung angesichts der Brechungen wirkt, die aufgrund der offensiv in Szene gesetzten Vorhänge entstehen, so nah an der Wahrheit ist er. Denn Bernard Rose' Film basiert auf dem „Cleft Chin Murder“ genannten Fall der britischen Kriminalgeschichte und hat einige Fakten aus der Realität aufgenommen. Das Drehbuch von David Yallop ist das Ergebnis seiner Recherchen zu dem Fall.
Da Bernard Rose aber kein Dokudrama im Sinn hatte, sondern eine Auseinandersetzung mit den Mitteln filmischer Verwertung realer Fälle auf die Beine stellen wollte, bricht er den Realismus immer wieder. Gleichzeitig versucht Rose die gesellschaftlichen Umstände seiner Zeit und der Zeit des Falles zu reflektieren, auf dem sein Film basiert. Das Ergebnis ist eine Mischung aus künstlichen Sets, die allesamt im Studio entstanden sind, und einem unglaublich behäbigen, dokumentarisch anmutenden Erzählfluss. Das Aufeinandertreffen der beiden Hauptfiguren sowie die Abfolge der daran anschließenden Ereignisse folgt einem Gestus der Schlichtheit. Rose scheint die „Fakten“, die natürlich auch in seiner Erzählung für seine Zwecke bearbeitet wurden, abzuhaken. Trotz der künstlichen Brechungen gelingt es dem Werk nicht, sich von der Knute eines drögen, dramaturgiefreien Präsentationsstil zu emanzipieren. Die beiden Elemente stehen sich im Weg. Sie driften in unterschiedliche Richtungen und erzeugen eine Atmosphäre der Fehlkonstruktion. Die Inszenierungselemente, die eigentlich für eine Reflexion des Geschehens sorgen sollen, indem sie den filmischen Charakter der Szenen mit den Emotionen, Fakten und Motivationen hinter den Ereignissen verbinden, fallen in sich zusammen. Die Luft entweicht und lässt ein flaches Häufchen gedanklicher Ambitionen zurück.

Bildqualität

Das Bild der DVD lässt sich nur schwer beurteilen, weil die leichten Unschärfen vermutlich einer ästhetischen Entscheidung auf Seiten des Filmemachers geschuldet sind, um dem Film einen älteren Charakter zu verleihen. Alles sieht leicht verwaschen aus, sodass die Handlung an die Zeit während der Endphase des Zweiten Weltkriegs angeknüpft wird, in der sie spielt. Die Farben haben einen Braunstich, der ebenfalls die historische Komponente betonen soll. Der Kontrast ist recht ordentlich. Das Bildrauschen passt zur übrigen ästhetischen Konzeption. Letztlich macht die DVD bei der Präsentation des Films nichts nennenswertes falsch, weil die ungewöhnliche Optik Teil des filmischen Ausdrucks ist.

Tonqualität

Die DD 2.0-Tonspuren verfügen über gut verständliche Dialoge mit einem leichten Hintergrundrauschen, das nicht stört.

Extras

Das Bonusmaterial der DVD besteht aus einer Bildergalerie, einem Trailer und einem 12-seitigen Booklet, das in die buchartige Hülle eingeklebt ist. Darin setzt Thomas Willmann den Film in ein Verhältnis zum Noir-Genre und reflektiert über gesellschaftliche sowie filmische Befindlichkeiten.

Stefan Dabrock

31.01.2013

   
Originaltitel Chicago Joe and the Showgirl (GB 1990)
Länge 99 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Bernard Rose
Darsteller Kiefer Sutherland, Emily Lloyd, Liz Fraser, John Lahr, Harry Fowler, Keith Allen, Patsy Kensit, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 15 EUR
Bewertung ambitioniert gescheitert, technisch angemessen