dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Das Kartell der Wort-Gangster

Mobsters – Die wahren Bosse

Mobsters – Die wahren Bosse

Am Anfang der bis hierhin kurzen Regiekarriere Michael Karbelnikoffs stand das Gangsterepos „Mobsters – Die wahren Bosse“, bei dem die Formel „Jungstars gleich Genre-Erneuerung“ angewendet wurde. Was die aufstrebenden Darsteller an Lebenserfahrung schon rein optisch nicht vermitteln können, versuchen sie drehbuchgemäß mit Worten zu kompensieren. Oftmals tritt Sprache an die Stelle von Taten. Das ist tatsächlich überraschend ungewöhnlich.
Schon als Jugendliche treffen der Italiener Charlie Luciano (Christian Slater) und der Jude Meyer Lansky (Patrick Dempsey) aufeinander. Sie tun sich mit dem ebenfalls jüdischen Bugsy Siegel (Richard Grieco) sowie dem Italiener Frank Costello (Costas Mandylor) zu einer Gang zusammen. Ein paar Jahre später sind aus den jugendlichen Draufgängern aus den rauen Straßen New Yorks aufstrebende Gangster geworden, die im Konzert der Banden mitmischen wollen. Unter dem Schutz des mächtigen Spielers Arnold Rothstein (F. Murray Abraham) gelingt es den vier Burschen ein lukratives Alkoholgeschäft aufzuziehen, das schließlich so groß wird, dass es auch den beiden etablierten sowie verfeindeten Gangsterbossen Faranzano (Michael Gambon) und Masseria (Anthony Quinn) auffällt. Beide buhlen fortan um Lucianos Bande, weil sie dadurch den entscheidenden Machtgewinn erhielten, um den jeweils anderen besiegen zu können. Die jungen Gangster wollen diese Situation zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.

Die etwa 15 Jahre umspannende Erzählung atmet den Hauch des Epischen. „Mobsters – Die wahren Bosse“ handelt vordergründig vom Aufstieg Lucianos und Meyer Lanskys zu Unterweltgrößen, will ihre Geschichte aber für eine Reflexion über die Umkremplung der Unterwelt Amerikas nutzen. Aus verfeindeten Banden entsteht das organisierte Verbrechen, das nach ökonomischen Gesichtspunkten wie ein Großunternehmen organisiert ist. Die beiden Strategen Luciano und Meyer Lansky sind im Verbund mit dem gewieften Taktiker Rothstein die treibende Kraft hinter dem Ansinnen. Hat man das erstmal begriffen, dann überrascht es Mobsters – Die wahren Bosse nicht so sehr, dass Meetings mit viel Dialog im Zentrum des Films stehen, der die 1930er Jahre durch ästhetisch fotografierte, braunstichige Bildarrangements detailliert ausgestatteter Räume aufleben lässt. Man sieht Geschäftsleute bei der Arbeit, die als Führungsspitze ihrer kriminellen Unternehmung das weitere Vorgehen besprechen. Anpacken tun sie selten. Statt Büros wie ihre legalen Vorbilder bevölkern sie Hinterzimmer, Restaurants, Saunen oder Amüsierklubs. So fächert „Mobsters“ ein Panoptikum versteckter Machtzentralen auf, das der restlichen Gesellschaft verborgen bleibt.

Die Darstellung der aufstrebenden Gangster als ökonomisch denkende Geschäftsleute gehört zu den stärksten Ideen des Films, weil so der Aufstiegsgedanke des amerikanischen Gesellschaftsvertrages hinterfragt wird. Auch wenn Luciano und Co das Erfolgsstreben, das Amerikanern immer eingeimpft wird, pervertieren, so hat ihre Vorgehensweise doch eine gewisse Logik, die sich auch daraus speist.
Allerdings verliert das Drehbuch die Zusammenhänge aus den Augen. Wenn man schon die Entwicklung der Gangster hin zu straff organisierten Unternehmen krimineller Natur thematisiert, dann hinterlässt es einen schalen Beigeschmack, wenn die gesamten Handlungen der Hauptfiguren nur auf interne Strategien des Machtgewinns ausgelegt sind. So mutiert die Darstellung einer illegalen Schattenwirtschaft zu einem reinen Duell der Wortakrobaten, die von Gewalttätigkeiten untereinander abgesehen kaum kriminell tätig zu sein scheinen. Die Produktion ihres Kapitals wird nie gezeigt, ein par dürre Worte über den Alkoholhandel müssen genügen. Das macht aus den Gangstern merkwürdige Kämpfer. Sie agieren, als würden sie aus Spaß die Vorherrschaft in einem nicht näher konkretisierten Klub fanatischer Strategieliebhaber anstreben. Und wenn es sein muss, dann sprechen eben die automatischen Waffen, Messer oder sonstigen Gewaltmittel. Die abstrakte Präsentation der Kriminellen ohne Bezug zu ihrem Hauptgeschäft kommuniziert auf fatale Weise mit der ästhetischen Gestaltung. So wirkt die mit warmen Tönen angereicherte Optik nicht nur wie eine klassische Chiffre für vergangene Zeiten, sie entwickelt auch den Charakter eines schützenden Kokons. Sie entfaltet eine heimelige Atmosphäre märchenhafter Wohligkeit, die dem erzählten Drama völlig im Wege steht. Die Gewaltausbrüche im letzten Viertel fügen sich dementsprechend nur sehr holprig in die Erzählung ein. Sie zeigen plötzlich wie rabiat die aufstrebenden Gangster gegen ihresgleichen sein können, während sie sonst doch nur harmlose Männer sind, die ein paar Geschäfte machen wollen. Der Blick hinter die Oberfläche, der mit dem analytischen Ansatz angestrebt wird, gelingt nicht, weil „Mobsters“ nur eine neue Oberfläche zeichnet. Schönheit geht hier über die konsistente Erzählung einer an sich faszinierenden Entwicklung auf dem Gebiet krimineller Aktivitäten.

Bildqualität

Mobsters – Die wahren Bosse

Das Bild der DVD kann sich sehen lassen. Aufgrund des Alters und der verwendeten Kameras sieht das Bild immer wieder deutlich körnig aus, zulasten der Schärfe geht das aber kaum. Die präsentiert sich mit leicht weichen Konturen und einem guten bis ordentlichen Detailreichtum auf einem guten Niveau. Das gilt auch für die Wiedergabe des visuellen Charakters des Films, dessen Brauntonnuancen gut zur Geltung kommen. Der ausgewogene Kontrast überzeugt.

Tonqualität

Anders als angegeben sind die Tonspuren auf der DVD im 2.1- und nicht im 2.0-Format enthalten. So entwickeln sie bei den anfänglichen Straßenszenen auch eine breite Kulisse mit räumlicher Note. Da im späteren Verlauf viele Dialogpassagen in Zimmern vorherrschen geht der räumliche Charakter zurück. Die Dialoge sind aber stets gut verständlich und werden einwandfrei wiedergegeben.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Trailern zum Film und einer Bildergalerie.

Fazit

„Mobsters - Die wahren Bosse“ täuscht ein großes Anliegen vor, indem er einen epischen Rahmen und ein faszinierendes Thema vorgibt, landet dann aber bei einer bruchstückhaften Präsentation ohne nachhaltige Qualitäten. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

07.02.2013

   
Originaltitel Mobsters aka. Das teuflische Imperium (USA 1991)
Länge 115 Minuten (Pal)
Studio explosive media
Regie Michael Kabelnikoff
Darsteller Christian Slater, Costas Mandylor, Richard Grieco, Parick Dempsey, Michael Gambon, Anthony Quinn, Chris Penn, F. Murray Abraham, Seymour Cassel, Lara Flynn Boyle, Joe Viterelli, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gescheitert, technisch gut