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rezensionen

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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Unterdrückungsallegorie

Metamorphosis – Das Monster in Dir

Metamorphosis – Das Monster in Dir

Der Monsterfilm hat in Japan, dem Land „Godzillas“, eine lange Tradition als brachiales Spektakel, aber Regisseur Hajime Ôhata führt ihn in die Regionen eines intimen Liebesdramas, das erst im Finale die vorher gesetzten Grenzen sprengt.
Yoshioki (Kazunari Aizawa) und Keiko (Aki Korita) leben in einer gewöhnlichen Mittelklasseehe. Ihr gemeinsames Zuhause macht einen ordentlichen und angenehmen Eindruck. Aber Yoshioki wird seit einiger Zeit von seltsamen Anfällen geplagt, bei denen er sich brüllend windet. Währenddessen wirkt er wie von einer anderen Macht besessen. Erinnern kann er sich daran nicht. Auf Drängen eines befreundeten Psychiaters (Teruhiko Nobukuni) lässt Keiko ihren Mann schließlich in eine Klinik einweisen, nachdem sie an seinem Körper zeitweise auftretende Mutationen wahrgenommen hat. Aber Yoshioki hält die Behandlung nicht aus und flüchtet zu seiner Frau zurück, die trotz dessen Veränderungen an der Liebe festhält.

Schon allein die gemeinsame Herkunft aus Japan lässt angesichts des Verwandlungsthemas Vergleiche zwischen Hajime Ôhatas „Matamorphosis“ und Shinya Tsukamotos Experimentalextravaganza „Tetsuo – The Iron Man“ (Japan 1989) aufkommen. Wo Tsukamoto jedoch die Fortschreitung gesellschaftlicher Technisierung in den Albtraum einer Verschmelzung zwischen Mensch und Metall übersetzt hat, beschäftigt sich Ôhata mit dem Gefühl der Angst an sich, ohne klare Bezüge zu formulieren. Er konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Yoshioki und Keiko, die auf die Probe gestellt wird.
Die oft unaufgeregte, ruhig agierende Kamera unterstreicht die Intimität der Innenräume, in denen sich das Drama zumeist abspielt. Das Haus des Ehepaars vermittelt ein Gefühl von Metamorphosis – Das Monster in Dir Schutz und Geborgenheit, auch wenn es damit schon vorbei ist. Denn ohne Vorrede wirft Ôhata Yoshiokis Anfälle gleich zu Beginn in den Ring. Die Risse haben den inneren Kern der Beziehung erfasst, deren Sinn es immer auch ist, Stabilität gegenüber außen zu bieten. Umso erschreckender wirkt die Bedrohung im Kontext des eigenen Zuhauses. Der letzte Rückzugsort vor den Unbillen des gesellschaftlichen Lebens scheint nachhaltig bedroht zu sein.
Mit subtiler Intensität dringt das Unerklärliche immer weiter ein, bevor die Transformation an rabiater Kraft gewinnt. Auf die reinen Anfälle folgen zeitlich begrenzte Mutationen, die schließlich dauerhaft bleiben, ohne dass konkrete Gründe für Yoshiokis Zustand genannt werden. Diese Offenheit – manche würden Trick sagen - erweitert den Interpretationsraum des Dramas. Denn das Stilmittel der Allegorie lebt auch davon, dass es vielfältig entschlüsselbar sein kann. Die zunehmende Wucht, mit der sich Yoshioki verändert, spiegelt das Maß der Unterdrückung wieder, das die Kräfte bislang im Zaum gehalten hat. Als Ausdruck einer tief sitzenden paranoiden Psychose erzählen sie von der Angst, das Leben in der Gesellschaft nicht mehr meistern zu können. Die erste Hälfte des Films nimmt konsequenterweise fast vollständig die Perspektive innerhalb des trauten Heims ein. Dem Dasein zuhause steht eine unfassbare Welt draußen gegenüber, deren Unklarheit ebenso bedrohlich wirkt, wie die Mutationen selbst. Neben tuschelnden Nachbarn und dem Psychiater, der das Paar auseinanderreißen will, ist sie nicht existent. Die Erzählform des Films verschmilzt so auf effektive Weise mit der paranoiden Grundstruktur.

Gleichzeitig bleibt die Möglichkeit bestehen, dass die angedeutete Erklärung real ist, es handele sich bei Yoshiokis Besessenheit um die Manifestation der Gedanken aller Lebewesen außer den menschlichen. Aus der Psychose wird dann die kritische Warnung vor dem ungebremsten Einfluss menschlicher Kultur, die sich den Planeten so maßlos zu eigen gemacht hat, dass eine Gegenreaktion einsetzt.
Ôhata nimmt zwei Ebenen zivilisationskritischer Überlegungen auf und übersetzt die daraus entstehenden Ängste vor dem eigenen Versagen sowie der Überformung der Erde in ein fantastisches Szenario, das sich in den letzten Minuten schließlich zu monströser Größe aufschwingt, weil die diffusen Kräfte an den gewalttätigen Gegenmaßnahmen nur wachsen. Einzig Keikos Liebe, die trotz aller Schwierigkeiten nicht versiegt, bildet einen Stabilitätsanker, der jedoch von außen sabotiert wird. Ihre unerschütterliche Zuneigung gegenüber Yoshioki berührt, auch wenn alles vielleicht nur eine paranoide Wahnvorstellung ist.

Bildqualität

Metamorphosis – Das Monster in Dir

Das saubere Bild der Bluray gibt sowohl die Innenraumaufnahmen als auch die Szenen außerhalb des Hauses prägnant wieder. Der Detailreichtum ist zwar nicht so groß wie bei hoch budgetierten Produktionen, erreicht aber anständige Werte. Die Farben sehen kräftig aus, sodass die jeweilige Atmosphäre gut wiedergegeben wird. Der ausgewogene Kontrast kann ebenso überzeugen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren klingen aufgrund der weitgehend ruhigen Ausrichtung der Handlung frontlastig. Nur selten haben die hinteren Lautsprecher die Möglichkeit, das akustische Geschehen zu bereichern. Insofern hält sich die räumliche Qualität in Grenzen. Die Dialoge werden sauber wiedergegeben, auch wenn die deutsche Synchronisation keine besonders guten Sprecher zu bieten hat.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Metamorphosis – Das Monster in Dir“ nutzt seine offene Struktur ohne ganz konkrete Gründe für die Mutationen, um ein Angstszenario zwischen paranoider Schizophrenie, Gesellschafts- und Zivilisationskritik zu formulieren. Technisch ist die Bluray recht gut. Auch bei dieser Bluray hat das Label zu dem Trick gegriffen, einen FSK18-Trailer auf die Scheibe zu packen, damit es so aussieht, als sei der ab 16 freigegebene Hauptfilm ab 18.

Sutefuan Daburoku

07.05.2013

   
Originaltitel Henge (Japan 2011)
Länge 56 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Hajime Ôhata
Darsteller Kazunari Aizawa, Aki Morita, Teruhiko Nobukuni, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut