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rezensionen

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dvd

Tödliche Landpartie

Prime Cut aka. Die Professionals

Prime Cut aka. Die Professionals

Anfang der 1970er Jahre, als junge Regisseure, Drehbuchautoren und sonstige Kreative das alte, in die Krise geratene Studiosystem Hollywoods aufmischten, entstand auch Michael Ritchies Gangsterfilm „Prime Cut“. Sein Beitrag aus der sogenannten New Hollywood-Ära versammelt Lee Marvin, Gene Hackman und Sissy Spacek in einem ebenso packenden wie schmierigen Thriller.
Der in Kansas City und Umgebung erfolgreiche Gangsterboss Mary Ann (Gene Hackman) hat bei einem Chikagoer Syndikat erhebliche Schulden. Die Geldeintreiber schickt Mary Ann stets als Wurst zurück, nachdem er sie getötet und im eigenen Schlachtbetrieb weiterverarbeitet hat. Deswegen heuern die Großstadtbosse den freiberuflich arbeitenden Problemlöser Nick Devlin (Lee Marvin) an, der Mary Ann den Marsch blasen soll. Gemeinsam mit ein paar Helfern macht sich Devlin auf den Weg in die Idylle Missouris, um das Geld endgültig einzutreiben. Dabei begegnet er jedoch einem Kontrahenten, der überhaupt keine Lust hat, den Forderungen nachzugeben. Stattdessen verwickelt Mary Ann den frisch eingetroffenen Devlin in ein Spiel auf Leben und Tod.

Die grafische Gewalt in „Prime Cut“ ist aus heutiger Sicht vergleichsweise harmlos geraten, aber Michael Ritchies Thriller baut eine verstörende Atmosphäre auf, die mit ständigen Irritationen arbeitet. Das beginnt schon bei Gene Hackmans Figur, deren weiblicher Name Mary Ann so gar nicht zu einem Gangster passen will, der seine Gegner zu Wurst verarbeitet, wenn es nötig ist. Der Name ist Teil der spielerischen Maskerade, hinter der Mary Ann seine verkommene, diabolische Natur versteckt. Er gibt sich das Image eines raubeinigen Kumpeltyps, der gern rauft, vielleicht auch mal einen über den Durst trinkt und das dörfliche Treiben auf dem Jahrmarkt schätzt, den er auf dem Gelände seines Tarnlandwirtschaftsbetriebes veranstaltet. Aber spätestens die Versteigerung nackter Frauen in die Prostitution, die unter Drogen gesetzt wie Vieh im Stall präsentiert werden, ruft wieder in Erinnerung, was für ein Mensch Mary Ann ist. Ritchie kontrastiert die oberflächliche Idylle mit einem Gebaren, das die schmierigsten Abgründe des Menschen offen legt. Schönheit und Prime Cut aka. Die Professionals Schande liegen bei ihm direkt übereinander. Der Kontrast verstört nicht nur, er zeigt auch, wie trügerisch die Wahrnehmung sein kann. Ritchie entzieht dem Blick jegliche Sicherheit. An die Stelle setzt er ein permanentes Bedrohungsszenario, weil alles Harmlose in seiner Bedeutung verkehrt werden kann.
Daraus entwickelt der Thriller ein machtvolles Spannungspotenzial, das vor allem in einer langen Sequenz ausgeschöpft wird, als Devlin zunächst mit der von ihm aus Mary Anns Hand befreiten Poppy (Sissy Spacek) den harmlosen Jahrmarkt besucht, dort zur Zielscheibe von Mary Anns Schergen wird und schließlich in ein Feld flüchtet, wo sich ein zunächst weit entfernter Mähdrescher als tödliche Gefahr entpuppt. Die symbolische Pervertierung der Dinge erfährt hier einen Höhepunkt. Der Weizen als lebensspendendes Nahrungsmittel wird direkt mit dem Tod verbunden. Später erfährt Devlin noch, dass die versteigerten Frauen aus einem Waisenhaus stammen, also einer Institution, die eigentliche Schutz bieten sollte. Ein Sonnenblumenfeld, das positive Emotionen aus Vitalität und Friedlichkeit erweckt, wird Schauplatz einer Schießerei. Ritchie greift die damals aktuelle Angst vor einem Verfall der Gesellschaft auf und gibt ihr ein drastisches, irritierendes Gesicht.

Bildqualität

Prime Cut aka. Die Professionals

Das Bild der DVD kann mit einer guten bis sehr guten Schärfe überzeugen. Das saubere Master gibt die Details der landwirtschaftlichen Idylle ebenso wieder wie die einer im halbdunkel liegenden Absteige. Nur in den Randbereichen macht sich gelegentlich eine leichte Unschärfe breit. Die Farben entsprechen der leicht blassen Optik, mit der in den 1970er Jahren gerne gearbeitet wurde. Der saubere Kontrast leistet sich keine Schwächen.

Tonqualität

Die Tonspuren geben die Dialoge sauber und klar wieder, sodass die Verständlichkeit jederzeit gewährleistet ist. Nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht. Die voll klingende Musik unterstützt das Geschehen gut.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie, einem Trailer zum Film und einem 4-seitigen Booklet, in dem Markus Tschiedert den Film kurz in die Zeit einordnet.

Fazit

„Prime Cut“ entwickelt eine Atmosphäre der Irritation, indem er die Bedeutung der Dinge einer Pervertierung unterwirft. Dadurch entzieht der dem Blick die Sicherheit und reflektiert über die gesellschaftliche Angst in einen Sog des Untergangs zu geraten. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

14.05.2013

   
Originaltitel Prime Cut (USA 1972)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio explosive media
Regie Michael Ritchie
Darsteller Lee Marvin, Gene Hackman, Angel Tompkins, Gregory Walcott, Sissy Spacek, Janit Baldwin, William Morey, Clint Ellison, Howard Platt, Les Lannom, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer, 4-seitiges Booklet
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut