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rezensionen

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kurzrezension

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dvd

Ritt nach Hollywood

Wilder Honig

gekürzte Version mit erweiterten Szenen als Bonus

Wilder Honig

Don Edmonds ist ein Regisseur fürs Grobe. Wer bei ihm einsteigt, weiß worauf er sich einlässt. Deswegen überrascht der sanfte Gestus, mit dem er die Schmierigkeit seines Films „Wilder Honig“ maskiert.
Laura (Donna Young) wohnt mit ihrem Vater in der amerikanischen Einöde, wo die 18-jährige keine Chance hat, ihr sexuelles Erwachen auszuleben. Aber dann taucht ein selbstbewusst-rotziger Biker auf, der mit ihr das Weite sucht. Lauras Vater, der gerne selbst mit seiner Tochter ins Bett gehen würde, hat zwar was dagegen, kann sich gegen den körperlich stärkeren Motorradfahrer aber nicht zur Wehr setzen. Die Liaison zwischen den beiden jungen Leuten reicht nur, bis Laura, die sich jetzt Gipsy nennt, in Hollywood auf eine bizarre Hippiesekte trifft. Sie lässt sich zunächst auf deren Anführer Astro (Allan Warnick) ein, haut aber nach einer für sie verstörenden Tripp-Erfahrung ab, um unter weniger beengenden Umständen ihre Sexualität auszuleben. Die findet sie in der Edel-Prostitution, wo sie auch den wirtschaftlichen Erfolg sucht.

Die filmischen Mittel des Don Edmonds sind arg begrenzt. Das liegt sowohl am Budget, als auch an seinen Fähigkeiten. Ein Künstler ist er nicht und wollte das wohl auch kaum sein. Aber wenn man ganz ehrlich ist, muss man feststellen, dass ein Werk wie „Easy Rider“ ebenfalls keine visuelle Offenbarung ist. Stattdessen geht es um den direkten, ungefilterten Zugriff auf die Handlung. Handkameraufnahmen, die mehr als einmal aussehen, als sei ohne Drehgenehmigung auf der Straße gefilmt worden, wirken oftmals dokumentarisch. Sie passen zum Geist der Freiheit, den Edmonds als Sleaze-Variante des damaligen Zeitgeistes beschwört. Die Attitüde eines ungebundenen Lebensentwurfs aus dem Genre des Biker-Films kreuzt er mit dem Aufbruch einer jungen Frau in die Entdeckung der Sexualität. Die Lösung vom Elternhaus, das hier nur aus einem gestörten Vater besteht, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Aus der Verbindung der beiden Themen entwickelt sich ein merkwürdiger Reigen unterschiedlicher Sexerlebnisse, bei denen Edmonds natürlich auf Tabus aus ist. In der Hippikommune gerät Gipsy in eine Gruppensexorgie, die mit tänzerischer Handkamera durch rote, überall im Raum herumhängende Stoffbahnen gefilmt ist (eine der ganz wenigen Szenen mit visuellem Gestaltungswillen). Lesbisches Vergnügen, ein Dreier sowie die Entwicklung Wilder Honig Gipsys zur Prostituierten runden das Arsenal der vermeintlichen Sensationen ab.
Besonders erotisch ist das nicht gefilmt, weil Edmonds keinen ästhetischen Zugang zum Frauenkörper findet. Zudem bleibt die Darstellung der ganzen Szenen erstaunlich züchtig. Was „Wilder Honig“ nun aber bemerkenswert macht ist, dass die daraus entstehende Harmlosigkeit der Bilder noch verstärkt wurde. Beschwingte Musik, strahlender Sonnenschein und eine fröhlich grinsende Gipsy verklären die Ereignisse so, als handele „Wilder Honig“ von einem durchschnittlichen Sommerurlaub, wie ihn jeder einmal im Jahr macht. Das steht im völligen Gegesatz zu Prostitution oder Gruppensex, die keineswegs so gewöhnlich wie Wasser trinken sind. Ihre Präsentation im Gewand eines launigen Reigens überrascht. Gleichzeitig maskiert Edmonds dadurch die Natur der Ereignisse auf eine befremdliche Weise. Er hätte doch auch zur Schmierigkeit stehen können, die seine Erzählung auszeichnet. Das bizarre Ende kann den Eindruck der Verschleierung auch nicht mehr korrigieren, auch wenn Gipsys Lebensweg noch einmal in einem neuen Licht erscheint.

Bildqualität

Wilder Honig

Die zugrunde liegende Kopie im 4 zu 3-Format weist immer wieder analoge Abnutzungserscheinungen auf. An manchen Stellen sind Aufhellungen zu sehen. Die Schärfe kann sich für seinen solch obskuren Film aber sehen lassen, auch wenn sie nicht mit aktuellen Produktionen vergleichbar ist. Die Farben sind deutlich ausgebleicht. Der Kontrast ist nicht optimal, weil helle Szenen leicht überstrahlen, dunkle Bilder sehen etwas milchig aus. Das deutlich sichtbare Filmkorn stört allerdings nicht. Angesichts des Filmalters und des Seltenheitswertes kann man mit dem Ergebnis aber leben.
Das Format der zugrundeliegenden Kopie besteht aus Bildern, die über und unter den Ereignissen der Handlung viel Raum lassen. So sind beispielsweise Wände ohne zusätzliche Bildinformationen oder relativ üppige Bodenflächen zu sehen. Das legt die Vermutung nahe, dass der Film auf einen anderen Bildausschnitt hin konzipiert wurde, als das Vollbildformat. Bei einer Kinovorführung würde bei einer solchen Kopie eine Maske eingesetzt werden, die oben und unten überflüssige Bildteile wegnimmt. Auch die Sexszenen, bei denen keine Köpfe aus dem Bild verschwinden würden, wenn man es oben abschneidet, deuten darauf hin, dass ein anderes Format korrekt gewesen wäre. Das hätte aber eine anamorphe Abtastung erfordert, die man sich bei diesem Titel wohl sparen wollte.

Tonqualität

Die Mono-Tonspuren sind natürlich nicht ganz rauschfrei, die Dialoge lassen sich aber gut verstehen. Nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht.

Extras

Im Bonusmaterial befinden sich gut 13 Minuten an erweiterten Szenen, die in der vorliegenden Fassung gekürzt wurden. Sie stammen offenkundig aus einer anderen Quelle, vermutlich Videomaterial. Deswegen kann ihre Schärfe mit dem Hauptfilm nicht mithalten. Als Ergänzung taugen sie aber.
Eine Bildergalerie und der Trailer zum Film sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Wilder Honig“ interpretiert den Freiheitsgeist des Bikerfilms als uneingeschränkte Aufforderung, seine sexuelle Erfüllung letztlich in der Prostitution zu suchen. Die fröhlich beschwingte Art, mit der diese Botschaft unter das Volk gestreut wird, wirkt befremdlich. Regisseur Don Edmonds hätte auch zur Schmierigkeit seiner Handlung stehen können. Technisch weist die DVD Schwächen auf, die bei einem so alten und obskuren Film aber nicht überraschen. Denn Kulturförderung gibt es für die Veröffentlichung eines solchen Films natürlich nicht.

Stefan Dabrock

23.07.2013

   
Originaltitel Wild Honey (USA 1972)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Candybox
Regie Don Edmonds
Darsteller Donna Young, Uschi Digard, Lynn Harris, Allan Warnick, K.W. Christian, Michael Donovan O'Donnell, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Erweiterte Szenen, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung befremdlich, technisch mit Schwächen, aber akzeptabel