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rezensionen

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11.08. Menschen im Hotel
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kurzrezension

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Die Messe ist gelesen

Blutmesse für den Teufel

Blutmesse für den Teufel

2002 präsentierte sich Paul Naschy im Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega als netter Onkel, der gerne Filmgeschichten erzählt. In Gelsenkirchen – hier hat der Filmclub seine Zelte aufgeschlagen – konnte man dem sympathischen, älteren Herren lauschen und dabei die Freude sehen, mit der Naschy im Filmgeschäft tätig war. 2009 starb Naschy im Alter von 75 Jahren, aber durch seine Filme lebt er weiter. Allerdings hat die Legende des spanischen Genrekinos so viele Werke gedreht, dass die Qualität stark schwankt. Neben Produktionen wie „Die Stunde der grausamen Leichen“ („El jorobado de la Morgue“, Spanien 1973), die durch ihre hinreißende Naivität Grusel mit Warmherzigkeit verbinden, gibt es auch Horrorfilme wie „Blutmesse für den Teufel“.
Darin verkörpert Naschy unter anderem den Bösewicht Alaric de Marnac, der im Frankreich des Mittelalters ins Fadenkreuz der Autoritäten gerät. Für den Vorwurf der Hexerei und des Paktierens mit dem Teufel bezahlt er einen hohen Blutzoll. Sein Kopf wird abgetrennt, seine Gefährtin Mabille de Lancré (Helga Liné) ebenfalls ins Reich der Toten verbannt. In den 1970er Jahren experimentiert Hugo de Marnac (Paul Naschy) aus Spaß mit dem Spiritismus, weil seine Bekannten solchen Themen zugeneigt sind. Hugo hält Übernatürliches zwar für Unfug, aber seine Neugier wird bei einer Sitzung mit einem Medium angeregt, das Kontakt zu Hugos hingerichtetem Vorfahren Alaric aufgenommen haben will. Gemeinsam mit seinen Freunden, zu denen auch Maurice Roland (Víctor Alcázar) gehört, macht sich Hugo auf den Weg zu seinem abgeschiedenen Landhaus, wo Alaric und dessen Gefährtin Mabille begraben worden sein sollen. Tatsächlich stoßen die Hobbyexhumierer auch auf eine geheimnisvolle Kiste, von der eine dämonische Kraft ausgeht. Das Morden im Auftrag des Bösewichts Alaric scheint die Gegenwart in seinen Würgegriff zu nehmen.

Es wird kolportiert, dass Paul Naschy das Drehbuch zu „Blutmesse für den Teufel“ innerhalb von 24 Stunden geschrieben habe. Angesichts der Qualität der Erzählung, deren Urheber im Vorspann unter seinem richtigen Namen Jacinto Molina auftaucht, glaubt man das allerdings sofort. Nach ein paar netten Einführungssequenzen, in denen zunächst der historische Hintergrund für das zukünftige Grauen gefolgt von der passenden Begründung für Hugos Forscherdrang vorkommt, geht es in die Einsamkeit der französischen Ödnis. Hier wird es für alle Beteiligten dramatisch. Denn Alarics tödlicher Einfluss legt sich über die Menschen, nachdem sie ihn einmal erweckt haben.
Bei der Erzählung zieht sich Naschy jedoch mit völliger Planlosigkeit aus der Affäre. Ähnlich wie Hauptfigur Hugo, der einfach mal nach seinem Vorfahren graben lassen wollte, ohne zu wissen, was man dann weiter machen könnte, führt Naschy die Charaktere in eine Situation okkulter Blutmesse für den Teufel Bedrohung, ohne zu wissen, welche erzählerischen Zusammenhänge er herstellen könnte. Die offensichtliche Verbindung zwischen Hugo und Alaric lassen er und Regisseur Carlos Aured links liegen, weil es einfacher ist motivarme Morde zu präsentieren. Finstere Gestalten aus der örtlichen Bevölkerung geraten neben Leuten aus Hugos direktem Umfeld in den Einfluss Alarics. Daraus resultieren Morde an den Menschen, die sich gerade in Hugos Landhaus befinden. Naschy versäumt es, zu erläutern, welche Ziele genau der sinistre Alaric verfolgt. Seine schändliche Natur gepaart mit Machtwünschen muss ausreichen, um ein paar leicht blutige Tötungen zu rechtfertigen. Wie Alaric dadurch auf seinem Weg vorankommt, bleiben Naschy und Aured schuldig. Der Effekt heiligt die Mittel bei gleichzeitigem Triumph der Sinnlosigkeit. Und weil die Figurenzahl um Hugo und seine Leute nicht ausreicht, um wenigsten immer mal wieder einen Mord unter das Zuschauervolk zu streuen, müssen noch ein paar grimmig-amoralische Dörfler für weiteres Futter herhalten. Sie suchen nach Reichtum, den es angeblich auf Hugos Land geben soll.
Nachdem diese untereinander nur ansatzweise verbundenen Handlungsteile miteinander verquirlt wurden, haben Naschy und Aured die Dichte an Bedrohungsszenen etwas erhöht, auch wenn sie den Namen kaum verdient haben. Denn Spannung bedeutet unter der Regie Aureds, dass bei heller Ausleuchtung eine wankende Gestalt auftaucht, mit einem scharfen Gegenstand tötet und der Schnitt erfolgt. Nach einem langsamen Aufbau der Mordszenen, bei denen zunächst irgendein filmisches Mittel – sei es ein verdächtiges Geräusch, die Musik oder ein beunruhigender Kamerawinkel – für aufsteigende Gefahr sorgt, sucht man vergeblich. Mit der nüchternen Effektivität eines Schlachters hakt Aured jede Drehbuchbegebenheit ab, als müsse er dringend woanders hin und habe deswegen keine Zeit, sich um die Inszenierung zu kümmern.
Dadurch verwandelt er das miserable Drehbuch endgültig in einen miserablen Film. Die einfache Regel, dass sich jeder noch so grobe Unfug durch ein virtuoses Zusammenspiel aus eleganter Kameraarbeit, eine an die Emotionen des Zuschauers appellierende Musik und effektvolle Geräusche kaschieren lässt, wurde nicht beherzigt. Atmosphäre sucht man in diesem letztlich blutleeren Film vergebens. Das einzig erschreckende ist die Langeweile, die er verbreitet.

Bildqualität

Blutmesse für den Teufel

Das Bild der Bluray sieht gut aus. Gegenüber der alten DVD-Veröffentlichung konnte die Schärfe leicht gesteigert werden, was sich vor allem bei der Detaildarstellung auswirkt. Vor allem Nah- und Innenaufnahmen wirken so plastischer. Bei den Außenaufnahmen bleibt es allerdings dabei, dass Halbtotalen und Totalen erwartungsgemäß etwas matschig aussehen. Die Farben sehen kräftig aus. Das analoge Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Die Tonqualität ist völlig in Ordnung. An der leichten Höhendominanz der Dialoge hat sich wenig geändert, aber die Sprache ist verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer gut halbstündigen Super-8-Fassung des Films für Eilige oder Nostalgiker, alternativen Versionen der Nacktszenen, in denen mehr Kleidung getragen wird, der englischen Titelsequenz, einer Bildergalerie und Trailern zum Film.
Im 20-seitigen Booklet geht David Renske engagiert auf den Film ein und versucht mit sachlicher Leidenschaft zu retten, was dann leider doch nicht mehr zu retten ist. Das eröffnet spannende Perspektiven, zumal zur Bewertung anekdotische Informationen hinzukommen und das Werk in Naschys Schaffen eingeordnet wird. Im hinteren Teil des Textes – als es um das spanische Genrekino im Allgemeinen geht – sucht man jedoch vergeblich nach Zusammenhängen zwischen den einzelnen Aspekten. In lockerer Folge werden spanische Regisseure aufgezählt, ihre Bedeutung oder Schwäche abgehakt und dann weiter gehetzt.

Fazit

„Blutmesse für den Teufel“ gehört zu den schwächeren Filmen in Naschys Karriere, weil Carlos Aured keine inszenatorischen Mittel findet, um das magere Drehbuch in den Hintergrund zu drängen. Seine Buchhaltermentalität, mit der er die einzelnen Szenen nüchtern abhakt, legt die erzählerischen Unzulänglichkeiten offen, statt sie zu kaschieren. Technisch ist die Bluray sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

25.04.2015

   
Originaltitel El espanto surge de la tumba (Spanien 1973)
Länge 88 Minuten (24p)
Studio Subkultur Entertainment
Regie Carlos Aured
Darsteller Paul Naschy, Emma Cohen, Víctor Alcázar, Helga Liné, Cristina Suriani, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 1.0 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch
Extras Super-8-Fassung, Bildergalerie, Trailer, 20-seitiges Booklet
Preis ca. 30 EUR
Bewertung schwach, technisch sehr ordentlich