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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Schnörkel unerwünscht

Shootout – Keine Gnade

Shootout – Keine Gnade

Walter Hill und Sylvester Stallone, zwei Ikonen der 1980er Jahre, haben bis zum Jahr 2012 gebraucht, um endlich einmal zusammen zu finden. Ihr gemeinsamer Action-Thriller „Shootout – Keine Gnade“ ist ein Glücksfall für das Genre-Kino geworden, legt er doch das Fundament dessen offen, was den Thrill menschlicher Auseinandersetzungen auszeichnet.
Der Profikiller Jimmy Bobo (Sylvester Stallone) bringt mit seinem Partner Louis Blanchard (Jon Seda) den heruntergekommenen Ex-Polizisten Hank Greely (Holt McCallany) ins Jenseits. Der Auftrag erweist sich jedoch als gefährliches Minenfeld, weil die Hintermänner der gezielten Tötung alle Verbindungen abbrechen wollen. Sie bringen den kampferprobten Keegan (Jason Momoa) ins Spiel, der Louis erfolgreich aus dem Weg räumt, bei Bobo aber auf Granit beißt. Der macht sich schnellstens auf die Suche nach denjenigen, die seinen Partner auf dem Gewissen haben. Dabei trifft er auf den Polizisten Taylor Kwon (Sung Kang), der wissen möchte, was hinter dem Mord an seinem ehemaligen Kollegen Greely steckt. Zusammen ermitteln sie im Großstadtsumpf und kommen schon bald dem schleimigen Anwalt Marcus Baptiste (Christian Slater) auf die Schliche, der sich gerne mit dem Geschäftsmann Robert Nkomo Morel (Adewale Akinnuoye-Agbaje) umgibt.

Drehbuchautor Alessandro Camon vermeidet bei der gradlinigen Erzählung jeden Schnörkel und schickt die beiden Hauptfiguren ohne Umwege von einem Ermittlungsergebnis zum nächsten. Auch die handelnden Personen kommen ohne nennenswerte Zwischentöne aus. Bobo folgt seiner eigenen Moral, die für Recht und Gesetz wenig übrig hat. Legitimiert wird er nur dadurch, dass seine Gegenspieler noch düstere Gesellen sind. Taylor Kwon stört sich zwar immer wieder daran, wenn Bobo Informationen mithilfe körperlicher Gewalt an Land zieht, aber für das Ermittlungsziel ist er in die Untiefen der Halbwelt abgestiegen und akzeptiert deren brutale Regeln letztlich. Baptiste erweist sich eindeutig als schmieriger Widerling, der nicht mal eine eigene Moral besitzt. Einzig Bobos Tochter Lisa (Sarah Shahi) wirkt etwas differenzierter, wenn sie sich um die Verletzungsfolgen kümmert, die Bobos Verhalten nach sich zieht, für das kriminelle Milieu aber eigentlich nicht so viel übrig hat.
Angesichts der knallharten Eindeutigkeit, die „Shootout – Keine Gnade“ durchweht, stellt sich die Frage, ob konsequent düstere Nacht- sowie Tagaufnahmen und ein durchsetzungsstarker Shootout – Keine Gnade Stallone genügen, um dem Film Qualitäten einzuhauchen. Die Antwort darauf ist ja. Die finstere Noir-Welt, in der Moral im besten Fall als konsequente Umsetzung eigener Grundsätze existiert, besitzt keine Löcher, durch die Licht von außen eindringen könnte. Der amerikanische Grundsatz, nach dem eigenen Glück zu streben, hat darin jeden positiven Anstrich verloren. Hier zählt die Besinnung auf die eigene Stärke, denn sonst wird man im Sumpf untergehen. Durch die eindeutig-düstere Bildsprache, mit der Hill ein gefallenes Amerika zeichnet, zentriert er den Blick auf die beiden Hauptfiguren. Nichts lenkt von ihrem Tun ab. Stallones Bobo kann sich bei seinen Handlungen auf seinen Instinkt sowie seinen Körper verlassen. Als physische Gefahr dringt er in die Räume vor, in denen sich schleimige Geschäftemacher wie Baptiste oder auch Nkomo Morel sicher wähnen. Dadurch zerfällt die Abstraktion des Bösen, die im Hintergrund arbeitende Kriminelle ausstrahlen, zu Staub. Hill demonstriert, dass bei allem Ausbau technischer Möglichkeiten, die körperliche Konfrontation immer noch eine Grundform menschlicher Auseinandersetzungen ist. Action und Thrill leben von physischer Wucht, auch wenn technische Neuerungen wichtige Elemente sein können.
Vor diesem Hintergrund wirken die Telefonate Kwons, der per Handy zentrale Informationen für die Ermittlungen an Land zieht, wie spannende Bausteine eines Action-Thrillers, der eine aktualisierte Variante alter Genremuster präsentiert. Physische Präsenz und technische Möglichkeiten gehen eine Liaison ein, die gradlinig nach vorne blickt.

Bildqualität

Shootout – Keine Gnade

Die Bluray verfügt über eine sehr gute Schärfe, die sich weder bei Konturen noch Details eine Blöße gibt. Zusammen mit der oftmals düster-reduzierten Farbpalette, die einwandfrei wiedergegeben wird, und dem sehr ordentlichen Kontrast kann sich das Bild wirklich sehen lassen. Auch in den vielen dunklen Szenen werden keine Details verschluckt.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren geben die Dialoge sauber und verständlich wieder. Für die Raumwirkung sorgen im entscheidenden Moment die Musik oder Schussgeräusche. Insgesamt fallen die Tonspuren gut aus, auch wenn man sich manchmal etwas mehr Druck gewünscht hätte.
Beim deutschen DD 2.0-Ton muss man auf die gezielt eingesetzten räumlichen Effekte natürlich verzichten, sonst macht er aber ebenfalls eine gute Figur.

Extras

Das Bonusmaterial ist weitgehend mäßig. Der knapp 10-minütige Beitrag „Bullet Featurette“ strotzt vor Promotionauskünften ohne Belang, „Blick hinter die Kulissen“ besteht aus gut zwölf Minuten B-Roll-Material.
Aus den Interviews mit diversen Stabmitgliedern, die zumeist zwischen einer und drei Minuten lang sind, stechen die Gespräche mit Darsteller Sylvester Stallone und Regisseur Walter Hill heraus. Stallone plaudert in gut zwölf Minuten über die Arbeit an einigen Actionszenen, persönliche Vorlieben und seine neue Frisur. Dabei wirkt er absolut authentisch, weil er niemandem mehr etwas beweisen muss. Walter Hill schafft es in gut acht Minuten immerhin, ein paar Anmerkungen über die dramaturgische Konstruktion des Films loszuwerden. Die restlichen Interviews sind nicht der Rede wert, es sei denn, man findet es großartig, wenn jeder Zweite zum Besten gibt, dass Stallone eine Ikone ist und dass es unglaublich fantastisch sei, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Trailer zum Film sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Shootout – Keine Gnade“ legt keinen Wert auf Schnörkel. Stattdessen präsentiert Walter Hill gradlinige Action in einem gefallenen Amerika, in dem Stallone als Profikiller Bobo um die eigene Existenz kämpft. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

02.09.2013

   
Originaltitel Bullet to the Head (USA 2011)
Länge 92 Minuten (24p)
Studio Constantin
Regie Walter Hill
Darsteller Sylvester Stallone, Sung Kang, Sarah Shahi, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Jason Momoa, Christian Slater, John Seda, Holt McCallany, Brian Van Holt, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch, DD 2.0 Deutsch
Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte
Extras Interviews, Blick hinter die Kulissen, Bullet Featurette, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut