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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Jäger des verlorenen Charmes

Armour of God – Chinese Zodiac

Armour of God – Chinese Zodiac

Obwohl Splendid Zugriff auf die Originalfassung des Films hatte, bringt das Label nur die um etwa 13 Minuten gekürzte internationale Fassung heraus. Ob das eine kluge Marketingentscheidung war, darf angesichts der mageren Qualität des Streifens bezweifelt werden, hält man so doch auch die Chan-Komplettisten von einem Kauf ab. Denn die dürften nur an der vollständigen Version von „Armour of God – Chinese Zodiac“ interessiert sein.
Jackie (Jackie Chan) reist auch viele Jahre nach dem zweiten Teil der Serie, „Armour of God II – Der starke Arm der Götter“ durch die Welt, um wertvolle, alte Kunstschätze in seinen Besitz zu bringen. Gegenwärtig hat er es im Auftrag des Kunstfans Lawrence Morgan (Oliver Platt) auf Bronzeköpfe der chinesischen Tierkreiszeichen abgesehen, die 1860 während des Zweiten Opiumkriegs durch französische und britische Truppen aus dem Alten Sommerpalast in Peking gestohlen wurden. Unterstützt wird er bei der Suche von seinen erfahrenen Gefolgsleuten Bonnie (Zhang Lanxin), Simon (Sang-woo Kwon) und David (Fan Liao). Mit von der Partie bei den abenteuerlichen Erlebnissen in Paris, in einem tropischen Dschungel und an anderen Orten der Erde sind auch noch die Archäologin Coco (Xington Yao) und die verarmte französische Großerbin Catherine (Laura Weissbecker). Da sich Jackie gegenüber Coco als National Geographic Reporter ausgegeben hat, glaubt sie für eine gute Sache zu arbeiten. Als sie ihren Irrtum erkennt führt das ebenso zu Konflikten wie die Auseinandersetzung mit dem konkurrierenden Schatzjäger Vulture (Alaa Safi).

Jackie Chan wärmt mit „Armour of God – Chinese Zodiac“ ein Erfolgsrezept aus seiner Vergangenheit auf, ohne zu erkennen, dass eine punktgenaue Wiederholung nicht möglich ist. Ergab sich in den 1980er und frühen 1990er Jahren aus dem dynamischen Miteinander brillanter Action, naiv-unschuldiger Humoreinlagen und der charmanten Hibbeligkeit des Hauptdarstellers in Verbindung mit faszinierenden Schauplätzen eine perfekte Mischung aus Überwältigung und Anteilnahme, so wirken die ähnlichen Zutaten im neuen Film nur wie die Fälschung eines schwachen Imitators.
Die Probleme fangen mit der wirren Erzählung an, die das logische Konstrukt der Vorgängerteile noch unterschreitet. Als Dieb will sich Jackie die Bronzeköpfe aneignen, kommt durch eine abenteuerliche Schlussfolgerung auf einen in tropischen Gefilden liegenden Ort, an dem sich zumindest einer der fehlenden Köpfe in einem Schiffswrack befinden soll, sieht sich einer aus dem Nichts auftauchendem Bande seltsamer Piraten gegenüber, entkommt nach unübersichtlichem Hickhack und ändert im Verlauf der Handlung plötzlich seine Meinung, was die Verwendung der Köpfe angeht. Die sollen China nun doch wieder zurückgegeben werden, der persönliche Profit hinten anstehen. Während die Bronzeköpfe als Objekt der Begierde eine Armour of God – Chinese Zodiac Konstante darstellen, ist alles andere wenig nachvollziehbar. Das gilt sowohl für Jackies Sinneswandel als auch für die Motivation der Nebenfiguren Coco und Catherine, die nach einer minimalen Charakterisierung am Rande der Wahrnehmungsgrenze nur noch sinnfrei anwesend sind. Die Piraten werden plötzlich aus dem Hut gezaubert und dramaturgisch ebenso plötzlich wieder entsorgt. Oft vermittelt der Film nicht, was das nächste Ziel der Figuren sein soll und warum bestimmte Dinge stattfinden. So stellt sich das merkwürdige Gefühl ein, dass hier jemand die lose Erzählstruktur der Vorgängerteile kopieren wollte, dabei aber über das Ziel hinausgeschossen und gescheitert ist.
Die Probleme setzen sich mit der Figur Jackies fort, der vor seiner Wandlung letztlich wie ein profaner, unsympathischer und profitgeiler Dieb agiert, ohne die Jagd nach dem eigenen Nutzen in einen spitzbübisch-naiven Charme einzuwickeln. Er wirkt wie ein Schatten der Originalfigur und damit wie ein plumpes Replikat. Der Wandel ist ohnehin eine aufgesetzte Farce.

Die Probleme setzen sich bei den Schauplätzen fort, denn während die Parisszenen noch von der Metropole an der Seine profitieren können, ist das im zerdehnten Mittelteil in tropischen Regionen vorbei. Gedreht wurde in einem schlechten Studioset, mit schlecht gebastelten Dschungelpflanzen und schlecht gestalteten Felsen. Da macht sich der Eindruck breit, einer Bande unkontrolliert agierender Kinder beim Herumtollen im Abenteuerland eines Vergnügungsparks zugucken zu müssen. Genauso unkoordiniert sind auch die hektischen Actionsequenzen, die Chan hier auftischt. Die beteiligten Figuren bewegen sich ohne Sinn und Verstand durch den Raum, bis die Helden ganz plötzlich eine Idee haben, wie sie entkommen können. Chan dehnt die Szene im Studioset bis zur Unerträglichkeit aus, obwohl hier nichts Interessantes an Rasanz oder Erzählung geboten wird. Sie wirkt wie ein schales Imitat von Chans Einfallsreichtum aus vergangenen Tagen.

Es gibt nur zwei Lichtblicke, die sich geradezu majestätisch über die „Fälschung“ eines Jackie-Chan-Films erheben. Der eine ist die Eingangssequenz, in der Jackie mit einem absurden Rollerbladeanzug auf der Flucht vor grimmigen Verfolgern waagerecht auf der Straße, unter Militärfahrzeugen hindurch oder aufrecht an Wänden entlang gleitet, um die bewaffneten Soldaten zu narren. Das ist originell, rasant und amüsant. Der zweite Lichtblick ist Jackies Kampf gegen ein paar Bösewichte in einem unterirdischen Komplex. Hier versteht er es wieder, den Raum mit seinen unterschiedlichen Ebenen aus diversen Plattformen, Geländern, Tischen und anderen Gegenständen perfekt für eine überraschende, temporeiche und clevere Choreografie zu nutzen. Hier ist Jackie Chan in Bestform, der einen besseren Film verdient hätte. Bitter nur, dass Chan für „Armour of God – Chinese Zodiac“ einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde für die meisten Credits in einem Film erhalten hat. Das Werk ist also komplett das Baby des Ausnahmekönners, der sich mit zu vielen Funktionen überfordert und seine Kreativität ausgebremst hat.

Bildqualität

Armour of God – Chinese Zodiac

Das Bild der Bluray ist ohne Zweifel top. Schärfe, Detailfreude und die bunten Farben bewegen sich auf hohem Niveau. Hier wird das geboten, was man sich von einer aktuellen Bluray erwarten kann und so kommen die Schauplätze und Szenen mit ihren optischen Eigenschaften sehr gut zur Geltung. Auch der Kontrast leistet sich keine Schwäche, sodass sich selbst im künstlichen Dschungel die einzelnen Pflanzen sehr gut voneinander abheben.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren basieren auf einer souveränen Surroundabmischung, ohne dass die räumlichen Effekte vollkommen überwältigend wären. Aber insgesamt erfüllen sie ihren Zweck gut, den Film mit Energie und Emotionen anzureichern. Auch die Dialoge lassen sich sehr gut verstehen. Störende Überlagerungen gibt es nicht.

Extras

Das knapp einstündige, deutsch untertitelte Making Of ist sehr sehenswert, weil Jackie Chan zeigt, wie die aufwendigen Szenen entstanden sind. Denn nur weil jenseits der Highlights einige Handlungsteile filmisch enttäuschend geworden sind, bedeutet das nicht, dass sie lieblos heruntergekurbelt wurden. Gerade das gigantische Studioset mit Dschungelpflanzen und historischem Schiffswrack hat ohne Zweifel etliche Mittel verschlungen. Der Dreh hat Zeit und genaue Vorbereitung gekostet. Wäre der Erzählfluss der Szene nicht so holprig und der Humor so uncharmant, man würde sich an der Künstlichkeit der Umgebung möglicherweise gar nicht stören. Das Making of dokumentiert die eindrucksvolle technische Umsetzung des Films anschaulich.
Der knapp vierminütige Beitrag „Storyboard Animation“ zeigt den Verlauf der finalen Fallschirmspringerszene in einer Computeranimation, die zur Vorbereitung des Drehs erstellt wurde, um die Abläufe planen zu können.

Fazit

„Armour of God – Chinese Zodiac“ ist ein filmischer Offenbarungseid Jackie Chans, der hier leider nicht ansatzweise an die Klasse herankommt, die er sowohl in der Vergangenheit („Armour of God II – Der starke Arm der Götter“) als auch der Gegenwart („Little Big Soldier“, „Stadt der Gewalt“) gezeigt hat. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

15.03.2014

   
Originaltitel Sap ji sang ciu aka. Shi er sheng xiao (Hongkong/China 2012)
Länge 109 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Jackie Chan
Darsteller Jackie Chan, Oliver Platt, Zhang Lanxin, Sang-woo Kwon, Fan Liao, Xington Yao, Laura Weissbecker, Vincent Sze, Alaa Safi, Shu Qi, Daniel Wu, Ken Lo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Storyboard Animation
Preis ca. 15 EUR
Bewertung schwach, technisch sehr gut