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rezensionen

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kurzrezension

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Lehrer in Strumpfhosen

Meister aller Klassen II

Meister aller Klassen II

Der Filmtitel „Meister aller Klassen II“ ist eine Marketingerfindung aus vergangenen Zeiten, um sich an den Erfolg von „Meister aller Klassen“ zu hängen. In der scheinbaren Fortsetzung spielt zwar auch Jackie Chan mit, sonst hat das zwei Jahre früher entstandene Werk aber nichts mit seinem Namenspatron zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine der zahlreichen, günstig realisierten Produktionen aus der Schmiede Wei Los, die auch unter dem international sehr gebräuchlichen Titel „Spiritual Kung Fu“ bekannt ist.
Im Shaolinkloster herrscht helle Aufregung, als eine wertvolle Schrift gestohlen wird. Die Aufzeichnung enthält die geheime Kampftechnik der Sieben Fäuste. Sie ist allen anderen Martial Arts-Varianten überlegen und in den falschen Händen eine große Gefahr. Lediglich mit der verschollenen Kampftechnik der Fünf Fäuste kann man sie in die Schranken weisen. Der angehende Mönch Yi-Lang (Jackie Chan) will sich nicht mit der Ratlosigkeit der Kloster-Leitung abfinden, hat aber kein Mittel zur Problemlösung in der Hand. Doch nachdem ganz in der Nähe ein Meteorit niedergegangen ist, tauchen im Kloster plötzlich fünf bizarr gekleidete Geister auf, die Yi-Lang den Stil der Fünf Fäuste beibringen. Während er immer besser wird, spitzt sich die Situation weiter zu. Der neue Besitzer (James Tien) der gestohlenen Schrift, besiegt einen örtlichen Clanführer nach dem anderen und will die Macht über die ganze Region an sich reißen. Zusätzlich verübt ein Unbekannter innerhalb der Klostermauern einen Mord.

Der passende Ausdruck für „Meister aller Klassen II“ ist „Jenseits von Gut und Böse“. Hier stimmt fast nichts. Die Idee, einen Meteoriteneinschlag als Auslöser für das Auftauchen merkwürdiger Geister zu machen, mit deren Hilfe die Hauptfigur eine verschollene Kampftechnik lernt, ist höchst seltsam. Doch kaum eine Handlung ist blöd genug, als dass sie sich nicht durch eine fähige Inszenierung in etwas unerwartet Faszinierendes verwandeln ließe. Das Hongkongkino der 1980er und 1990er Jahre ist voll von absurden, völlig ins Kraut schießenden Geschichten, die mit Tempo, Irrwitz und zirkusreifer Artistik zu sehenswerten Filmen aufgewertet wurden.
Wei Lo beherrscht diese Kunst jedoch nicht. Er müht sich mit dem lächerlichen Szenario ab, als habe er eine ernsthafte Kung Fu-Komödie abzuliefern. Über viele Minuten quält er sein Publikum mit den Geistern, die in helle Ganzkörperstrumpfhosen gekleidet zusätzlich ebenso helle Baströckchenimitate und langhaarige, rote Perücken tragen. Dunkel geschminkte Augen, geweißte Gesichtspartien und Tierfiguren auf den Köpfen komplettieren ihr Aussehen. Es ist durchaus möglich, dass ihr Erscheinungsbild an chinesische Theatertraditionen anknüpft, bei Wei Lo fehlt jedoch jegliche Würde. Statt die groteske Wirkung der fünf Geister in einem Bildersturm zusätzlich zu überhöhen und den Film in eine wahnwitzige Erfahrung Meister aller Klassen II unterhaltsamen Irrsinns zu verwandeln, bleibt die Inszenierung in biederem Schabernack stecken. Da die Geister für die meisten Menschen unsichtbar sind, nutzen sie das aus, indem sie harmlosen Mönchen die Füße festhalten oder anderen Unfug treiben. Die betroffenen Menschen können dann nicht weitergehen, ohne dass sie verstehen, warum. Fertig ist der heitere Spaß aus der Gedankenwelt unkreativer Filmemacher.
Die erzählerische Inkompetenz setzt sich im gesamten Film weiter fort. Das wird besonders an zwei Kämpfen deutlich, die Jackie Chan als Yi-Lang gegen den gleichen Gegner zu führen hat. Beim ersten Mal unterliegt er, beim zweiten Mal geht er als Sieger vom Platz. In einem guten Film würde eine Erklärung geliefert werden, was sich zwischen den beiden Auseinandersetzungen verändert hat, dass Chan beim erneuten Aufeinandertreffen siegen kann. In „Meister aller Klassen II“ gibt es keine Entwicklungslinie zwischen den Kämpfen. Es ist einfach so, dass sie unterschiedlich enden, weil das für die Geschichte so sein muss. So kann man das Verständnis für die Ereignisse mit Füßen treten und die Langeweile angesichts der demonstrierten Willkür in die Höhe schrauben.
Das Einzige, was den Film ein bisschen rettet, sind die ordentlich bis gut choreografierten Kämpfe in der zweiten Hälfte. Wer sich bis dahin noch nicht verabschiedet hat, kann die körperlichen Fähigkeiten der Darsteller bewundern, die mit Schnelligkeit, Eleganz und Wucht hübsche Demonstrationen der Kampfkunst abliefern.

Bildqualität

Meister aller Klassen II

Das Bild der Bluray ist sehr ordentlich geworden. Kung Fu-Filme aus den 1970er Jahren sehen oft sehr schwach aus. Bei „Meister aller Klassen II“ wird man aber mit einem recht scharfen Bild beglückt, das nur in einigen wenigen Sequenzen sichtlich weich ist. HD-Niveau heutiger Filme darf man nicht erwarten, aber die Qualität liegt über dem Durchschnitt anderer Hongkong-Veröffentlichungen aus der Zeit. Die Farben sind erwartungsgemäß etwas ausgebleicht, sodass vor allem Landschaftsaufnahmen nicht so prägnant wirken. In Innenräumen fällt das weniger ins Gewicht. Auch der Kontrast ist etwas flau. Insgesamt aber kann man mit der Qualität der Bluray zufrieden sein.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren klingen ebenfalls recht ordentlich. Das Hintergrundrauschen hält sich in Grenzen und die Dialoge machen einen brauchbaren Eindruck. Räumliche Effekte gibt es aber so gut wie nicht, bei einigen Kampfszenen hört man das eine oder andere Geräusch aus den hinteren Lautsprechern. Insgesamt also ein behutsamer Upmix, der die Integrität des Originaltons nicht mutwillig verletzt. Der deutsche Ton kling heller als die dumpfere kantonesische Fassung.
Die beiden Monotonspuren erfüllen ihre Aufgabe ebenfalls ohne besonders schwerwiegende Schwächen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Meister aller Klassen II“ ist grober Unfug, der bedauerlicherweise höchst langweilig in Szene gesetzt wurde. Dieser ausschlaggebende Makel unterscheidet den Film von anderen, gelungenen Hongkong-Werken mit absurden Handlungselementen. Technisch ist die Bluray vollkommen in Ordnung.

Stefan Dabrock

09.06.2014

   
Originaltitel Kuen cheng aka. Spiritual Kung Fu (Hongkong/Taiwan 1978)
Länge 99 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Wei Lo
Darsteller Jackie Chan, James Tien, Man-Sau Mo, Tung-Chuen Li, Biao Yuen, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch, DTS-HD-Master 2.0 Mono Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung schwach, technisch in Ordnung