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Schönheitssalon ohne Tabus

Champagner für Zimmer 17 – Ich bin ein Call-Girl

Champagner für Zimmer 17 – Ich bin ein Call-Girl

In zeitlicher Nähe zu seinem Pseudoagententhriller „Schwarzer Nerz auf zarter Haut“ drehte der Schweizer Erwin C. Dietrich den Sittenreißer „Champagner für Zimmer 17“. Auch dieses Werk basiert auf einem Roman des bekannten Trivialschriftstellers Heinz G. Konsalik. Der große Unterschied zu „Schwarzer Nerz auf zarter Haut“ ist, dass sich Dietrich nicht weigert die Geschichte zu erzählen.
In München hat die Polizei ein Auge auf den Schönheitssalon Elisabeth geworfen, weil die Chefin des Unternehmens verdächtigt wird, unter dem Deckmantel harmloser Dienstleistungen in Wirklichkeit einen lukrativen Call-Girl-Ring zu betreiben. Inspektor Eckstein (Alexander Allerson) observiert deswegen ein Hotel, in dem regelmäßig Treffen stattfinden sollen. Dabei stellt er fest, dass Ursula (Tamara Baroni), die Frau seines Kollegen Kossek (Thomas Reiner), als Prostituierte arbeitet. Gemeinsam mit seinem Chef beschließt Eckstein, die Angelegenheit diskret zu behandeln, Kossek aber über die Nebentätigkeit Ursulas zu informieren. Während der gehörnte Ehemann vor den Scherben seiner Beziehung steht und von Ursula Antworten erwartet, ermittelt Eckstein weiter, um den Call-Girl-Ring samt des zwielichtigen Hintermannes Dr. Caspari (Herbert Fux) hochnehmen zu können. Aber sobald eine aussagewillige Zeugin auftaucht, beißt sie auch schon wieder ins Gras.

Erwin C. Dietrich bewies bei „Champagner für Zimmer 17“ sein Gespür für den Puls der Zeit. Er nahm die Sehnsucht eines breiten Publikums nach Sensation und nackter Haut auf, um eine simple Kolportagegeschichte mit betrogenen Ehemännern, sexuellen Dienstleistungen, schmierigen Drahtziehern und aufrechten Polizisten zu erzählen. Geschickt instrumentalisiert er die Männerphantasie, an eigentlich gewöhnlichen Orten des Alltags auf willige Frauen zu treffen, um sein Publikum anzulocken. Der „Makel“, dass für die sexuellen Freuden bezahlt werden muss, tritt angesichts der völlig diskreten Abwicklung des Bezahlvorgangs komplett in den Hintergrund. Übrig bleibt das Gefühl der Männer, überall die Möglichkeit zur Befriedigung ihrer Lust finden zu können. Aus dem muffigen, durch Brauntöne geprägten Spießeralltag hält Dietrich einen zwar ebenso spießigen, aber letztlich mit einem Versprechen auf Spannung versehenen Ausweg bereit. Hinter dem Gewöhnlichen lauert das Aufregende.
Allein das sicherte dem Film sein Publikum, obwohl Dietrich der falsche Mann gewesen ist, um eine Kolportagegeschichte interessant zu halten. Dem Schweizer fehlten die Mittel, um die dramatisch aufgeladene Erzählung filmisch zuzuspitzen. Nur so ist es aber möglich, dass durch Champagner für Zimmer 17 – Ich bin ein Call-Girl markige Bilder und pointiert geschnittene Szenen etwas entsteht, das den Kern der Kolportage über seinen eigentlich Sinn hinaus auflädt, dass beispielsweise so etwas wie ein irrsinniges Konglomerat aus menschlichen Befindlichkeiten, Emotionen und Untiefen sichtbar wird. Ohne inszenatorisches Können bleibt hingegen das Gerippe einer schlichten Handlung übrig, deren Eckpunkte über die oben genannten Sätze hinaus nicht nennenswert ausformuliert worden sind.

In die Bresche springen nur die Darsteller, die ein bisschen mehr in den Film einbringen, als oberflächlich gezeigt wird. Herbert Fux als Dr. Caspari hat zwar nur wenig Auftritte, aber diese gestaltet er mit einer dämonisch-schmierigen Intensität, die ein Gefühl von der Wucht menschlicher Widerwärtigkeit vermittelt. Er reißt die Fassade der klinisch reinen Sauberkeit ein, mit der nicht nur die Chefin des Schönheitssalon Elisabeth ihr Treiben tarnt, sondern mit der auch der Film selbst maskiert wurde.

Bildqualität

Champagner für Zimmer 17 – Ich bin ein Call-Girl

Das Bild der DVD ist besser als bei „Schwarzer Nerz auf zarter Haut“ ausgefallen. Die Schärfe überzeugt mit weitgehend klaren Konturen und einem Detailreichtum, der angesichts des Filmalters nicht zu erwarten war. Bei manchen Totalen wird das Bild allerdings weich, doch damit kann man gut leben. Die Farben machen einen relativ kräftigen Eindruck, auch der Kontrast ist sehr ordentlich ausgefallen.

Tonqualität

Beim 2.0-Monoton ist ein Hintergrundrauschen zu hören, das vor allem in einigen ruhigen Szenen auffällt. Die Verständlichkeit der Dialoge wird dadurch aber nie gefährdet. Verzerrungen gibt es nicht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und einer PDF-Version des italienischen Cinesex-Romans „Gatta Pericolosa“, in dem die Handlung des Films mit Standbildern und Sprechblasen nacherzählt wird.

Fazit

Bei „Champagner für Zimmer 17“ versteigt sich Erwin C. Dietrich nicht wie bei „Schwarzer Nerz auf zarter Haut“ vollständig auf belanglose Dialoge und nackte Haut, er erzählt die Handlung des Sittenreißers auch. Dabei gelingt ihm aber nur ein harmloser Film, der erst bei den kurzen Auftritten eines dämonisch aufspielenden Herbert Fux beunruhigende Züge bekommt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

01.09.2014

   
Originaltitel Champagner für Zimmer 17 (Schweiz/BRD/Italien 1969)
Länge 82 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Erwin C. Dietrich
Darsteller Tamara Baroni, Herbert Fux, Alexander Allerson, Elio Crovetto, Thomas Reiner, Martina Domingo, Esther Studer, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, PDF-Version des italienischen Cinesex-Romans „Gatta Pericolosa“
Preis ca. 11 EUR
Bewertung harmlos, technisch gut