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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Prügelstrafe ist zurück!

Die gelbe Hölle des Shaolin

Die gelbe Hölle des Shaolin

Die 1970er Jahre sind ein schier unversiegender Quell an Kung-Fu-Streifen ganz unterschiedlicher Qualität. Neben Shaw-Brothers- und Golden Harvest-Filmen, die selbst bereits eine erstaunliche Niveaubandbreite abbilden, gibt es auch viele günstig produzierte Werke kleinerer Firmen. Dazu zählt auch „Die gelbe Hölle des Shaolin“, der durchaus seine Anhänger hat.
Im Zentrum des Geschehens steht der wenig gesprächige Schwertkämpfer Nan Kung (Hua Yueh), der einen Mörder an die Justiz übergibt, dessen Familie deswegen ausgelöscht wird, und der daraufhin Rache schwört. Seine Schwester hat das Massaker jedoch überlebt, sie wurde entführt. Auf der Suche nach dem Schuldigen trifft Nan Kung im Laufe seiner Wanderschaft durch die chinesische Landschaft unter anderem auf einen schwarz gekleideten Kopfgeldjäger (Phillip Ko) sowie einen mittellosen Burschen (Chiang-Lung Wen), die ihm ans Leder wollen. Denn auf Nan Kungs Kopf wurde eine stattliche Belohnung ausgesetzt. Und so muss der schweigsame Schwertkämpfer nicht nur seinen Neffen in einem Wagen hinter sich herziehen, weil der kleine Junge aus der Obhut eines Freundes immer wieder ausgebüchst ist, er muss auch gegen diverse Gegner antreten.
Im gnadenlosen Stakkatorhythmus reihen sich die Ereignisse zunächst aneinander, bevor Nan Kung schließlich Rache schwört. Die vollgestopfte Einleitung lässt sich ohne begleitenden Text kaum verstehen, hinzu kommen technisch Unzulänglichkeiten. So fehlte entweder das Geld, um nächtliche Kampfszenen auszuleuchten oder der Wille oder man wollte fehlende Kampffähigkeiten kaschieren. Der Effekt ist jedoch, dass sich kaum etwas erkennen lässt. Sollte die Dunkelheit nur auf Geldmangel zurückzuführen sein, hätte es ein einfaches Mittel gegeben, um das Problem zu beseitigen, man hätte die Kämpfe bei Tag stattfinden lassen können. Die schicke und bedrohliche Atmosphäre nächtlicher Auseinandersetzungen muss man sich eben leisten können, sonst sollte man sich nicht daran wagen.
Nach wenigen Minuten ist der Spuk des elliptischen Erzählens mit gehetztem Schnitt aber auch schon vorbei und das Tempo wird zunächst gemächlicher. Da auf Seiten des Drehbuchschreibers aber kein Interesse bestand, die Figuren sowie ihre Beziehungen zueinander besonders auszuarbeiten, ist man sich aber nicht ganz sicher, ob der Film nun durch die plötzlich entdeckte Langsamkeit besser geworden ist. Doch nach einigen Minuten naht bereits Abhilfe, wenn es im Wesentlichen darum geht, Nan Kung in immer neue, teilweise Die gelbe Hölle des Shaolin absurde Duelle zu schicken, ohne den roten Faden besonders weiter zu verfolgen. Jetzt kommt der schwarze Geselle ins Spiel, der als symbolische Nemesis mit abgrundtiefer Bösartigkeit gegen den ebenso symbolisch weiß gewandeten Helden antritt. Immer wieder treffen die beiden aufeinander, wobei die Kunst des schnellen Schnitts wiedergefunden wird und sich Detailaufnahmen mit Halbtotalen rasant abwechseln.
Wie man es dreht und wendet, „Die gelbe Hölle des Shaolin“ ist eine Nummernrevue ohne Sinn und Verstand, dafür aber mit reichlich exzentrischen Einfällen. So wehrt sich Nan Kung mit seinem Schwert gegen einen zunächst sichtbaren, dann außerhalb des Bildes fliegenden Greifvogel. Wenig später purzelt ein Gummihühnchen auf den Boden, begleitet von einer Federdusche. Das ist nur ein Beispiel für die Machart des Films, bei dem vor allem darauf geachtet wurde, etwas Besonderes zu präsentieren, ohne besondere technische Mittel zu haben. Entstanden ist dabei ein Werk, das durchaus seine Anhänger hat.

Bildqualität

Die gelbe Hölle des Shaolin

Noch bizarrer als der Film ist allerdings die Bildqualität der Bluray, denn die ist so gut, wie man es bei diesem abseitigen Film unter keinen Umständen erwartet hätte. Zur Verfügung stand offensichtlich eine sehr gut erhaltene Filmkopie, die sich entsprechend gut abtasten ließ. Im Ergebnis kann die Schärfe bei den meisten Szenen absolut überzeugen. Der Detailreichtum ist hier sehr gut, die Konturen sehen knackig aus. Nur gelegentlich geht die Schärfe komplett in die Knie, das Bild sieht sehr matschig aus. Das könnte aber an der billigen Produktion des Films in den 1970ern liegen, bei der man es sich nicht leisten konnte misslungene Aufnahmen nochmal zu drehen. Die Farben machen einen frischen Eindruck, der Kontrast überzeugt. Dass in dunklen Szenen fast alle Details verschluckt werden, liegt definitiv an der billigen Produktion des Films und nicht an der Bluray. Analoges Rauschen und Defekte halten sich in engen Grenzen. Nur selten bekommt man einen günstig produzierten Kung-Fu-Film aus den 1970ern in einer so guten Bildqualität präsentiert.

Tonqualität

Der deutsche Monoton hat auch in der gefilterten Variante mit leichten Verzerrungen bei den Höhen zu kämpfen. Dem Film fehlt es bei Dialogen und Musik etwas an Volumen. Das wird jedoch durch die offensive Abmischung der Kampfgeräusche wettgemacht. Der ungefilterte deutsche Monoton weist ein dezentes Hintergrundrauschen auf. Der englische Monoton klingt künstlich-steril, dumpfer als die deutschen Varianten und das Hintergrundrauschen ist intensiver.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der unrestaurierten Version des Films mit mehr analogen Defekten und einem 8-seitigen Booklet, in dem nicht nur Teile des Werberatschlags für die Kinoauswertung abgedruckt sind, sondern auch ein Text mit einordnenden Informationen über die Darsteller und den Film enthalten ist.

Fazit

„Die gelbe Hölle des Shaolin“ ist ein Produkt für Liebhaber des etwas anderen Films, die mit einem geschärften Blick für Details und Absurdes Werke jenseits erzählerischer Kategorien genießen können. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

05.09.2014

   
Originaltitel Xia gu rou qing chi xi zin (Hongkong/Taiwan 1978)
Länge 92 Minuten (24p)
Studio filmArt
Regie Fu Di Lin
Darsteller Hua Yueh, Phillip Ko, Chiang-Lung Wen, Sing Chen, Ka-Yan Leung, Ping Lu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Unrestaurierte Filmfassung, 8-seitiges Booklet
Preis ca. 25 EUR
Bewertung bemerkenswert, technisch gut