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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
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12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
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30.10. Die Heuchler
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Der Tod kennt keine Freunde

Rocco – Ich leg dich um

Rocco – Ich leg dich um

Giuseppe Varis „Rocco – Ich leg dich um“ ist eine echte Entdeckung im vielfältigen Kanon des Italowestern, weil der typische Konflikt um Landbesitz durch Betrachtungen über das Geschäft des Tötens und die eigene Identität sowie den zwangsläufigen Verlust essentieller Werte innerhalb einer dynamischen Dramasituation angereichert wird.
Der einfache mexikanische Bauernsohn Ramon kommt zusammen mit seinem Vater kaum über die Runden. Dem Großgrundbesitzer Barrett ist es gelungen, zahlreiche Rancher und Bauern in der Gegend von sich abhängig zu machen. So mussten sich auch Ramon und sein Vater Geld von Barrett leihen, als die Lage schwierig war. Ramon, der sich auf dem Weg zu Barrett befindet, um eine fällige Hypothekenrate zu zahlen, wird durch maskierte Männer Barretts überfallen. Als er beim Großgrundbesitzer einen Zahlungsaufschub erreichen will, erkennt er einen der Räuber wieder. Da Ramon seine Anschuldigung nicht beweisen kann, erteilen ihm die Handlanger Barretts eine Abreibung. Nachdem er wieder zu sich gekommen ist, fährt Ramon nach Hause zurück, um festzustellen dass das Haus niedergebrannt wurde. Er schwört Rache, muss aber aufgrund fehlender Schießkünste Lehrgeld zahlen und wird verwundet. Bei seinem Einsatz konnte Ramon aber einem Auftragskiller, der für Barrett schmutzige Jobs erledigt, das Leben retten. Aus Dankbarkeit nimmt der Killer Ramon unter seine Fittiche. Der Bauernsohn lernt das Handwerk des Tötens, um seine Rache vollziehen zu können.

Das Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen dem Auftragskiller und Ramon bildet das Herzstücks des Italowestern. Während Ramon seine Schießkünste verbessert, füttert ihn sein Lehrmeister auch mit allerlei Weisheiten über die Einsamkeit des Killers sowie das Verhältnis des Mörders zur Gesellschaft, die einem solchen Menschen zwar mit respektvoller Angst begegne, ihn aber niemals wieder als ihren Teil akzeptieren würde. Vor dem Hintergrund des Landbesitzthemas entfalten solche Aussagen eine ungeahnte Kraft, die man ihnen in isolierter Zusammenstellung fast gar nicht zutrauen würde. Denn was in einem anderen Kontext wie eine halbgare Philosophie im luftleeren Raum wirken könnte, wird mit einer ganz realen Verlusterfahrung verknüpft. Der Verlust, den der Killer mit seinem ersten Mord erleidet, weil er sich außerhalb Rocco – Ich leg dich um der Gesellschaft begibt, und der Verlust, den Ramon erleiden wird, wenn er sich nicht wehrt, weil er dann sein Land und damit seine Heimat verliert, sind aufgrund der Machtverhältnisse eng miteinander verbunden. Die schmierigen Methoden des Großgrundbesitzers stellen den fatalen Zusammenhang her, der in einem unlösbaren Dilemma enden wird, weil sich Ramon in der gewalttätigen Realität nur als Killer wehren kann. So gibt Ramon seinem Lehrmeister auch trotzig zur Antwort, dass er vielleicht zum Killer werden müsse, weil er seine frühere Identität töten wolle. Doch der scheinbare Ausweg aus dem Dilemma, den die vorsetzliche Aufgabe der eigenen Identität zu versprechen vorgibt, erweist sich als Trugschluss, denn Ramon will seine Heimat, sein Land nicht aufgeben, als er vor die Wahl gestellt wird. Die Tragödie findet im Trotz keine Zuflucht, sie lässt sich nicht abwenden. Der Verlust essentieller Werte wird auf die eine oder andere Weise zur Realität.

Dank Varis sorgfältiger Inszenierung, die sich die notwendige Zeit für die Entwicklung der Lehrer-Schüler-Verhältnisses nimmt wird der Identitätskonflikt sowie die Reise zur dunklen Seite der Existenz mit kongenialer Wucht aufgeladen. George Eastman verleiht Ramon eine bockige Teilnahmslosigkeit, die nicht über den zielstrebigen Lauf in die Tragödie hinwegtäuschen kann, sondern diese noch verstärkt, weil sie von außen betrachtet ganz offensichtlich folgen wird. Die scheinbare Ruhe des Trainings sowie der Weisheiten des Mentors entfaltet eine umso größere Anspannung als der Konflikt jederzeit spürbar ist. Das macht die emotionale Stärke dieses Italowestern aus, der keine romantische Auflösung seines Dilemmas kennt.

Bildqualität

Rocco – Ich leg dich um

Angesichts des Filmalters sind kleinere Defekte und Verschmutzungen sichtbar, sie treten aber nicht besonders auffällig in Erscheinung. Die Schärfe der Nahaufnahmen sowie der Elemente im Bildvordergrund ist stets gut bis sehr gut, Hintergründe sowie Totalen wirken aber etwas matschig. Die Farbwiedergabe ist sehr gelungen, der Kontrast macht eine gute Figur, so dass sich die einzelnen Bildelemente gut voneinander abheben. Das Hintergrundrauschen, das mal schwächer und mal etwas stärker ist, stört nicht. Gelegentlich ist das Bild allerdings in sich in Bewegung, was dann ein bisschen auffällig werden kann. Angesichts des Filmalters aber insgesamt ein guter Transfer.

Tonqualität

Während der italienische Originalton etwas dumpf und leicht verzerrt klingt, dafür aber organischer im Geschehen verankert ist, klingt der deutsche Ton nahezu verzerrungsfrei, dafür aber etwas künstlich. Verständlich sind beide Tonspuren. Die atmosphärische Musik entfaltet ihre Wirkung dank einer ausgewogenen Abmischung. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht.

Extras

Die etwa 13minütige Featurette „Eine Pistole für Rocco“ enthält Ausführungen des italienischen Genre-Kenners Antonio Bruschini, der den Film in den Kontext des Genres einordnet, und Interviewpassagen mit Darsteller George Eastman, der sich an die Dreharbeiten erinnert. Dabei geht Eastman unter anderem auf die Drehorte sowie seinen Kollegen Dragomir 'Gidra' Bojanic aka. Anthony Ghidra ein.
Ein Trailer zum Film und eine Bildergalerie sind ebenfalls enthalten.

Da zur Rezension nur eine DVD ohne Verpackung vorlag, kann ich auf einen möglicherweise darauf abgedruckten Text nicht näher eingehen.

Fazit

„Rocco – Ich leg dich um“ verknüpft seine Weisheiten über die Einsamkeit des Killers mit realen Verlusterfahrungen, in denen es um Heimat und Identität geht. Gleichzeitig erzählt der Film ein Lehrer-Schüler-Drama, das Teil der Tragödie wird. Die emotionale Intensität der Konflikte hebt den Film deutlich über den Durchschnitt des Genres. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

16.01.2010

   
Originaltitel L'Ultimo Killer (Italien 1967)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Giuseppe Vari
Darsteller George Eastman, Dragomir 'Gidra' Bojanic, Dana Ghia, Daniele Vargas, Gianni Medici, Mirko Ellis, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Featurette „Eine Pistole für Rocco“, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gescheitert, technisch angesichts des Filmalters gut