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rezensionen

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Mit Staatsanwälten spielt man nicht!

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Harald Philipp begann seine Regiekarriere in den 1950ern mit Musikkomödien, bevor er zwei Kriegsfilme und schließlich den Krimi „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ drehte. Danach führte sein Weg über Jerry Cotten- und Karl May-Filme zum Fernsehen, für das er in den 1970ern und 1980ern Serien wie „Sergeant Berry“ oder „Kreisbrandmeister Felix Martin“ inszenierte. Philipp setzte zumeist die Stoffe um, die gerade angesagt waren und feierte so einige Erfolge.
In „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ spielen Anleihen an die Edgar Wallace- beziehungsweise Dr. Mabuse-Filme eine Rolle, auch wenn das verzwickte Krimi-Stück als Justizthriller getarnt wurde. Denn alles beginnt ganz klassisch in einem nüchtern anmutenden deutschen Gerichtssaal, in dem Staatsanwalt Robert Kessler (Peter van Eyck) gerade das Schlussplädoyer gehalten hat. Per Indizienbeweis will er den Angeklagten Dr. Werner Ruettgen (Claus Holm) des Mordes überführt haben, als Laura Beaumont (Eva Bartok) plötzlich als unbekannte Entlastungszeugin in Erscheinung tritt. Obwohl der Prozess vorerst gescheitert ist, lässt sich Kessler nicht beirren. Er hält die Aussage Beaumonts für eine Lüge und stellt eigene Ermittlungen an. Die führen ihn nach Frankreich, wo hinter der Fassade eines europaweit agierenden Modehauses üble Machenschaften zum Vorschein kommen. Eine Geheimorganisation scheint ihr kriminelles Netz mit unerbittlicher Entschlossenheit geknüpft zu haben, um unschuldige Menschen aus Profitgier ins Verderben zu locken.

Der vergleichsweise sachliche Ton der Gerichtsverhandlung, der durch die konsequent-energische, aber überlegte Sprechweise Kesslers unterstützt wird, weicht schon bald der phantasievollen Atmosphäre undurchdringlicher Verschwörungsgefahren. Kessler treibt sich in einem einfachen Pariser Hotelzimmer, einem Nachtklub an Frankreichs Côte d'Azur oder in den Fluten des Meeres herum, nimmt Kontakt zu alten Bekannten auf, die irgendwie in den aktuellen Fall verwickelt sind, und kommt zwielichtigen Gestalten in die Quere. Der Bösewicht Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sitzt als Phantom hinter einer undurchdringlichen Scheibe, während er per Lautsprecher den willfährigen Mitgliedern seiner Organisation Anweisungen gibt. Hier lassen Edgar Wallace und Dr. Mabuse gleichermaßen grüßen. Die Ordnung der deutschen Justiz, die anfangs noch alles im Griff zu haben scheint, erweist sich als Schein. Denn gut 15 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Gemeinwesen noch jung, die Sicherheit brüchig und das Böse eine erschreckend präsente, wenngleich hinterhältig versteckt agierende Kraft.

Peter van Eyck spielt den Staatsanwalt, der vom muffigen Gerichtssaal in die Schlangengrube der Niedertracht gerät, als aufrechten Streiter für die Gerechtigkeit. Auf schlagfertige, energisch-sachliche, zeitweise sogar süffisante Art pariert er Versuche, ihn verbal in die Falle zu locken, mit Intelligenz ermittelt er immer neue Hintergründe und wenn es sein muss, bewährt er sich auch in brenzligen körperlichen Situationen, ohne zu sehr wie ein Held zu wirken. Diese bizarre Mischung aus Tatkraft und Nüchternheit macht ihn zu einem Gegner, mit dem selbst die ausgefuchsten Kriminellen kaum zurecht kommen. Staatsanwalt Kessler ist ein Symbol für den gelungenen Teil beim Aufbau der deutschen Nachkriegsgesellschaft, der sich den unterschwellig existierenden Gefahren entgegen stellt.

Bildqualität

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Das Bild der DVD ist absolut in Ordnung. Die Konturen wirken hier und da leicht weich, die Detaildarstellung ist relativ differenziert. So ergibt sich vor dem Hintergrund des Filmalters eine anständige Schärfe. Der Kontrast ist ebenfalls in Ordnung. Analoge Defekte sind kaum zu sehen.

Tonqualität

Der 2.0-Mono-Ton weist keine nennenswerten Verzerrungen auf, die Dialoge sind gut verständlich. Auch hier kann man zufrieden sein.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“.

Fazit

„Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ ist ein interessante Genredokument der deutschen Filmgeschichte, bündelt er doch Motive des phantastischen Kinos – der geheimnisvolle Superbösewicht – mit grundehrlicher Ermittlungsarbeit und Justizdramaelementen. Daraus ergeben sich Zusammenhänge zur noch nicht vollständig gefestigten deutschen Nachkriegsgesellschaft. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

20.01.2015

   
Originaltitel Unter Ausschluss der Öffentlichkeit (BRD 1961)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Harald Philipp
Darsteller Peter van Eyck, Marianne Koch, Eva Bartok, Claus Holm, Wolfgang Reichmann, Werner Peters, Susanne Cramer, Alfred Balthoff, Leon Askin, Ralf Wolter, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut