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rezensionen

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11.02. Im Dutzend zur Hölle
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10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
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kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
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blu-ray

Im Fleischwolf der Mafia

Der Teufel führt Regie

Der Teufel führt Regie

Die Mafia, eine ehrenwerte Gesellschaft? Wenn Galgengesicht Henry Silva als Gangster auf der Bildfläche erscheint, dann weiß man als Zuschauer, dass die Gesellschaft ihre Ehre an den Nagel gehängt hat. In Fernando di Leos „Der Teufel führt Regie“ steht die menschliche Niedertracht im Vordergrund, variantenreich und deftig.
Eine Gruppe schmieriger Mafia-Bonzen sieht sich in einem Kino die neuste Porno-Produktion an, die zur Freude der Kriminellen direkt aus Kopenhagen stammt. Doch Nick Lanzetta (Henry Silva) schüttet Wasser in den Wein der erregten Gangster. Er trägt nicht nur einen Blaumann, sondern auch einen Granatwerfer, mit dem er im Auftrag eines konkurrierenden Bosses die versammelte Schar der Mafia-Größen ins Jenseits befördert. Doch die brutale Tat sorgt für Aufsehen und so lässt ein weiterer Syndikatschef die Tochter des Auftraggebers entführen. Während sich diese auf nymphomanische Weise mit ihren Bewachern beschäftigt, entbrennt ein unsauberer Krieg der Mafiosi.
Auch wenn der reißerische, deutsche Titel nichts mit dem italienischen Originaltitel zu tun hat, ist er gar nicht so schlecht gewählt. Denn Fernando di Leo inszeniert die beteiligten Personen im großen Mafiagemetzel wie Marionetten, die in einer dynamischen Spirale der Gewalt gefangen sind. Aus dem einmal etablierten Teufelskreis können sie nicht entkommen, weil jede Der Teufel führt Regie Aktion sofort eine brutale Gegenreaktion hervorruft. Die Mafiosi wissen nicht, wie sie sonst mit der zunehmend außer Kontrolle geratenen Situation umgehen sollen. Die Herrschaft über das Durcheinander erlangen sie mit ihren Methoden aber auch nicht. Das ist das Drama der Gewaltlogik und ihrer Verlierer.
Aber di Leo beschränkt sich nicht auf die billige Zurschaustellung sich gegenseitig drangsalierender Gangster. In kleinen Nebenszenen führt er subtil die Verstrickung der katholischen Kirche und der Polizei ein, die etwas mit dem Geschehen zu tun haben. Auch wenn er sich dabei vor präzise ausgearbeiteten Anschuldigungen scheut, reichen die Andeutungen bereits, um die gesellschaftliche Bedeutung des Organisierten Verbrechens vor Augen zu führen. Der Kampf der Mafiosi um Einfluss und Macht ist ein Kampf, der das Gemeinwesen beeinflusst. Ihr ebenso niederträchtiges wie verzweifeltes Vorgehen ist eine Gefahr für alle. Geschickt nimmt di Leo die Mechanismen und Gruppendynamiken der Mafia auseinander und stellt deren Mitglieder als das dar, was sie sind, eine Bande von erbärmlichen Verbrechern.

Bildqualität

Der Teufel führt Regie

Das Bild der Bluray macht dank sehr ordentlicher Schärfe einen guten Eindruck. Zu den recht klaren Konturen gesellt sich eine Farbdarstellung, die bisherigen Veröffentlichungen des Films sichtbar überlegen ist. Der Film sieht nun so atmosphärisch aus, wie er damals angelegt worden ist. Als der Film vor elf Jahren erstmals auf DVD erschien, hatte ich das zwar auch schon geglaubt, aber damals musste auch noch ein Röhrengerät zur Sichtung herhalten und die technische Entwicklung hat bewiesen, wie brüchig solche Einschätzungen sind. Das ändert aber nichts daran, dass man sich an den Verbesserungen der vorliegenden Bluray erfreuen kann und selbst die ebenfalls beiliegende DVD ist aller Ehren wert.

Tonqualität

Die um gut 20 Minuten längere Originalfassung des Films liegt nur mit italienischem Ton und deutschen Untertiteln vor, die deutsche Synchronisation lässt sich lediglich bei der gekürzten deutschen Kinofassung anwählen. Das Label filmArt hat sich dafür entschieden, weil die Eingriffe bei der deutschen Synchronisation so gravierend sind, dass der Film kaum noch verständlich wäre, wenn man die italienische Fassung mit deutschem Ton und den eingefügten Szenen aus der Originalfassung anschauen würde, für die keine Synchronisation existiert. Das zusätzliche Material passt inhaltlich kaum bis gar nicht zu dem Handlungsverlauf, der in der deutschen Fassung erzählt wird.
Die italienische DTS-HD-Master-1.0-Tonspur liefert eine sehr anständige Qualität. Hintergrundrauschen ist kaum zu hören, die Dialoge klingen weitgehend natürlich und Verzerrungen spielen keine nennenswerte Rolle. Der deutsche DTS-HD-Master-1.0-Ton klingt demgegenüber wesentlich heller, mit deutlichem Hintergrundrauschen und weniger Fundament. Er kann mit seinem italienischen Pendant nicht mithalten.

Extras

Neben der kürzeren deutschen Kinofassung besteht das Bonusmaterial aus Trailern zum Film und einem 12-seitigen Booklet, in dem sich Pelle Felsch sowohl der Leinwandpersona Henry Silvas im italienischen Genrekino sowie mit dessen Biografie beschäftigt.

Fazit

Fernando di Leo beweist mit „Der Teufel führt Regie“ sein Gespür für den italienischen Mafiathriller. Henry Silva als Profikiller ist einfach ein Genuss. Der Film demontiert effektiv das innere Geflecht der Mafia, deren Mitglieder wie Marionetten erscheinen. Technisch sind Bluray und DVD gut.

Stefan Dabrock

31.01.2015

   
Originaltitel Il Boss (Italien 1972)
Länge 109 Minuten (24p)
Studio filmArt
Regie Fernando di Leo
Darsteller Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Antonia Santilli, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS HD Master 1.0 Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Deutsche Kinofassung, Trailer, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 27 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut