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rezensionen

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kurzrezension

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Alter Adel, rote Säfte

Die Nacht der Vampire

Bluray + DVD

Die Nacht der Vampire

Nur selten werden erzählerische Motive, Landschaften und Handlungsabläufe so radikal zu einem eigenen Universum mit seltsamer Logik zusammengefügt wie in den spanischen Genrefilmen „The Loreley's Graps“ („Las garras de Lorelei, Regie: Amando de Ossorio, Spanien 1974) oder auch „Die Nacht der blutigen Wölfe“ („Doctor Jeckyll y el Hombre Lobo“, Regie: León Klimovsky, Spanien 1971), aber entsprechende Tendenzen lassen sich auch bei „Die Nacht der Vampire“ ausmachen.
Paul Naschy schlüpft hier einmal mehr in die bekannte Rolle des Werwolfs Waldemar Daninsky (Paul Naschy), der zurückgezogen in der Einöde der Bergwelt lebt. Dort tauchen eines Tages die beiden Studentinnen Elvira (Gaby Fuchs) und Genevieve (Barbara Capell) auf, die das Grab der Gräfin Wandesa Dárvula de Nadasdy (Patty Shepard) suchen. Die verstorbene Adelige soll vor langer Zeit einen Bund mit dem Teufel geschlossen, an Hexensabatten teilgenommen und dem Blutdurst gefrönt haben. In ihrem Grab, so die Legende, befindet sich ein ebenso wertvolles wie magischen Silberkreuz. Da den beiden Frauen das Benzin ausgegangen ist und das nächste Dorf einige Kilometer entfernt liegt, nehmen sie Daninskys Angebot an, bei ihm im geräumigen Herrenhaus zu übernachten. Erste seltsame Ereignisse verunsichern zwar Elvira, aber die Neugier auf das Grab ist noch größer. Doch nachdem Genevieve, Elvira und Waldemar Wandesas letzte Ruhestätte in einer alten Abtei geöffnet haben, bedroht die Vampirfrau die Welt mit ihren finsteren Plänen. Ein Kampf bleibt unausweichlich.

„Die Nacht der Vampire“ gehört zu den Gruselfilmen, in denen selbst die innere Logik nicht immer wichtig ist, weil es stärker auf die atmosphärische Erzählung ankommt. Diese wird wiederum mit erstaunlicher Gradlinigkeit präsentiert. Innerhalb der fantastischen Erzählung um Werwölfe, Vampire und brutale Mönchsskelette sorgen dezente Aussetzer der Stringenz für eine ganz eigene Verunsicherung, weil sich die Verhältnisse unerwartet verschieben können. Die Gefahr bleibt trotz genretypischer Muster immer etwas Unkalkulierbares. Die Kunst der Montage liegt nun darin, die Verschiebungen so einzubinden, dass nicht der Eindruck völliger Willkür entsteht.
Das ist den Verantwortlichen hier gelungen. Die beiden Studentinnen sind nach eigener Aussage gerade erst an einer Tankstelle vorbeigekommen, beklagen aber ihren Benzinmangel, der sie in der Einöde festhält. Der technische Vorgang entpuppt sich als vorgeschobener erzählerischer Kniff, hinter dem etwas anderes Bedrohliches zum Vorschein kommt. Denn trotz Die Nacht der Vampire der logischen Schwäche des genannten Grundes, werden die beiden Frauen von dem Ort angezogen, an dem Daninsky lebt. Ihr Verhalten wirkt innerhalb des Films deswegen glaubhaft, weil sie andere Möglichkeiten gar nicht besonders intensiv erörtern. Es liegt also nahe, dass sie keinen richtigen Blick mehr für die Welt außerhalb dieser Einöde haben, an der mächtige, gefährliche Kräfte wirken. Das Fantastische hat die äußere Logik elegant einkassiert. Daraus entwickelt sich eine effektive Gruselatmosphäre, die im weiteren Verlauf konsequent fortgeführt wird.
Denn visuell ziehen Klimovsky und sein Kameramann Leopoldo Villaseñor stimmungsvolle Register gotischer Schaueratmosphäre. Immer wieder wabert Nebel durch die Szenerie, sei es nun draußen oder in Innenräumen, ein Mönch mit vermodertem Knochengesicht taucht auf und Gräfin Wandesa wandelt mit wehendem Gewand auf der Suche nach Blut und Macht umher. Der häufige Einsatz der Zeitlupe verleiht dem Ganzen eine entrückte, irreale Wirkung. Der Raum der Realität scheint zwischen Jenseits und Diesseits zu wechseln. Sicherheit gibt es hier kaum noch, weil sich Tod und Leben auf fragile Weise begegnen. Für die Gräfin bedeutet Blut den Fortbestand ihrer Existenz, also so etwas wie Leben, gleichzeitig aber strebt sie nach Vernichtung und ihr Dasein wirkt angesichts der schwebenden Zeitlupe ausgesprochen brüchig. Aus der schwankenden Natur der Ereignisse entwickelt sich der Gruselreiz, den „Die Nacht der Vampire“ ausstrahlt.

Bildqualität

Die Nacht der Vampire

„Die Nacht der Vampire“ sieht wunderbar frisch aus, da die Schärfe einen guten Eindruck macht und die Farben auf kräftige Weise zur Geltung kommen. Hier wurde gute Arbeit geleistet. Auch der Kontrast kann überzeugen, sodass Aufnahmen mit wallendem Nebel oder ähnlichen Farbtönen immer noch differenziert wiedergegeben werden. Das nuancenreiche Bild wird auch durch das vorhandene Filmkorn nicht beeinträchtigt.

Tonqualität

DTS-HD-Master-1.0-Tonspuren klingen recht sauber, die Dialoge sind gut verständlich. Hintergrundrauschen ist kaum vorhanden. Nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht. Ein bisschen fehlt es dem Ton an Klangvolumen, aber das ist bei einer so alten Monospur nicht überraschend.

Extras

Da der Film aufgrund unterschiedlicher Zensurbestimmungen seinerzeit in zwei Versionen gedreht wurde, kann man auswählen, ob man hübsche Kostüme oder doch eher ein wenig nackte Haut sehen möchte. Die spanische Fassung des Films ist züchtiger, die Exportversion etwas freizügiger. Auf der ebenfalls beiliegenden DVD des Films ist übrigens nur die Exportversion enthalten. Lediglich die für den spanischen Markt alternativ gedrehten Szenen sind als Bonusmaterial enthalten.
In einem knapp 15-minütigen Interview schildert Paul Naschy, wie er zum Film kam und geht auf die besonderen Anforderungen ein, die mit der Rolle des Wolfmannes Waldemar Daninsky verbunden waren. Außerdem liefert er ein paar Hintergründe zur Entstehung der Figur. Ein informatives Interview aus dem Jahr 2002.
Das gut 9-minütige Interview mit Darstellerin Gaby Fuchs wurde aus Gesprächsteilen zusammengeschnitten, die an unterschiedlichen Orten entstanden sind. Leider fehlen hier jegliche Zeitangaben, sodass sich ihre Ausführungen nicht chronologisch einordnen lassen. An dieser Stelle wäre etwas mehr Sorgfalt wäre wünschenswert gewesen. Fuchs erinnert sich recht lose an die damalige Zeit, ein paar Aspekte der Dreharbeiten und reflektiert über ihre Zeit beim Film sowie beim Theater.
Wer nicht soviel Zeit hat, um sich den ganzen Film anzusehen, und ein nostalgisches Vergnügen an der Bildqualität alter Super-8-Filme hat, der hat die Möglichkeit, die gut 32 Minuten lange deutsche Super-8-Version des Films zu sehen.
Internationale Vor- und Abspänne, eine Bildergalerie, Trailer und ein TV-Spot sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Im 12-seitigen Booklet ordnet Ángel Gómez Rivero den Film in den Kontext der Daninsky-Filme Naschys ein, beschäftigt sich näher mit Naschys sowie Regisseur Klimovskys Bedeutung für den Film und schätzt dessen Bedeutung innerhalb des spanischen Genrekinos ein.

Fazit

„Die Nacht der Vampire“ lebt von der luftig-unwirklichen Schaueratmosphäre, die mit hübsch-morbiden Bildern erzeugt wird, und der Präsenz Paul Naschys, der in der Rolle des Waldemar Daninskys aufgeht. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

10.02.2015

   
Originaltitel La noche de Walpurgis (Spanien 1971)
Länge 95 Minuten (24p)
Studio Subkultur Entertainment
Regie León Klimovsky
Darsteller Paul Naschy, Gaby Fuchs, Barbara Capell, Andrés Resino, Yelena Samarina, José Marco, Barta Barri, Patty Shepard, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master-1.0 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Unclothed Fassung (Exportversion), Interview mit Paul Naschy (Darsteller), Interview mit Gaby Fuchs (Darstellerin), Bildergalerie, Trailer, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 31 EUR
Bewertung gut, technisch gut