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rezensionen

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kurzrezension

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Wohin führt der Weg?

Der Erzengel

Der Erzengel

Zu den Triebfedern der menschlichen Existenz gehört oftmals das Streben nach Geld, Liebe sowie Glück und nicht Wenige werden das Zusammenkommen der beiden ersten Aspekte als Garant für die Entstehung des dritten begreifen. Regisseur Giorgio Capitani hat sich unter anderem im Italowestern „Das Gold von Sam Cooper“ (Italien 1968) damit befasst, wie sich möglicher Reichtum auf Menschen auswirken kann. Während er dabei grimmige Töne anschlug, kommt die ein Jahr später entstandene Komödie „Der Erzengel“ wesentlich luftiger daher.
Furio Bertuccia (Vittorio Gassmann) ist ein vollkommen erfolgloser Anwalt, dessen Mailänder Büro in einem heruntergekommenen Haus liegt. Während eines Prozesses erliegt Bertuccia sowohl den finanziellen als auch optischen Reizen der attraktiven Gloria Bianchi (Pamela Tiffin), die er für seinen bei einem Autounfall schwer verletzten Mandanten eigentlich in die Ecke drängen müsste. Er lässt Gloria gewinnen, sodass sie kein Schmerzensgeld zahlen muss. Mitten in der Nacht taucht sie plötzlich beim Anwalt auf, weil sie angeblich jemanden getötet hat. Bertuccia soll ihr nun aus der Patsche helfen, aber Glorias Geschichte erweist sich ohnehin als Märchen. Sie schafft es auf manipulative Weise jedoch, den Anwalt nach Paris zu locken. Dort erzählt sie ihm eine neue Geschichte, die wiederum ausgesprochen seltsam klingt. Der liebestolle Anwalt schöpft jedoch keinen Verdacht, zumal ihm auch noch ein gewisser Wohlstand offeriert wird. Und so lässt er sich in ein bizarres Spiel hineinziehen, bei dem nicht klar ist, wer hier welche Fäden zieht.

Obwohl es letztlich um Mord und hinterhältige Intrige geht, wirkt „Der Erzengel“ an keiner Stelle grimmig. Stattdessen streut Capitani den Zucker oberflächlicher Schönheit aus, dem Bertuccia und der Zuschauer gleichermaßen erliegen. Die aufgedreht auftretende Gloria kann zwar durchaus nervig erscheinen, wenn sie hibbelig von falschen Leichen spricht und fadenscheinige, bei genauer Betrachtung absolut unsinnige Gründe für ihr Verhalten zum besten gibt, aber dadurch erzeugt sie eine naiv-verletzliche Aura. Mit Augenaufschlag und geschickt ausgewählter Kleidung verstärkt sie den Effekt, der bei Bertuccia so etwas wie einen Beschützerinstinkt zum Vorschein ruft.
Während Anwalt und Mandantin auf absurde Weise so lange umeinander herumtanzen, bis nur noch der schöne Schein des Spiels mit seinen Verlockungen präsent ist, steigert sich auch die Optik des Films. Von der schnöden Bruchbude des Anwalts geht die Reise über ein Pariser Luxushotel bis in ein prunkvolles, italienisches Landhaus, wo pseudobarocker Designschick alles dominiert. Hier speist Bertuccia als Teil einer Gesellschaft, die aus Gloria, ihrem Der Erzengel industriellen Liebhaber, dessen Frau und zwei Freunden besteht. Schon die Einrichtung mit opulenten Leuchtern, bunten Farben und edlem Geschirr wirkt durch die Vermischung von alten Mustern und modern-grellen Elementen seltsam, aber als plötzlich das Licht ausgeht, um ein Mörderspiel durchzuführen, das letztlich doch nicht stattfindet, ist die groteske Verwirrung perfekt. Der Effekt des Merkwürdigen, die Inszenierung ohne nachvollziehbare Regeln und die optische Überwältigung treiben Bertuccia in eine Situation jenseits jeder Logik. Der Schein lässt sich nicht entschlüsseln, wenn er stets neu definiert wird, aber die Verlockung bleibt erhalten. Die Komik des Absurden wird zum Konzept, von dem die Komödie lebt.

Bildqualität

Der Erzengel

Das Bild der DVD macht einen ordentlichen Eindruck. Die gut erhaltene Vorlage kommt ohne nennenswerte analoge Defekte aus, ein bisschen Filmkorn ist zu sehen. Die Schärfe liegt auf einem recht guten Niveau, sodass die Konturen klar wiedergegeben werden. Der Detailreichtum ist in Ordnung. Die Farben wirken bei einigen Außenaufnahmen etwas ausgebleicht, die Innenaufnahmen machen hier einen besseren Eindruck.

Tonqualität

Die DVD enthält sowohl den italienischen als auch den deutschen Ton. Allerdings kann man mit der italienischen Variante nur etwas anfangen, wenn man die Sprache beherrscht, weil es keine Untertitel gibt. Angesichts des Nischentitels ist zwar verständlich, dass die Kosten für eine Untertitelspur gespart wurden, schade bleibt es aber. Die 2.0-Mono-Tonspuren klingen sauber. Verzerrungen sind, wenn überhaupt, nur sehr zart vernehmlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

In „Der Erzengel“ geht es darum, wie der Lockruf des Geldes und angedeuteter sexueller Freuden Menschen beeinflussen können. Im Spiel aus Lug, falschen Versprechungen und verwirrender Täuschungen verheddern sich manche der Figuren, bis sie im vermeintlich zuckersüßen Honigtopf ertrinken. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

07.04.2015

   
Originaltitel L'Arcangelo (Italien 1969)
Länge 99 Minuten (Pal)
Studio Big Ben Movies
Regie Giorgio Capitani
Darsteller Vittorio Gassmann, Pamela Tiffin, Irina Demick, Adolfo Celi, Corrado Olmi, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 20 EUR
Bewertung amüsant, technisch sehr ordentlich