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rezensionen

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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Affen gehen immer!

Der Koloss von Konga

Der Koloss von Konga

Nach „Das Omen des Bösen“ hat filmArt ein weiteres Werk Meng-Hua Hos veröffentlicht, das nicht dem klassischen Kung-Fu-Genre angehört. Denn „Der Koloss von Konga“ ist eine asiatische Variation der King-Kong-Erzählung, die mit einem sehr radikal vorgetragenen Naturkitsch aufwartet, bevor der Affe seinen finalen Tanz in Hongkong absolvieren darf.
Johnnie Fang (Danny Lee) schlägt sich gerade mit emotionalen Problemen herum, als ihn das Angebot zu einer aufregenden Expedition erreicht. Lu Tien (Feng Ku) hat von einer sagenhaften Riesenkreatur gehört – ob man sie nun als Affe oder Yeti bezeichnen sollte, sei mal dahingestellt -, die nach Jahren wieder aufgetaucht ist. Er engagiert Johnnie, um das Geschöpf einzufangen. Nach ein paar gefährlichen Tierbegegnungen lassen alle Expeditionsteilnehmer Fang in der Nacht jedoch heimlich zurück. Als er morgens aufwacht denkt der Abenteurer nicht ans Aufgeben und sucht alleine weiter. Er findet dabei nicht nur Konga, sondern auch die Dschungelschönheit Samantha (Evelyne Kraft). Die junge Frau lebt seit einem Flugzeugabsturz vor vielen Jahren in der wilden Umgebung. Fang will sie und Konga mit nach Hongkong nehmen.

Für erzählerische Sperenzchen wie Ureinwohnerkulte hatte man bei „Der Koloss von Konga“ keinen Sinn. Stattdessen läuft alles recht zügig auf die Riesenkreatur zu. Ein paar dramatische Ereignisse während der Expedition braucht man natürlich schon, um Johnnie Fang vom Rest der Truppe zu trennen. Hier tischt Meng-Hua Ho mit aufzählerischer Eleganz lebensbedrohliche Begegnungen mit verschiedenen Tieren wie Elefanten oder einem Tiger auf. Man könnte sich über die Putzigkeit der Inszenierung solcher Momente ebenso lustig machen wie über manch geografische Unklarheit, aber das wäre zu einfach. Schließlich sind sie nur Mittel zum Zweck für die eigentliche Erzählung vom romantischen Dschungelleben und ihrer Gefährdung durch die skrupellosen, degenerierten Elemente der Zivilisation.

Und hier zieht der Regisseur wirklich alle Register. Samantha entspricht der idealisierten Vorstellung einer wilden Schönheit, die selbstverständlich nicht ungeschminkt, stinkend und wüst aussehen darf. Denn das wäre nicht so anziehend. Darüber hinaus lebt sie in unendlich Der Koloss von Konga bizarrer Harmonie mit den Tieren des Waldes zusammen. Sie kommuniziert nicht nur mit Konga, sie schmust auch mit einem Tiger und einem Leoparden. Der spätere Abschied ist dann auch herzzerreißend traurig. Hier ist die Welt in Ordnung, herrscht Friede und Sorgenfreiheit.
Damit ist es selbstverständlich vorbei, nachdem Samantha mit Konga und Johnnie das Paradies verlassen hat. Das Böse ergreift in Form des skrupellosen Geschäftsmannes Lu Tien das Gute mit seinem Würgegriff, aber auch Johnnie ist nicht schuldlos. Der Affe wird in Ketten gelegt und soll als Attraktion ausgestellt werden, wie es aus der King-Kong-Geschichte auch bekannt ist. Daraus entwickelt sich eine unkontrollierte Welle der Gewalt, weil die geknechtete Kreatur angesichts der geballten Schändlichkeit nicht mehr friedlich bleiben kann.

Lässt man die absurde Idealisierungs- und Bedrohungsgeschichte außer Acht und gibt sich dem hin, was auch Geschäftsmann Lu Tien innerhalb des Films im Sinn hatte, der Sensation, dann ist das Finale wunderbar. Mit den technischen Mitteln der damaligen Zeit und den außerordentlichen Fähigkeiten einiger japanischer Effektspezialisten, die für die Affen-Szenen verantwortlich waren, entstand ein sehenswertes Spektakel. Unermüdlich stapft Konga durch Hongkong, macht Gebäude dem Erdboden gleich und flüchtet schließlich auf das Jardine House, das damals höchste Gebäude Hongkongs. Geben Sie sich also der Attraktion hin und beobachten Sie das sagenhafte Zerstörungswerk des wütenden Affenyetis, das ist schon einen Film wert.

Bildqualität

Der Koloss von Konga

Das Bild der Bluray lässt keine nennenswerten Wünsche übrig. Klare Konturen, ein ansprechender Detailreichtum und richtig kräftige Farben sorgen für nahezu ungetrübtes visuelles Vergnügen. Dass die Schärfe über die Lauflänge nicht ganz konstant ist, liegt fast immer an den eingesetzten technischen Verfahren. So überrascht es nicht, dass Rückprojektionsaufnahmen nicht mithalten können. Auch der Kontrast überzeugt mit guten Verläufen und prägnanten Abgrenzungen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-1.0-Tonspuren sind völlig in Ordnung. Lediglich bei der Musikwiedergabe lassen sich manchmal leichte Verzerrungen ausmachen, sonst klingt alles sauber, auch die Dialoge.

Extras

Im Audiokommentar gehen Sadi Kantürk und Alexander Iffländer auf einige Produktionshintergründe ein, erzählen etwas zu dem einen oder anderen Darsteller und kommentieren das Geschehen. Insgesamt ordentlich.
Ansonsten besteht das Bonusmaterial aus der unrestaurierten Fassung des Films, einem alternativen Musik- und Geräusche-Track, mehreren Trailern zum Film, einem Storyboard-Vergleich sowie einem Intro, in dem Jörg Buttgereit ein paar unterhaltsam informierende Worte zur Einstimmung findet. Die gekürzte deutsche Heimkinofassung aus der Vergangenheit ist auf der Bluray auch noch enthalten.
Im 12-seitigen Booklet ist ein Auszug aus einem Interview mit Regisseur Meng-Hua Ho enthalten, in dem es auch um ein paar Details zu „der Koloss von Konga“ geht. Zusätzlich befindet sich im Booklet ein Text Sadi Kantürks über die Zusammenarbeit der Shaw Brothers mit japanischen Filmstudios.
Natürlich liegt der Edition wieder eine hübsche 3D-Lentikularkarte bei, die wie schon bei den vorangegangenen Veröffentlichungen ein echter Hingucker ist.

Fazit

„Der Koloss von Konga“ ist eine Variation der King-Kong-Erzählung, in der vor allem ein friedliches Naturzerrbild abgefeiert wird, bevor das Finale mit gutem Monsterkrawall aufwartet. Denn trotz des großen Kitsches ging es den Machern natürlich darum, die Lust an der Sensation zu befriedigen. Deswegen konnten sie nicht verhindern, dass das Werk letztlich subtile, vermutlich ungewollt selbstkritische Töne mitanschlägt. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

15.09.2015

   
Originaltitel Xing xing wang aka. The Mighty Peking Man (Hongkong 1977)
Länge 90 Minuten (24p)
Studio filmArt
Regie Meng-Hua Ho
Darsteller Evelyne Kraft, Danny Lee, Feng Ku, Wei Tu Lin, Norman Chu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master-1.0 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Audiokommentar mit Sadi Kantürk und Alexander Iffländer, Intro von Jörg Buttgereit, Trailer, Bildergalerie, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 28 EUR
Bewertung skurril, technisch sehr gut