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rezensionen

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kurzrezension

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dvd

Spitzenkoch Miike

Sukiyaki Western Django

Bei der vorliegenden DVD-Fassung, die Universum Film veröffentlicht hat, handelt es sich um die internationale Version, die etwa 22 Minuten kürzer als das japanische Original ist. Die Schnitte gehen zumeist auf das Konto unbedeutender Kürzungen einzelner Einstellungen, um das Tempo des Films zu erhöhen. Unter folgendem Link lässt sich der komplette Schnittbericht nachlesen.

Sukiyaki Western Django

Takashi Miike erzählt auf seine spezielle Weise die klassische Geschichte von den zwei Banden, die ein Dorf unter ihre Kontrolle gebracht haben und um die Vorherrschaft ringen. Das Motiv ist sowohl im Samurai- als auch im Italowesternfilm sehr beliebt. Ein einsamer Reiter taucht plötzlich in dem Dorf auf, das die Kulisse für Miikes „Sukiyaki Western Django“ bildet. Dort gibt es die Roten und die Weißen sowie eine dritte, sehr zurückhaltend agierende Partei, der nur wenige Menschen angehören. Das Interesse der einzelnen Gruppen gilt einem großen Goldschatz, der hier irgendwo versteckt sein soll. Der Fremde schließt sich zunächst weder den Roten noch den Weißen an, sondern wartet erst einmal ab, welche Dynamik die Situation durch sein Auftauchen gewinnt.

Die daraus entstehende Kraft nutzt er schließlich für seine Zwecke, damit er nicht unter die Räder zu gerät. Miike eignet sich die klassische Geschichte an, um sie als Echo all der Vorbilder noch einmal neu zu erzählen und ihr einen übergeordneten Dramacharakter zu verleihen. Indem sich die Figuren ihrer Rolle als Träger einer klassischen Geschichte um Neid, Hass und Gier bewusst sind, kann Miike ihre Handlungen aus der Motivation des Augenblicks herauslösen, so dass er den Blick auf die Schwächen der Menschen stärkt, die es nicht fertig bringen, ihre Rolle zu verlassen. Gleichzeitig gewinnt die Hoffnung, der er ebenfalls einen Platz einräumt, eine geradezu spirituelle Kraft, da sie einem Heilsbringer gleich ein Gegengewicht zu den festgefahrenen Verhaltensweisen bildet. Die Mitglieder der Banden warnen den Fremden gleich zu Beginn, er solle sich davor hüten sie auf Yojimbo-Art auszuspielen. Damit beziehen sie sich auf einen Film, den sie gar nicht gesehen haben können, wenn das historische Ambiente des Produktionsdesigns einen Hinweis auf die geschichtliche Einordnung der Handlung geben würde. Die Zeit spielt in Miikes Universum jedoch keine Rolle, weil die Figuren als Echo der künstlerischen Vorbilder konzipiert sind.

Die Zitatenschatz reicht vom original „Django“ („Django“, Regie Sergio Corbucci, Italien 1966) über „Yojimbo – Der Leibwächter“ („Yojimbo“, Regie: Akira Kurosawa, Japan 1961) und „Für eine Handvoll DollarSukiyaki Western Django („Per un pugno di dollari“, Regie: Sergio Leone, Italien 1964) bis zu Shakespeare, dessen „Henry VI“ den Anführer der Roten so sehr beeindruckt hat, dass er nur noch Henry genannt werden will. Miikes Spiel mit der Verbindung diverser Elemente, die inhaltlich etwas miteinander zu tun haben, sich nach logischen Überlegungen aber zeitlich gar nicht an einem Ort manifestieren könnten, führt zu einer psychedelischen Atmosphäre aus logischen Brüchen, die mit Hilfe absurder Ideen weiter angeheizt wird. Wenn der Anführer der Roten beim letzten Gefecht eine Gruppe seiner Getreuen im Gänsemarsch vor sich postiert, um ein adäquates Schutzschild zu besitzen, dann verliert die Figur in der Groteske endgültig ihre Erdung, die sie innerhalb der wilden Konzeption aber auch nicht benötigt. Den elementaren Emotionen aus Gier, Hass und Neid steht ein Mischlingskind als Hoffnungsträger gegenüber, dessen eines Elternteil den Roten und das andere den Weißen angehört. In dieser Figur bündelt Miike das Drama noch einmal auf kraftvolle Weise. Denn der ganze Konflikt tritt in dem Kind ebenso zu Tage wie er überwunden wird. Miikes Symbolismus bekommt hier eine grandiose Prägnanz, die das Werk veredelt.

Bildqualität

Sukiyaki Western Django

Das Bild der DVD macht einen sehr guten Eindruck. Die präzise Schärfe liefert sowohl klare Konturen als auch eine ansprechende Detailfülle. Die reduzierte Farbpalette mit den braunen Erdtönen der meisten Szenen wird ebenso gut wiedergegeben, wie die Szenen, in denen Miike mit Farbverfremdungen und extremem Kontrast arbeitet. Jenseits stark bearbeiteten Bilder sorgt der ausgewogene Kontrast für ein plastisches Bild. Die leichte Körnung des Materials unterstützt die raue Westernstadtatmosphäre. Sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Die 5.1-Tonspuren besitzen in den rasanten Teilen mit galoppierenden Pferden sowie Maschinengewehrfeuer eine gute räumliche Präsenz, die in den ruhigen Szenen etwas nachlässt, aber immer noch durch hörbar ist, wenn Nebengeräusche aus den hinteren Lautsprechern ertönen. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Mit „Sukiyaki Western Django“ hat Takashi Miike ein Westerndrama um Neid, Gier und Hass erschaffen, das seine Vorbilder für eine allgemeine Reflektion über die genannten elementaren Emotionen sowie die daraus entstehenden Konflikte nutzt. Die Referenzen an Vorbilder aus unterschiedlichen Epochen, denen sich die Figuren zum Teil zusätzlich bewusst sind, verleihen dem Zitatenkino eine psychedelische Atmosphäre. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

08.08.2009

   
Originaltitel Sukiyaki uesutan: Jango (Japan 2008)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Universum Film
Regie Takashi Miike
Darsteller Hideaki Ito, Masanobu Ando, Koichi Sato, Kaori Momoi, Yusuke Iseya, Renji Ishibashi, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 19 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut