Südstaaten-BBQ

2001 Maniacs

Hershell Gordon Lewis' "2000 Manicas" (1964) gehört zu den Klassikern des Splatterfilms. Den Effekt des Neuen, den die drastische Machart des über 40 Jahre alten Films bot, kann ein Remake nicht mehr erzeugen, da Splatter inzwischen ein bekannter Teil des filmischen Kulturguts geworden ist. Da sich Tim Sullivan dieser Tatsache bewusst ist, geht er bei "2001 Maniacs" den Weg der Hommage. Die Grundgeschichte folgt dem Handlungsgerüst des Lewis-Films. Ein paar unbedarfte Touristen werden per Umleitung in ein einsam gelegenes Südstaaten-Kaff gelockt, wo sie sich alsbald in der Rolle der Ehrengäste bei den aktuellen Feierlichkeiten wieder finden. Die harmlos erscheinenden Bewohner des kleinen Städtchens haben jedoch nur den Tod der Besucher im Sinn. Mit Hilfe drolliger Spielchen oder arglistiger Täuschung wird einer nach dem anderen in eine unangenehme Falle gelockt. Nachdem einige Opfer zu beklagen sind, dämmert den Überlebenden ihr Schicksal, so dass die beschließen, die gastliche Stätte zu verlassen. Da wollen nur die Südstaatler nicht mitmachen.
"2001 Maniacs" ist nicht daran interessiert, subtile Handlungsstränge in feinsinnig kodierten Szenerien aufzulösen. Hier regiert der deutliche Effekt, welcher auf der reinen Unterhaltungsebene Splatter in Verbindung mit halbnackten Frauen präsentiert. Sex und Blut treffen sich, um als derber Slapstick für humorvolle Tode zu sorgen. Dabei setzen die Südstaaten-Frauen ihre offensichtlichen Reize ein, um die hormongesteuerten Jugendlichen in Fallen zu locken. Christa Campbell überzeugt als Milchmädchen mit knappem Röckchen und weißen Strümpfen, um ihr tödliches Werk zu verrichten. Ihr üppiges Dekolleté präsentierend preist sie ständig ihre Milch an. Die Inszenierung Sullivans setzt folglich auf eine grelle Überzeichnung im Cartoonstil. Der Bürgermeister, exzellent aufgedreht gespielt von Robert Englund, trägt eine Augenklappe mit Südstaatenflagge, einer seiner Söhne pflegt ein besonderes Verhältnis zu einem Schaaf. Neben der effektvollen Hommage an die Autokinofilme der 60er Jahre, leistet sich "2001 Maniacs" auch einen kleinen Subtext. Die große gesellschaftliche Wunde, die der amerikanische Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd hinterlassen hat, findet seinen reflektorischen Niederschlag in der Auseinandersetzung zwischen den Touristen und den Bewohnern des Südstaaten-Kaffs. Zu Beginn des Films schreibt ein College-Professor dreien seiner Studenten ins Stammbuch, dass diejenigen, die nicht aus der Geschichte lernen, dazu verdammt sind, sie zu wiederholen. Jetzt finden sich die drei als Hauptfiguren in dem kleinen Südstaaten-Kaff wieder, wo sie es mit blutdürstigen Hinterwäldlern zu tun haben, die den Krieg nachträglich gewinnen wollen. Die Sünden der Vergangenheit kehren als überdimensionale Schreckgespenster zurück, welche ihren Tribut fordern. Nur wer sich mit der Vergangenheit beschäftigt, kann die Wunde geschlossen lassen.

Bildqualität

Das saubere Bild der DVD präsentiert sich mit einer guten Schärfe, welche die Szenerien detailreich erscheinen lässt. Lediglich die Hintergründe fallen etwas ab, was auch durch das leichte Hintergrundrauschen bedingt ist. Die Farben werden in der Brillanz wieder gegeben, wie sie kameratechnisch gedacht sind. Der tiefe Schwarzwert überzeugt ebenso wie der gute Kontrast, welcher das Bild plastisch erscheinen lässt. Ein Transfer ohne nennenswerte Schwächen.

Tonqualität

Die Tonspuren sorgen dank einer guten Abmischung für einen voluminösen Raumklang, der hauptsächlich durch die Musik bestritten wird. An der einen oder anderen Stelle tauchen aber auch Effektgeräusche in den hinteren Boxen auf. Der englische Originalton ist gegenüber der deutschen Synchronisation klar im Vorteil, da die Dialoge natürlicher in das tonale Geschehen eingebettet sind. Der deutsche Ton klingt etwas zu künstlich.

Extras

Das Bonusmaterial glänzt unter anderem mit zwei Audiokommentaren. Auf dem ersten Kommentar unterhalten sich Regisseur Tim Sullivan und Darsteller Robert Englund. Ohne jede Pause liefern die beiden einen exzellenten Audiokommentar, dessen hohe Qualität Maßstäbe setzt. Dabei widmen sich Englund und Sullivan einzelnen Szenen, die sie in ihrer dramaturgischen Wirkung erörtern, nehmen eine allgemeine Analyse des Genres vor, indem sie die Autokinofilme der Vergangenheit als Mythenschatz ihrer Jugend interpretieren und erzählen kleine Anekdoten von Dreh. Da hier genauso wie beim zweiten Kommentar Untertitel fehlen, ist es ein wenig anstrengend, aber nichts desto trotz sehr lohnenswert, dem aufgedrehten Gespräch zu folgen.
Danach kann man sich Regisseur Tim Sullivan, Drehbuchautor Chris Kobin und Produzent Chris Tuffin anhören, welche die Produktionsumstände sowie die Projektentwicklung näher beleuchten. Darüber hinaus informieren sie szenenspezifisch über die Dreharbeiten und machen zusätzlich viel Blödsinn vor dem Mikrophon. Unterhaltungspotential und Information gehen eine fruchtbare Liaison ein.
Das etwa 42minütige "Making Of: Inside the Asylum" vereint Filmausschnitte, Setaufnahmen und Interviews. Darin erfährt man unter anderem etwas über die Spezialeffekte, die Interviews bieten sehr interessante Informationen darüber, wie die einzelnen Beteiligten den Film verstehen und ein paar Dinge überschneiden sich mit den Audiokommentaren. Da das aber nicht die Regel ist, kann auch das Making Of uneingeschränkt empfohlen werden.
Die etwa 35minütige Rolle entfallener Szenen enthält deutlich mehr Material, das zu Recht herausgeschnitten wurde, als dass die Szenen interessant wären. Hinzu kommt die schlechte Qualität des Materials.
Hinter dem alternativen Anfang verbirgt sich eine Szene mit John Landis als Professor, die wieder verworfen wurde, weil man eine größere Eingangssequenz haben wollte. Dennoch ist die ursprünglich gedrehte Szene vor allem durch das Schauspiel John Landis' sehenswert, der eine herrliche Leistung als College-Professor abliefert.
Das etwa sechsminütige "Audition-Reel" zeigt Probeaufnahmen mit eingeschränktem Wert.
Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

"2001 Maniacs" ist in erster Linie ein amüsanter Splatterfilm, der seine grelle Überzeichnung für derbe Witze im Cartoonstil nutzt. Darüber hinaus besitzt der Film einen kleinen Subtext über Geschichtsbewusstsein und die alte gesellschaftliche Wunde zwischen Nord- und Südstaaten. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial ist dank zweier gelungener Audiokommentare sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel 2001 Maniacs (USA 2005)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Tim Sullivan
Darsteller Robert Englund, Lin Shaye, Jay Gillespie, Marla Malcolm, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Tim Sullivan (Regie) und Robert Englund (Darsteller), Audiokommentar mit Tim Sullivan (Regie), Chris Kobin (Drehbuch) und Chris Tuffin (Produktion), u.m.
Preis ca. 22 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut