Eine Vision krepiert

Alexander

Für Oliver Stone ist Alexander der Große die Verkörperung einer träumerischen Vision, die ihrer und selbst unserer Zeit weit voraus gewesen ist. Der historische Alexander profitierte von der kämpferischen Disziplin seines Vaters Philipp, welcher Makedonien zu einer Herrschaft über Griechenland führte. Nachdem ein Attentäter Philipp ermordete besteigt der erst 20jährige Alexander den Thron und zieht bereits nach kurzer zeit in die Schlacht gegen die Perser. Gegen alle Widerstände treibt der junge Visionär seinen Eroberungsfeldzug voran, sieht sich als ein neuer Herakles, als ein Nachfahre der großen mythischen Gestalten. Nicht umsonst ist ein großes Vorbild der legendäre Achilles, der im Kampf um Troja seine Heldentaten vollbrachte. Gelegentliche Meutereien schlägt Alexander mit ebensolcher Härte nieder, wie er zu seinem Seelenverwandten Hephaistion ein zärtliches Verhältnis pflegt.
Allein die Tatsache, dass es Alexander dem Großen gelang, etwa 95 Prozent der damals bekannten Welt zu erobern, macht aus ihm eine mythische Gestalt, dessen Größe kaum zu ermessen ist. Die bekanten historischen Fakten formt Oliver Stone zu einem epischen Portrait über einen Menschen, der mit Machtwillen seine persönliche Vision einer vereinten und friedlichen Welt aufbauen wollte. Den scheinbaren Widerspruch zwischen gewaltsamer Unterwerfung der Völker und dem Anspruch, eine friedliche Welt zu erschaffen, lässt Stone unaufgelöst. Es wird aber deutlich, dass Alexander den fremden Völkern nach den kriegerischen Auseinandersetzungen mit einem Respekt begegnete, der selbst heute nicht üblich ist. Es ging ihm nicht um einen Werte- und Moralexport, wie man ihn heute gerne in politischen Reden zum Besten gibt. Alexander lies die Völker als eigenständige kulturelle Zellen zurück, mit dem Unterschied, dass sich die Zellen unter einer Oberherrschaft nicht mehr bekriegen sollten. Oliver Stone verknüpft diese träumerische Vision mit einer mythischen Sicht auf Alexander, der in der Darstellung seiner Mutter Olympia der Sohn des Gottes Zeus war. Die göttliche Abstammung macht aus Alexander eine Figur, die zu groß für seine Zeit war, in der niemand seiner Anhänger seine Vision verstanden hat. Mit seinem Tod in Babylon starb auch die Vision und die innermakedonischen Machtkämpfe danach begruben eine mögliche Menschheitsentwicklung in eine neue Dimension
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Bildqualität

Das Bild der DVD ist durchaus scharf, kann aber nicht mit anderen großen Filmen mithalten. Vor allem in den Totalen wird es etwas matschig. Leider gibt es auch hier und da leichte Doppelkonturen. Die Vorlage präsentiert sich sehr aufgeräumt, so dass es hier nichts zu beklagen gibt. Wirklich großartig ist die Farbwidergabe, welche die unterschiedlichen Tönungen ausgezeichnet und kräftig wieder gibt. Die erste Schlacht erscheint in sandig-erdigen Tönungen, das kaukasische Gebirge erstrahlt in einer deutlichen Klarheit und die indischen Waldgebiete überzeigen durch ihre Grünschattierungen. Auch die digitalen Verfremdungen nach dem scheinbaren Tod Alexanders erstrahlen in prächtigem Glanz. Rauschmuster treten nicht auf.

Tonqualität

Der 5.1-Ton ist gut gelungen. Neben den beiden Schlachten, in denen die Boxen alle Register ziehen dürfen (da glaubt man schon ein paar Elefanten laufen durchs Wohnzimmer), ertönt vor allem der Score von Vangelis mit voluminöser Räumlichkeit. In den ruhigeren Szenen hält sich der Ton demgegenüber zurück und präsentiert nur vereinzelt ein paar Umgebungsgeräuscheffekte.

Extras

Auf der ersten Disk befindet sich der laufende Audiokommentar von Oliver Stone (Regie) und Robin Lane Vox (historischer Berater).
Dabei handelt es sich ganz offensichtlich um einen zusammen geschnittenen Track, bei dem die beiden nicht gemeinsam vor dem Mikrophon gesessen haben. Robin Lane Vox sorgt für eine ausgezeichnete Einordnung des Geschehens in die historischen Fakten. Er zeigt auf, was der tatsächlichen Historie entspricht, wo Oliver Stone verschiedene Ereignisse zusammengefasst hat, die mehrere Jahre auseinander lagen, und wo es sich um eine inszenatorische Interpretation der Geschichte handelt. Kenntnisreich und gut erzählt überzeugt Robin Lane Vox mit seinen Ausführungen.
Oliver Stone geht selbstverständlich stärker auf seine inszenatorische Vision ein. Zum einen analysiert er seinen Film, zum anderen erläutert er seine Sicht auf die Figur des Alexander.
Zusammengenommen ergibt sich ein ausgezeichneter Audiokommentar.

Auf einer zweiten Disk befindet sich das restliche Bonusmaterial.

Kampf gegen die Zeit (ca. 75 Minuten): Oliver Stones Sohn Sean portraitiert die Dreharbeiten zu "Alexander". Schnell stellt sich heraus, dass es sich nicht um eine eigentliche Dokumentation über das Projekt "Alexander" handelt, sondern dass der Sohn Sean seinem Vater Oliver nachspürt. In Seans Kindheit war Oliver Stone häufig unterwegs, um seine Filmprojekte zu realisieren. Aus dieser Abwesenheit des Vaters resultiert nun ein Werk, das sehr eigenen, persönlichen Gesetzen folgt. Die Struktur ist nur schwer nachvollziehbar und wirkt wirr, da der Film unter ganz anderen Gesichtspunkte zusammen geschnitten wurde, als es bei einer klassischen Dokumentation gemacht würde. Psychologisch interessanter als unter Informationsaspekten.

Auf den Spuren Alexander des Großen: Hierbei handelt es sich um vorgelesene Texttafelinformationen über den Feldzug Alexander des Großen. Sie geben einen schönen Überblick über die historischen Fakten.

Interviews: Die wichtigsten Darsteller (u.a. Colin Farrall, Angelina Jolie, Athony Hopkins) und Oliver Stone kommen in kurzen Interviewsequenzen zu Wort. Die Interviews sind selten länger als 1 Minuten und hängen in ihrer Qualität sehr stark von demjenigen ab, der gerade seine Ansichten zum Besten gibt, da es sich um übliche Standardfragen handelt.

Featurette: Eine Art Marketing Making Of ohne Wert.

Blick hinter die Kulissen: Unkommentierte B-Roll.

Premierenimpressionen: Dieses Feature zeigt Bilder von der Deutschland-Premiere in Berlin. Impressionen wechseln sich mit Kurzinterviews ab.

Filmographien und der Trailer runden das Bonus-Material ab.

Fazit

Mit "Alexander" hat Oliver Stone ein monumentales Epos gedreht, das weniger Wert auf ständige Schlachtenbilder (die zwei Schlachten sind allerdings sehr sehenswert), als auf die Bebilderung der visionären Idee Alexander des Großen legt. Mythen verbinden sich mit einem Weltentraum, der bis heute nichts an Faszination verloren hat.
Die Bildqualität der DVD ist gut, wenn auch nicht ausgezeichnet, die Tonqualität ist sehr gut
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Stefan Dabrock

   
Originaltitel Alexander (USA 2004)
Länge 169 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vertrieb der Highlight
Regie Oliver Stone
Darsteller Colin Farrall, Angelina Jolie, Anthony Hopkins, Val Kilmer, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte
Extras Audiokommentar von Oliver Stone (Regie) und Robin Lane Vox (historischer Berater), Dokumentation Kampf gegen die Zeit, Trailer u.m.
Preis ca. 23,- Euro (Premium Edition)
Bewertung sehr gut