Kleinstadt-Horror

American Gothic

„American Gothic“ tanzte nur eine Staffel lang, dennoch gehört die Mystery-Serie zum Besten, was in diesem Bereich hervorgebracht wurde. In der Südstaatenkleinstadt mit dem sprechenden Namen Trinity hat Sheriff Lucas Buck die Zügel fest im Griff. Nichts kann hier geschehen, ohne dass Buck in kürzester Zeit davon erfährt, wenn die Information wichtig für ihn ist. Denn der umtriebige Sheriff scheint seine ganz besonderen Pläne im beschaulichen Trinity zu verfolgen. Eine Kostprobe seiner Entschlossenheit gibt Buck, als er eines nachts zu einem Einsatz bei den Temples fährt. Dort bricht er der jungen Merlyn Temple das Genick, als er sich unbeobachtet wähnt. Später versucht er, Merlyns Bruder Caleb unter seine Fittiche zu nehmen, da der Junge auf irgendeine Weise wertvoll für ihn ist. Caleb flieht jedoch vor dem sinistren Sheriff, der sich auch mit Doktor Matt Crower auseinandersetzen muss. Der Arzt misstraut Buck und versucht in Erfahrung zu bringen, was in Trinity eigentlich los ist.

„American Gothic“ baut den Spannungsbogen der Serie mit unterschwelliger Präzision auf. Die Autoritätsperson des Sheriff Buck wird schon nach wenigen Minuten der ersten Folge in ein finsteres Licht gerückt, wenn er den Mord begeht. Gleichzeitig wird im weiteren Verlauf der Episode deutlich, dass Buck damit davonkommen wird, weil er eine unsichtbare Macht über Trinity und ihre Bewohner zu haben scheint, die sich aus den offensichtlichen Handlungen nicht American Gothic ableiten lässt. So liegt über allen Szenen stets eine bedrohliche Atmosphäre, die ihr volles Potential aus ihrer Unfassbarkeit schöpft. Gary Cole liefert mit seiner geschliffenen Darstellung des Sheriffs einen schönen Kontrast zu seinen Taten. Die aalglatten Fassade besitzt aber nie den Charme des wirklich Liebenswerten, sondern baut eine Aura der Freundlichkeit auf, die sofort einstürzt, wenn etwas den Plänen des Sheriffs entgegen steht. Sein Widersacher, der Arzt Matt Crower, bemüht sich um eine abgeklärte Auseinandersetzung mit Buck. Jake Weber verkörpert Crower als nachdenklichen Menschen, der mit der Kraft seines Intellekts gegen den dynamischen Sheriff zu Werke gehen will. Dieser Kontrast der beiden Widersacher trägt zur ausgesprochen gelungenen Exposition der Serie bei, die im weiteren Verlauf ihre Mystery-Elemente zunehmend steigert. Der unterschwelligen Bedrohung wird immer mehr ein Gesicht gegeben, ohne dass der fein austarierte Charakter der Serie dem zum Opfer fällt. Auch wenn gegen Ende der Serie auf Druck des produzierenden Senders immer mehr Effekte eingefügt wurden, bleibt sich die Serie im Kern treu.

Bildqualität

Das Bild siedelt sich auf durchschnittlichem Niveau an, wie es für die aktuelle Veröffentlichung einer Fernsehserie aus der Zeit Mitte der 90er Jahre nicht ungewöhnlich ist. Alles sieht recht körnig aus, die Schärfe ist zumeist nur angenehm. Die Farbwiedergabe macht eine gute Figur, der Kontrast sorgt aber dafür, das bei dunklen Bildinhalten Details verloren gehen können. Stehende Rauschmuster treten ebenso auf wie es zur Blockbildung kommt.

Tonqualität

Die beiden Tonspuren geben demgegenüber keinen Anlass zur Kritik. Die Dialoge sind gut verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Die englische Spur neigt bisweilen zu leichten Verzerrungen, diese spielen sich aber nicht in den Vordergrund.

Extras

American GothicDie erste Folge besitzt einen Audiokommentar von Shaun Cassidy (Autor) und David Eick (Produzent), der neben ein paar Informationen zur Serienentwicklung und den Darstellern leider nur wenig Spannendes bietet. Das liegt am launigen Stil, der letztlich nur selten über das Niveau eines Gesprächs zweier Freunde am morgendlichen Frühstückstisch hinaus kommt. Deutsche Untertitel liegen leider nicht vor. Die Entfallenen Szenen zu den Folgen Eins, Neun, Zwölf, sechzehn bis Neunzehn sowie Einundzwanzig und Zweiundzwanzig sind mal ganz nett und mal belanglos. Auch hier liegen keine deutschen Untertitel vor. Das 12seitige Booklet zeichnet die schwierige Produktionsgschichte nach, die vermutlich einen großen Anteil am schnellen Ende der Serie hatte.

Fazit

„American Gothic“ überzeugt durch eine präzise Figurenzeichnung und unterschwellig wirkenden Horror, der sich im Verlauf der Serie immer handfester offenbart. Dank sehr guter Darsteller besitzt die Serie eine suggestive Kraft, welche der bedrohlichen Atmosphäre eine unangenehme “Glaubwürdigkeit” verleiht. Technisch ist die DVD-Box durchschnittlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel American Gothic (USA 1995)
Länge 22 Folgen á 45 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Peter O'Fallon, Michael Katleman, u.a.
Darsteller Gary Cole, Lucas Black, Paige Turco, Jake Weber, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar zur ersten Folge von Shaun Cassidy (Autor) und David Eick (Produzent), Entfallene Szenen
Preis ca. 45 EUR
Bewertung sehr gut, technisch durchschnittlich