Brutstädte der Angst

American Monster

Es beginnt mit einem Fensterputzer, der plötzlich kopflos auf seiner Arbeitsplattform steht. Die herbeigerufene Polizei tappt völlig im Dunkeln, da niemand Zugang zur Plattform haben konnte, um den Arbeiter zu enthaupten. Da der Fensterputzer nicht die einzige Leiche bleibt, werden die Ermittlungen in alle Richtungen vorangetrieben. Gleichzeitig scheitert ein dilettantisch durchgeführter Einbruch bei einem Juwelier. Die drei Gangster fliehen, aber derjenige, der die Beute bei sich trägt, verliert die Tasche. Seine Kollegen rücken ihm deswegen auf den Pelz, da sie glauben, er wolle sich das Geld alleine einstecken. Auf seiner Flucht gelangt er in die Spitze des Chrysler-Buildings, wo er die Ursache für die seltsamen Morde findet. Fortan erpresst der Kleinkriminelle die unter Druck stehenden Spitzen der Stadt New York. Erst wenn sie bestimmte Forderungen erfüllen, will er seine Erkenntnisse verraten.

Larry Cohens Monster-Film überzeugt auch heute noch durch seine bösartigen gesellschaftlichen Seitenhiebe. Die Opfer der Morde sind zumeist einfache Arbeiter, die Gefahr geht vom Chrysler-Building aus, einem Sinnbild für Amerikas wirtschaftlichen Aufstieg. Allein dies spricht schon Bände hinsichtlich der politischen Ausrichtung Larry American Monster Cohens, der sicherlich kein glühender Anhänger des Kapitalismus ist. Seine collageartige Montage beider Handlungsstränge, die zunächst wenig verbunden nebeneinander stehen, erzeugt das merkwürdig gut funktionierende Gefühl, zwei Filme auf einmal zu sehen, die auf einer gesellschaftskritischen Ebene miteinander zusammen hängen. Die Stop-Motion-Effekte haben auch heute noch Charme und vermitteln eine heimelige Monsterfilmatmosphäre. Unbestrittener Star des Films ist aber eindeutig Michael Moriarty als Möchtegerngangster, der die trotzige Protesthaltung eines wenig Begünstigten mit rotziger Souveränität verkörpert. Bösartig ausgedrückt ist seine Erpressung der Stadt New York nichts weiter, als ein konsequentes Ausleben des kapitalistischen Ideals. Als Händler will er seine Ware, das Wissen über die Gefahrenursache, verkaufen. „American Monster“ funktioniert insofern sowohl als Monsterfilmhommage als auch als bissige Satire.

Bildqualität

Leider wurde nicht der anamorphe Transfer benutzt, der auf der amerikanischen Blue Underground-DVD zu finden ist. Zwar weist die DVD nur wenige Dreckspuren oder sonstige Defekte wie Bildpunkte beziehungsweise Laufstreifen auf, aber sie hat durchaus mit Nachzieheffekten, Flimmern und einem teilweise etwas zu starkem Kontrast zu kämpfen. Die Schärfe ist völlig in Ordnung.

Tonqualität

Beide Mono-Tonspuren weisen keine nennenswerten Schwächen oder Stärken auf. Selbstverständlich ist der Klang nicht völlig rauschfrei. Das geht aber nicht zu lasten der Verständlichkeit der Dialoge. Es handelt sich um grundsoliden Mono-Ton.

Extras

Die DVD enthält einen Audiokommentar von Regisseur Larry Cohen und American Monsterseinem Freund William Lustig, der als Interviewer fungiert. Der Kommentar gehört zum absolut hörenswertesten, was im Audiokommentarbereich angeboten wird. Cohen vermittelt tiefe Einblicke in seine teilweise absurde Arbeitsweise, die nur noch als Guerilla-Filmemachen bezeichnet werden kann. Da steigt man auch schon mal bis in die Spitze des an dieser Stelle nicht mehr gesicherten Chrysler-Buildings, um bestimmte Szenen drehen zu können. Cohen und Lustig erzählen einige solcher Begebenheiten, verdeutlichen die Vision hinter dem Film und geben einen Einblick in die Produktionshintergründe. Leider läuft der Kommentar leicht asynchron zum Bild – im Gegensatz zur US-Scheibe. Das macht sich dann bemerkbar, wenn die beiden eine konkret Szene kommentieren. Darüber hinaus enthält die DVD eine Bildergalerie.

Fazit

Larry Cohen drehte mit „American Monster“ einen intelligenten Monsterfilm, der Angstmechanismen mit gesellschaftskritischen Tönen zu einem Genre-Kunstwerk verbindet. Technisch ist die DVD ordentlich mit leichten Schwächen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Q – The Winged Serpent (USA 1982)
Länge 93 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Larry Cohen
Darsteller David Carradine, Michael Moriarty, Richard Roundtree, u.a.
Format 1:1,85 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar von Larry Cohen (Regie) und William Lustig, u.m.
Preis ca. 8 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich