Das Geheimnis des Krallenmörders

The Bat – Die Fledermaus

The Bat – Die FledermausDer klassische Rätsel-Krimi, auch als Whodunit bekannt, hat in den Romanen Agatha Christies und den nachgeordneten Verfilmungen große Triumphe gefeiert. „Tod auf dem Nil“ („Death on the Nile“, Regie: John Guillermin, 1978), „Mord im Orient Express“ („Murder on the Orient Express“, Regie: Sidney Lumet, 1974) oder auch der weniger bekannte „Da waren's nur noch neun“ („Ten little Indians“, Regie: George Pollock, 1966) legen Zeugnis davon ab. Crane Wilburs „The Bat – Die Fledermaus“ wirkt wie die Zusammenkunft der klassischen Whodunit-Struktur à la Christie und der Horrorfilmtradition um monströse Kreaturen. Denn in dem alten Herrenhaus, das die Schriftstellerin Cornelia van Gorder gemietet hat, geht ein merkwürdiger Killer um, der es zu trauriger Berühmtheit gebracht hat. Seine Opfer werden in der Regel mit durchschnittener Kehle gefunden. Polizei und Hausbewohner tappen aber nicht nur Dunkeln, wenn es um die Identität des Mörders geht, der Verbleib einer hohen Summe Geldes, das der Direktor der örtlichen Bank unterschlagen hatte, ist ebenfalls fraglich. Der Direktor selbst wurde ermordet, so dass er das Versteck nicht mehr Preis geben kann. Es wird aber im alten Herrenhaus vermutet, in dem zur Zeit Cornelia van Gorder wohnt, da es dem Toten gehörte.

Der Mörder taucht zu seinen Taten stets maskiert auf, seine Finger hat er mit Hilfe scharfer Krallen zu effektiven Tötungswerkzeugen umfunktioniert. Unvermittelt schlüpft er aus den dunklen Schatten heraus, die ihn verborgen haben, um seine Opfer ins Jenseits zu befördern. Seine bedrohliche Präsenz verleiht ihm im Verbund mit der geschickten Maskierung eine übernatürliche Aura. Täter und Film spielen mit den Wirkungsmechanismen des Horrorgenres, um ihr jeweiliges Ziel zu erreichen. Der Täter will Schrecken verbreiten, da er hinter dem Geld her ist, das er ebenfalls im Haus vermutet, der Film nutzt die atmosphärischen Qualitäten der Maskerade für die Spannungssteigerung beim Zuschauer. Regisseur Crane Wilbur ist damit The Bat – Die Fledermaus erfolgreich, weil er den Mörder wie eine oft unsichtbare, aber stets lauernde Gefahr inszeniert. In dieser Figur bündeln sich auch die beiden dramaturgischen Elemente, denn neben der Schreckenswirkung umweht den Mörder das Rätsel seiner Identität. Seine übernatürliche Erscheinung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihn zumindest das handfeste Motiv des Geldes antreibt. Geschickt präsentiert Wilbur mal die eine und mal die andere Figur als möglichen Täter, wie es sich für ein ordentliches Rätsel gehört. Der Zuschauer ist eingeladen, mitzuraten, wenn es um den Krallenmörder geht. So gelingt Wilbur die elegante Verschmelzung beider Genremotive zu einem sehr hübschen Whodunit-Grusler.

Bildqualität

The Bat – Die FledermausDas Bild weist leichte altersbedingte Defekte und Verschmutzungen auf, die aber niemals Überhand nehmen. Die Konturenschärfe überzeugt mit klarer Abgrenzung der einzelnen Elemente bei gleichzeitig reduzierter Detailfreude innerhalb der Fläche. Der Kontrast ist ordentlich, könnte aber etwas differenzierter sein. Das leichte Hintergrundrauschen stört wenig, gelegentlich ist das Bild ein wenig in sich in Bewegung.

Tonqualität

Die Tonspuren bieten verständliche Dialoge mit einem leichten Hintergrundrauschen und gelegentlichen Knackgeräuschen. Der Volumenumfang des Klangkörpers könnte etwas voller sein, insgesamt ist der Ton aber angesichts des Filmalters in Ordnung.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der Vollbildfassung des Films – Filmhistoriker mögen bewerten, in welchem Format der Film gedacht ist – dem deutschen Kinovorspann und Trailer.

Fazit

Regisseur Crane Wilbur gelingt bei „The Bat – Die Fledermaus“ die hübsche Verschmelzung aus Horrormythos und klassischem Rätsel-Krimi. Gruselspannung und die Lust an der Auflösung gehen eine erfolgreiche Liaison zur Freude des Zuschauers ein. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Bat (USA 1959)
Länge 77 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Crane Wilbur
Darsteller Vincent Price, Agnes Moorehead, Gavin Gordon, John Sutton, Lenita Lane, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Vollbildfassung des Films, Deutscher Kinovorspann,Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut