Im Würgegriff der Nylonstrümpfe

Champagner Mörder

Champagner MörderWenn man sich an seine Mordtaten nicht erinnern kann, wer hat sie dann begangen?

Mit dieser Frage muss sich Paul Wagner auseinandersetzen, der die Namensrechte an der gleichnamigen Chamagner-Marke besitzt. Nach der Entlassung aus der Psychiatrie genießt er zum Unwillen seiner Cousine Christine und deren Mann Christopher das Leben in vollen Zügen. Christine möchte die Champagner-Kellerei gewinnbringend verkaufen, hat aber ohne die Namensrechte keine Chance, Interessenten vom Kauf zu überzeugen. Paul indes hat gar kein Interesse daran, die wertvollen Namensrechte abzugeben. Stattdessen fährt er nach Hamburg. Auf der Reise begleitet ihn Christopher, der gegenüber Christine behauptet hat, Paul so besser unter Kontrolle zu haben. Christine weiß nicht, dass Paul und Christopher gemeinsame Interessen zu haben scheinen. In Hamburg angekommen lassen sich beide mit zwei Amüsiermädchen ein. Da sich Paul an die anschließende Nacht nicht mehr erinnern kann, glaubt er, die junge Frau mit einem Nylonstrumpf erdrosselt zu haben, als ein paar Tage später zurück in Frankreich ein Drohbrief mit einem Zeitungsausschnitt über den Mord ankommt.

Claude Chabrols Werk wirkt wie eine unfertige Skizze mit hübsch ausgearbeiteten Details. Vor Champagner Mörder allem die Szenen, in denen Paul nicht ganz bei sich ist und die Wahrnehmung seines Gehirns trügerische Bilder produziert – so wie auf einer absurd wirkenden Party, bei der die anwesenden Gäste nur dann Aktivität zeigen, wenn sich Paul auf sie konzentriert – sind mit elegantem Farbenspiel, suggestiver Kamera und irritierenden Toneffekten eindrucksvoll inszeniert. Hier zeigt Chabrol sein Können, wenn es darum geht, atmosphärische Bilder der Unsicherheit zu kreieren. Das Drama hingegen, welches der Handlung zu Grunde liegt, überzeugt nur ansatzweise, weil Chabrol lediglich skizziert, aber nicht ausarbeitet. Namensrechte, Lebemann-Attitüde, Champagner, Bürgertum und ähnliches werden als Assoziationsbrocken in den Ring geworfen, bissige Charakterisierungen bleiben jedoch leider aus, weil die handelnden Personen hauptsächlich nebeneinander her agieren. Ihre Beziehungen zu anderen Personen, ihre Ziele und ihre Persönlichkeit bleiben reine Oberfläche, als hätten sie selbst nur ein eingeschränktes Interesse, am gerade ablaufenden Leben teilzunehmen. So bleiben nur monolithische Charaktere übrig, die durch dünne Seile miteinander verbunden sind. Sie laufen als Zweckträger der später einsetzenden Thrilleratmosphäre durch den Film, der große visuelle Qualitäten besitzt, inhaltlich aber durchschnittlich bleibt.

Bildqualität

Champagner MörderDie Bildqualität zeichnet sich durch zahlreiche Stärken aus. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem hohen Detailreichtum. Die kräftigen Farben stellen die visuellen Qualitäten des Films heraus. Der ausgewogene Kontrast bietet keinen Anlass zur Kritik. Nur selten wird das sonst sehr zurückhaltende analoge rauschen etwas stärker sichtbar. Defekte oder Verschmutzungen treten kaum in Erscheinung. Sonstige Rauschmuster sind nicht vorhanden.

Tonqualität

Beide Tonspuren besitzen klar verständliche Dialoge über dem Mono-Durchschnitt. Lediglich ein leichtes Hintergrundrauschen ist zu hören. Die englische Tonspurt wirkt dabei etwas besser in die Szenerie integriert, während die deutsche Fassung leicht künstlich klingt. Deutsche Untertitel liegen nur bei den Szenen vor, für die keine deutsche Tonspur existiert.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.

Fazit

„Champagner Mörder“ überzeugt vor allem in der zweiten Hälfte durch eine audio-visuell atmosphärische Inszenierung, die innerhalb der ersten Hälfte jedoch nur ansatzweise auf der Ebene der Figuren vorbereitet wurde. Hier spart Chabrol an der Charakterisierung, obwohl er sich viel Zeit für Szenen jenseits der Thrillerhandlung nimmt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Le Scandale (Frankreich 1967)
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Claude Chabrol
Darsteller Anthony Perkins, Maurice Ronet, Yvonne Furneaux, Stéphane Audran, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie
Preis ca. 15 EUR
Bewertung uneinheitlich, technisch gut