Unter der Decke

Chori Chori Chupke Chupke

"Chori Chori Chupke Chupke" ist ein Film der unterdrückten Konflikte, welcher nur sehr selten Szenen besitzt, in denen das dramatische Potential offen ausagiert wird. Das überrascht ein wenig angesichts einer Handlung, die konfliktgeschwängerter kaum sein könnte. Zunächst beginnt alles mit dem Wunsch eines wohlhabenden Inders, dessen Enkel endlich heiraten sowie ein Kind zeugen soll, damit die Familientradition mit einem weiteren Nachkommen gesichert ist. Nach ein paar kleineren Scharmützeln willigt Enkel Raj ein. Er heiratet Priya, die nach kurzer zeit schwanger wird. Alle Konfliktpotentiale scheinen ausgeräumt, aber bei einem Cricketspiel erleidet Priya, die dem Treiben zuschaut, einen Unfall. Sie stürzt so schwer, dass das Kind stirbt. Zu allem Überfluss wird sie niemals wieder Kinder bekommen können. Dieses Detail wissen nur Priya, Raj und der behandelnde Arzt. Vor der übrigen Familie hält man es geheim. Da der Wunsch nach einem Nachkommen jedoch immer noch groß ist, sucht das Paar nach einem Lösungsweg. Die Adoption kommt nicht in Frage, da Priya möchte, dass Raj der biologische Vater ist. Also sucht Raj eine Frau, die als Leihmutter in Frage kommt. Nachdem er sie gefunden hat, ziehen die drei in die Schweiz, wo der Plan unbemerkt von der restlichen Familie umgesetzt werden soll.
Die Traditionen fordern ihren Tribut, so dass auch ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einer Familienschande zu entgehen. Dabei liegen die Konflikte für den Zuschauer offen auf dem Tisch, "Chori Chori Chupke Chupe" ist aber über seine gut zweieinhalbstündige Laufzeit damit beschäftigt, das dramatische Potential unter der Decke zu halten. Jeglicher Konfliktstoff bleibt auf einen engen Personenkreis beschränkt, der für die Geheimhaltung sorgen soll, so dass so etwas wie Melodramsuspense entsteht. Das funktioniert für eine gewisse Zeit auch ganz gut. Da dem jedoch nichts hinzugefügt wird, je länger der Film läuft, erschöpft sich das dramatische Potential recht bald. Übrig bleibt der Umgang mit dem Thema Traditionen, dessen positive Schlusswendung kulturelle Barrieren offen zu Tage treten lässt. Da Musik- und Tanzszenen auch nicht so schwungvoll wie sonst sind, ist "Chori Chori Chupke Chupke" ein schwächerer Vertreter des Bollywood-Kinos.

Bildqualität

Die DVD weist etwas mehr helle Bildpunkte auf, als andere Bollywoodveröffentlichungen aus dem Hause Rapid Eye. Störend wirken sie aber immer noch nicht. Stärker fällt die teilweise schwache Bildschärfe ins Gewicht. Immer wieder wirkt der Transfer deutlich zu weich, auch die Detailschärfe leidet darunter. Insgesamt bleibt nur ein angenehmer Eindruck übrig. Auch der Kontrast ist zu steil, so dass die Übergänge weniger nuanciert wirken, als es wünschenswert wäre. Die Farben erscheinen demgegenüber gewohnt kräftig und sorgen bei den richtigen Szenen für ein herrlich buntes Spektakel.

Tonqualität

Der 5.1-Ton bietet vor allem in den Musikszenen die gewohnte räumliche Kulisse. Hier kann sich das Showpotential des Films voll entfalten. Die übrige Handlung bietet keine Möglichkeiten mehr für ausgefeilte Effekte. Die Dialoge ertönen klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht.

Extras

Die Liederszenen aus dem Film sind über einen Extramenüpunkt einzeln anwählbar. Hinter "Soundtrack Premiere" verbirgt sich ein etwa 10minütiger Beitrag, der nicht viel mehr macht, als ordentlich die Werbetrommel zu rühren, weil es sich natürlich um eine Promotionveranstaltung handelt. Neben Szenen von der offiziellen Vorstellung des Soundtracks sind noch uninteressante Interviewschnipsel und Ausschnitte aus den Musikszenen des Films zu sehen. Warum es sich dabei immer wieder um dieselben Szenen handelt, weiß nur derjenige, der den Film geschnitten hat.
Die Karaoke Songs sind natürlich immer noch keine Karaoke Songs, weil man bei Rapid Eye die Bedeutung des Wortes Karaoke immer noch nicht kennt. Die Untertitel werden zwar zum Mitsingen farbig unterlegt, aber der Originalgesang ist auch zu hören.
Zwei TV-Clips und ein Trailer runden das maue Bonusmaterial ab.

Fazit

Über die gut zweineinhalbstündige Laufzeit geht das Konzept, alle Konflikte nur im engsten Kreis der direkt Betroffenen auszutragen, ohne dass sie offen ausbrechen, nicht auf. Technisch ist die DVD ebenso schwächer als vergleichbare Bollywoodfilme wie das Bonusmaterial mau bleibt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Chori Chori Chupke Chupke (Indien 2001)
Länge 159 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye
Regie Abbas und Mastan Alibhai Burmawalla
Darsteller Salman Khan, Rani Mukherjee, Preity Zinta, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Hindi
Untertitel Deutsch
Extras Soundtrack Premiere, Trailer, u.m.
Preis ca. 22 EUR
Bewertung mittelmäßig, technisch mit Schwächen