Puppenmorde

Chucky's Baby

Nachdem Ronny Yu in "Bride of Chucky" die Killerpuppe bereits auf komödiantisches Terrain verfrachtt hatte, setzt Chucky-Erfinder Don Mancini - er hat alle Chucky-Drehbücher geschrieben - in seinem Regie-Debüt den eingeschlagenen Pfad fort. Das Mörderpuppenpaar Chucky und Tiffany hat für Nachwuchs gesorgt, der inzwischen bei einem Jahrmarktsbauchredner gelandet ist. Das Mörderpuppenkind sieht schließlich im Fernsehen einen Bericht über die Dreharbeiten zu dem fiktiven Film "Chucky goes Psycho". Sogleich glaubt es, seine Eltern entdeckt zu haben, und flieht per Flugzeug nach Hollywood. Dort erweckt es mit Hilfe des bekannten Amuletts die animatronischen Puppen zum Leben, welche für den Dreh verwendet werden. Die frisch gebackene Familie beginnt zügig mit der Zukunftsplanung. Tiffany schwört dem Töten ab, Chucky kann dem nichts abgewinnen und der Nachwuchs gerät über die Frage, ob er nun Mädchen oder Junge ist, in eine Identitätskrise. Einig ist sich die Familie nur bei ihrem Plan: Sie möchten in menschliche Körper einfahren, um wieder ein Leben jenseits des Puppendaseins zu führen. Jennifer Tilly, die Hauptdarstellerin des neuen Chucky-Films, und Redman, der Tilly gerne als Jungfrau Maria besetzten möchte, sind die richtigen Opfer für das Vorhaben. Fehlt nur noch ein Kind für den Nachwuchs.
Das erstaunliche an "Chucky's Baby" ist, dass er jenseits aller selbstreferentiellen Anspielungen auf seine Vorgängerfilme im Speziellen und das Thriller- sowie Horrorgenre im Allgemeinen durch die emotionale Geschichte auf Seiten der Puppen funktioniert. Die Identitätskrise des Puppenkindes aufgrund seines völlig unklaren Geschlechtes ist nicht nur Stichwortgeber für ein paar nette Witze, sondern erweist sich tatsächlich als emotionales Drama. Ähnliches gilt für die Rollen, die Chucky und Tiffany in Zukunft als Reaktion auf die Elternschaft annehmen wollen. Während Tiffany glaubt, dem Töten abschwören zu müssen, um mit gutem Beispiel voran zu gehen, bleibt Chucky rückwärtsgewandt. Hier findet eine Reflektion der Geschlechterklischees im Gewand einer absurden Horrorkomödie statt. Und diese bietet eine Fülle an amüsanten Anspielungen. Brian de Palmas "Dressed to kill", Alfred Hitchcocks "Psycho" oder die Bildästhetik eines Dario Argento sind ebenso Teil aberwitziger Parodien wie John Carpenters "Halloween" und Hollywood. Mancini macht keine Gefangenen und inszeniert einen Tempofilm der besten Sorte.
Die Unrated-Fassung, welche in den USA auf DVD erschienen ist, benötigt übrigens kein Mensch (Schnittbericht).

Bildqualität

Das Bild der DVD ist bemerkenswert brillant. Keinerlei Verunreinigungen stören die Vorlage. Die Schärfe ist sowohl in Totalen, wie auch in Großaufnahmen exzellent. Alle Details sind erkennbar und die Konturen klar vom Rest des Bilde abgetrennt. Die Farbwiedergabe überzeugt auf der ganzen Linie. Der Schwarzlevel ist tief, verschluckt aber in dunklen Sequenzen keinerlei Details. Rauschmuster sucht selbst das kritische Auge vergeblich.

Tonqualität

Der Ton macht da weiter, wo die Bildqualität aufhört. Die beiden 5.1-Spuren sorgen für einen feinen räumlichen Klang, der immer wieder Umgebungsgeräusche auf alle Boxen verteilt. Die Dialoge sind klar und verständlich. Rauchen tritt nicht auf. Auch die Musik sorgt immer wieder für einen voluminösen räumlichen Klang.

Extras

Die DVD enthält einen Audiokommentar von Don Mancini (Regie) und Jennifer Tilly (Darstellerin). Auf muntere Weise beleuchten beiden sehr detailfreudig den Film. Dabei geht es vor allem um die Dreharbeiten, ein paar Hintergrundinformationen zur Besetzung und die jeweilige persönliche Sichtweise auf den Film. Don Mancini spricht auch viel über die Genre-Vorbilder, die in Parodien seinen "Chucky's Baby" bevölkern. Ein guter Audiokommentar.
Das etwa 18minütige Making Of liefert vor allem nähere Einblicke in die Arbeit mit den Puppen. Dabei kommt sowohl der Hauptverantwortliche zu Wort, wie auch die einzelnen Puppenspieler ins Licht gerückt werden. Immerhin bedienen bei einer Szene durchaus schon mal sieben Puppenspieler die kleinen Racker, damit sie auch wie lebendige Wesen wirken. Daneben enthält das Making Of weitere interessante Interviewschnipsel mit Darstellern und Regisseur - John Waters steckt mit seiner Begeisterung für die Chucky-Serie förmlich an. Auch die Puppen dürfen sich in höchst unterhaltsamer Weise äußern.
Hinter dem sprechenden Titel "Helli-Day" (ca. 3 Minuten) verbirgt sich eine Urlaubsdiashow der frisch gebackenen Puppenfamilie, die auch den einen oder anderen Toten beinhaltet. Natürlich sparen die Puppen nicht mit ihrem Charakter entsprechenden Kommentaren. Das ist hübsch anzusehen.
"Interview mit den Chucky-Stars" (ca. 4 Minuten) ist ein für das Fernsehen produzierter - oder ist es nur eine parodieartige Nachahmung solcher Formate - Promotionauftritt von Jennifer Tilly, Chucky und Tiffany, die sich ein bisschen zum Film äußern.
Das Easter Egg beinhaltet eine geschnittene Szene sowie ein Video vom Dreh des Films. Das Easter Egg ist abrufbar, indem man im Menü Extras die Markierung auf den Punkt "Helli-Day" setzt. Drückt man nun die Pfeiltaste nach rechts erscheint eine rote Schere im Bild, die per Entertaste aktiviert werden kann.
Der Trailer sowie Texttafelbiografien rundet die DVD ab.

Fazit

Der fünfte Chucky-Teil führt das fort, was im vierten ("Bride of Chucky") angefangenen wurde. Dank eines sehr guten Drehbuchs sowie dem inszenatorischen Gespür Don Mancinis funktioniert "Chucky's Baby" jedoch nicht nur als absurde Horrorkomödie, sondern punktet auch als berührendes, emotionales Drama. Technisch ist die DVD exquisit und das Bonus-Material überzeugend.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Seed of Chucky (USA 2004)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vertrieb der Highlight
Regie Don Mancini
Darsteller Brad Dourif, Jennifer Tilly, Redman, Billy Boyd, John Waters, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Don Mancini (Regie) und Jennifer Tilly (Darstellerin), Making Of, Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung ausgezeichnet